13. Schöne Orte oder „Wir sind nicht wirklich in einer Gruft gelandet, oder?"

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13.  Schöne Orte oder „Wir sind nicht wirklich in einer Gruft gelandet, oder?“


Für einen Augenblick wusste Steve nicht, was er tun sollte. Mit der einen Hand hielt er Loki, mit der anderen seinen Schild. Nervös wanderte sein Blick zwischen dem verletzten Gott und der Umgebung hin und her.
Wo war ihr Angreifer?
Wo würde er als nächstes zuschlagen.
Normalerweise wäre die Taktik in so einem Fall, die Position so schnell wie möglich zu wechseln und nie länger an einer Stelle zu verbleiben. Aber das war mit dem Gott in seinem Arm unmöglich.
Loki stöhnt und richtete sich mühsam auf. Bei jeder Bewegung drang das Messer noch tiefer in sein Fleisch ein und verursachte, dass sich der Schmerz wie flüssige Lava in seinem Körper ausbreitete.
Verdammt, wie hatte das nur passieren können?
Er hörte, wie Steve ihm etwas zurief, nahm es jedoch nicht richtig wahr. Für einen kurzen Moment wurde ihm schlecht und die Umgebung verschwamm vor seinen Augen.
Aber dann riss er sich zusammen. Wegen so einer kleinen Wunde würde er sich ganz sicher nicht außer Gefecht setzen lassen!
Immerhin war er ein Gott!
Das unklare Bild vor seine Augen wurde wieder scharf, als er über die Schulter seines Kollegen hinwegsah.
Ja, das unklare Bild wurde wieder scharf, aber ein trüber Fleck blieb zurück. Direkt vor ihm waren die eigentlich scharfen Linien verschwommen, als hätte jemand mit einem Pinsel über eine Zeichnung gemalt.
Er kniff die Augen zusammen.
Das Resultat blieb dasselbe.
In diesem Moment realisierte er.
„Steve – runter! Sofort!“


Zuerst kletterte Natascha in das Loch in der Decke. Wieder schwang sie sich mithilfe von Clints Räuberleiter in die Höhe, während sie die Taschenlampe zwischen den Zähnen eingeklemmt hatte.
Normalerweise hätten die beiden vermutlich lange darüber diskutiert, wer zuerst die Ehre haben sollte, das Risiko einzugehen, ein neues Gebiet zu betreten. Aber in diesem seltenen Fall waren sie sich sofort einig, dass es im Spiegelkabinett gefährlicher war, als dort oben. Warum sonst sollte man jemanden von dort oben nach unten befördern?
Weiters kam noch dazu, dass Natascha in ihrem Zustand niemals in der Lage gewesen wäre, den Bogenschützen hinauf zu hieven.
Außerdem bestand dieser darauf, hier die Position zu halten, während sie in die vermeintliche Sicherheit fliehen konnte.
Schließlich erreichte die Geheimagentin ihr Ziel.
Clint konnte sich mit seiner Neugierde kaum zurückhalten.
„Was siehst du dort oben?“, fragte er, während sie den Raum über ihm ausleuchtete.
„Gute Frage!“, antwortete sie erstaunt. „Am besten, du siehst es dir selbst an! Warte – Ich suche schnell nach etwas, damit ich dich hier hoch bringe!“
„Natascha, nicht!“, rief er zurück. „Du weißt nicht, was dich dort erwarten könnte!“
„Kein Problem“, entgegnete sie eine Spur zu selbstsicher.
Aber tatsächlich sah der Bogenschütze schon wenige Augenblicke später wieder ihr Gesicht. Dabei ließ sie ihm eine Kette herunter.
„Nicht das beste“, meinte sie entschuldigend. „Aber es sollte ausreichen!“
„Natascha, das ist perfekt!“, erwiderte er freudestrahlend.
Prüfend ergriff er die Kette und als er sicher war, dass sie sein Gewicht trug, hangelte er sich gekonnt nach oben. Das letzte Stück half ihm seine Partnerin, aber das war wohl eher eine freundschaftliche Geste, denn sie wussten beide, dass er niemals auch nur irgendwelche Probleme haben würde, ein solches ‚Seil‘ zu erklimmen.
Als er ebenfalls sein Ziel erreicht hatte, sah er sich sofort in der neuen Umgebung um, während die Geheimagentin den Raum ausleuchtete. Aus einem Instinkt heraus kauerte er sofort in Kampfstellung, aber er bemerkte bald, dass das ziemlich überflüssig war.
Außer ihnen befand sich niemand in der Kammer.
Und eine solche war es tatsächlich, wie Clint fasziniert feststellte.
„Was sagst du jetzt?“, fragte Natascha grinsend.
Der Assassine schüttelte nur ungläubig den Kopf. Dass sie wirklich so viel Glück hatten!
„Sieht fast so aus, als wären wir in einer Waffenkammer gelandet!“


„Willst du woanders hingehen, während ich mich hier umsehe?“, fragte Bruce ernst.
Ihm war nicht entgangen, dass die Nerven seines Kollegen bei der ganzen Angelegenheit schon lange nicht mehr mitspielten. Und dass Tony sich hier übergab oder gar bewusstlos wurde, das konnte er gar nicht brauchen.
Der Angesprochene schüttelte energisch den Kopf.
„Keine Sorge, ich pack das schon!“, behauptete er, aber seine Stimme klang weit weniger überzeugend, als er es gerne gehabt hätte.
Der Wissenschaftler zuckte mit den Schultern zog das blutbefleckte Tuch, das hinter dem Altar hing, mit einem Ruck weg.
Tony schluckte mehrmals und wandte den Blick ab, als er sah, was sich dahinter befand. Das Blut gefror in seinen Adern. So etwas hatte er noch nicht einmal in einem Horrorfilm gesehen!
Er schüttelte sich angewidert und schloss die Augen. Aber das Bild verschwand nicht mehr aus seinem Kopf. Das Bild jener halb verwesten Leiche, die an ein Kreuz genagelt war und deren Gedärme wild am Boden verteilt lagen. Bis zur Wirbelsäule hatte er durchsehen können, während die Kehle mit einem scharfen Schnitt durchtrennt worden war und einige Stellen so aussahen, als wäre die Haut abgezogen worden.
Bis zur Wirbelsäule…
Nicht das es ausreichte, jemanden hinzurichten, nein, die Leichen mussten auch noch auf grausamste Weise verstümmelt werden!
Schwerfällig stützte er sich am Altar ab. Keuchend rang er nach Luft und darum, nicht die Besinnung zu verlieren. Erschwerend kam noch dieser Geruch dazu.
Dieser widerwärtige Geruch nach Verwesung und Tod.
Gott, das würde ihn für den Rest seines Lebens verfolgen!
Nie wieder würde er friedlich schlafen können mit dem Wissen, was an diesem schauderbaren Ort vor sich gegangen sein musste.
Nie wieder…
Plötzlich spürte er einen scharfen Schmerz an der Wange. Das holte ihn zurück in die Realität. Er sah auf und erkannte Bruce, der drohend vor ihm stand und gerade zur nächsten Ohrfeige ausholte.
„Herr Gott noch einmal! Ich habe dich gewarnt! Jetzt reiß dich gefälligst zusammen!“, brüllte er wütend.
Das wirkte Wunder!
Sofort beruhigte sich der Ironman wieder, sei es nur, um zu verhindern, dass sein Kollege wirklich wütend wurde. Denn einen Hulk konnte er jetzt ganz und gar nicht gebrauchen!
„Suchen wir nach dem verfluchten Ausgang!“ knurrte er entschlossen.
Er würde bestimmt nicht so enden, wie diese bedauerlichen Menschen hier!
Bruce nickte.
„So gefällt mir die Einstellung gleich viel besser!“
„Wo fangen wir an?“
Der Wissenschaftler sah noch einmal zu der grausam zugerichtete Leiche. Vorsichtig wickelte er das Tuch herum und stieß dabei gegen das Kreuz.
Zur Überraschung und zum Schrecken beider fiel dieses durch die leichte Berührung unter lautem Krachen zu Boden.
Mit weit aufgerissenen Augen starrten sich die beiden Männer an. Wie war das denn passiert?
Aber jetzt wurde es Tony zu dumm.
„Verdammt, diese Scheiße!“, schrie er wütend.
Dabei stampfte er fest mit dem Fuß auf den Boden.
Plötzlich geschah etwas gänzlich Unerwartetes.
Der Boden gab an der Stelle nach, wo eben noch das Kreuz gestanden hatte und offenbarte ein schwarzes Loch im Boden.

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