9. Im Spiegelkabinett oder „Zwischen Todesangst und Lebensmut“
Erneut rappelte sich Clint auf und sah sich prüfend um. Sein Ebenbild, das ihm gegenüberstand, tat es ihm gleich. Verwirrung und Überraschung standen in die Gesichter der beiden geschrieben, als der Bogenschütze prüfend eine Hand hob. Wieder folgte sein Klon seiner Bewegung. Dann richtete sich hinter ihm der Captain auf.
Clint schüttelte unterdessen ungläubig den Kopf. Ein Spiegelkabinett!
Auch Steves Neugierde war geweckt.
„Was zum Teufel ist das?“, fragte er, während er fasziniert auf den riesigen Spiegel starrte.
„Sieht ganz nach einem dummen Scherz aus“, erwiderte der Bogenschütze trocken. „Solche Spiegelsaale findet man auf jedem Volksfest.“
„Nur dass es kein Scherz ist“, brummte der Soldat aus einer anderen Zeit.
„Ist mir egal! Natascha ist in der Richtung und ich werde mich sicher nicht von ein paar polierten Scheiben aufhalten lassen!“
Damit stapfte er los, direkt in das Labyrinth hinein.
Steve eilte ihm sofort hinterher.
„Warte, es wäre nicht sonderlich klug, wenn wir uns hier jetzt verlaufen oder verlieren!“
„Dann geh mir einfach nach!“
Der Soldat war es nicht gewöhnt, Befehle entgegenzunehmen, aber in diesem Fall fügte er sich.
Aber schon bald verwandelte sich das scheinbar primitive Spiegelkabinett in einen wahren Irrgarten, wobei keiner der beiden mehr wusste, was Realität und was ein Trugbild war. Erschwerend kam noch hinzu, dass sich zu den Spiegeln auch gewöhnliche Glasscheiben gesellten, manche durchsichtig, andere wiederum spielten Wände vor, wo keine waren. Das hatte zur Folge, dass die zwei permanent gegen unsichtbare Barrieren liefen und schon bald nicht mehr mitzählten, wie viele Beulen sie sich geholt hatten.
„Natascha, bist du hier irgendwo?“
„Ist hier jemand von uns? Natascha, Thor, Tony? Bruce?
„Natascha!“
Immer wieder riefen sie die Namen ihrer Freunde, sei es, um Aufmerksamkeit zu erregen, oder in der Hoffnung, wenigstens ein Lebenszeichen zu erhalten!
Mehrmals versuchten die beiden auch, die Spiegel mit Gewalt einzuschlagen und sich einen direkten Weg zu bahnen, aber die Versuche misslangen. Die glatt polierten Scheiben nahmen nicht einmal einen Kratzer!
Keuchend hockte Natascha am Boden, den schmerzenden Arm vorsichtig mit der gesunden Hand haltend. Loki stand seltsam teilnahmelos neben ihr, die Hände in die Hüften gestemmt. Auch sein Atem ging schwer, als er versuchte, das gerade Geschehene zu verdauen. Seinen Umhang hatte er um ihre Schulter gelegt, um wenigstens die Kälte zurückzuhalten. Der Gott brauchte den Überwurf nicht, da er sowieso nicht fror. Er bezweifelte zwar, dass es die räumliche Kälte war, die die Agentin so zittern ließ, aber er hatte keine Ahnung, was er sonst tun sollte.
Mit solchen Situationen umgehen konnte er nicht!
Plötzlich vernahm er Rufe aus der Richtung, in die sie hatten gehen wollen. Die Stimmen kamen ihm seltsam vertraut vor. Er bemerkte, dass auch seine unfreiwillige Gefährtin kurz den Kopf hob, um zu lauschen.
Dann war wieder Ruhe.
„Wir sollten nachsehen, ob da jemand ist!“, unterbrach Loki die Sille.
Natascha nickte schwach, machte aber keine Anstalten, sich zu erheben. Nach wie vor hielt sie ihren schmerzenden Arm. Das Feuer in ihrer Schulter wollte einfach nicht erlöschen und loderte in ihrem ganzen Körper wie ein Inferno weiter.
Plötzlich entfuhr ihr ein kurzer Aufschrei, als ein erneuter Blitz durch ihren Körper fuhr. Erst jetzt bemerkte sie, dass Loki neben ihr kniete und ihre Schulter überprüfte. Sein Gesicht war ernst und verriet kein Gefühl.
„Das sieht nicht gut aus“, stellte er schließlich fest.
„Ja, ich hab‘s bemerkt. Scheiße auch!“
„Wenn ich das richtig sehe, dürfte der Arm ausgekugelt sein. Möglicherweise sogar mehr. Ich könnte das zwar auf der Stelle beheben, aber ich denke, dann wird mich dein Freund umbringen!“
Sie sah ihn fragend an.
„Warum?“
„Weil du dann das ganze verdammte Schloss zusammenschreist, so wie du dich jetzt schon aufführst!“
„Toll, ich kann auch nichts dafür, dass ich nur ein Mensch bin!“, gab sie bissig zurück. „Wenigstens habe ich Gefühle“, ergänzte sie schließlich noch.
„Ach, wär‘s dir lieber gewesen, wenn ich dich fallen gelassen hätte?“ fuhr er sie an. „Aber wie du willst, dann lass ich dich eben alleine zurück!“
Mit diesen Worten wandte er sich ab und schickte sich an, zu verschwinden.
„Loki… warte!“, versuchte sie, ihn zurückzuhalten
Er hielt kurz inne, drehte sich aber nicht um.
„Es… Es tut mir leid! Das war nicht so gemeint!“
Der Gott sah sie bedächtig an. Mit vielem hatte er gerechnet, aber damit nicht.
„Ich… Ich wollte…“
Sie brach ab und schüttelte den Kopf.
„Danke, dass du mich gerettet hast!“
Loki atmete tief durch.
Meinte sie das etwa ernst? Unmöglich, oder?
Dann machte er einen, zwei Schritte auf sie zu.
„Kannst du aufstehen?“
Sie nickte.
Der Gott reichte ihr eine Hand, die sie dankbar ergreifen wollte.
Plötzlich hielt sie inne.
Ihr Blick war auf einen Punkt hinter ihm fixiert.
Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Nein, das durfte nicht wahr sein!
„LOKI, PASS AUF! HINTER DIR!“
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Ghost (Busters) Avengers - Geisterjäger wider Willen
Fanfiction„Geister sind etwas für Kinder!“ – In diesem Punkt sind sich die Avengers einig. Entsprechend groß ist die Motivation, als sie den Auftrag erhalten, in einem Geisterschloss nach verschollenen Personen zu suchen. Und zu allem Überfluss wird Loki mit...