16. Erlebnisse in der Folterkammer oder „Ich glaube, ich spinne!"

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16.  Erlebnisse in der Folterkammer oder „Ich glaube, ich spinne!“


„Bruce, verdammt! … Scheiße!“
Sofort rannte Tony zu der Stelle, an der sein Kollege gerade eben noch gestanden hatte.
Und stoppte gerade noch rechtzeitig, um nicht selbst in das Loch zu fallen, das sich am Boden auftat.
„Bruce?“
Aber als Antwort erhielt er nur konstantes Rauschen. Erst jetzt erkannte er, dass sich knapp unter dem Boden ein reißender Fluss, oder zumindest soetwas ähnliches befinden musste. Ein Fluss mit einer verdammt starken Strömung…
Einer Strömung, der sein Kollege soeben zum Opfer gefallen war, denn Tony hatte keine Zweifel, dass der Wissenschaftler von den Wassermengen mitgerissen worden sein musste. In den wenigen Augenblicken hatte er niemals reagieren und sich noch irgendwo festklammern können.
„Verdammt…“
Was sollte er jetzt tun? WAS?
Wie konnte er verhindern, dass er selbst in einer derartige Falle lief?
Um seinen Kollegen machte er sich dabei weniger Sorgen – Der Mann hatte einen Sturz aus mehreren tausend Metern überlebt, da würde ihn ein bisschen Wasser nicht einmal kratzen können!
Aber was war mit ihm? Tony war ohne seine Rüstung nur ein ganz gewöhnlicher Mensch und das wurde ihm jetzt schmerzlicher denn je bewusst.
Er war hilflos.
Hilflos gefangen in der Folterkammer eines mittelalterlichen Schlosses, in dem es auch noch spukte…
Toll! Wirklich toll!
Nein, so durfte er nicht denken!
Was hatte ihm Bruce noch vor nicht allzu langer Zeit gesagt? Geister waren nur so real, so sehr man an sie glaubte?
Dem Milliardär war bewusst, dass er diese Behauptung jetzt einer Probe unterziehen musste. Wenn es keine Geister gab, dann war der Feind, der da in den Schatten lauerte, nur mehr halb so bedrohlich. Denn er war gar nicht existent!
Das war die einzige Chance, die ihm noch blieb.
Wenn diese Theorie stimmte, dann musste er nur noch mit den Fallen des Schlosses fertig werden.
Fallen, die bereits mehrere Männer ins Grab gebracht hatten…
Fallen? Ha! Er war ein Genie, ein wahrer Meister, wenn es um jegliche Art von Technologie ging. Er hatte einen fliegenden Kampfanzug aus einer Ladung Schrott ohne jegliche Hilfsmittel gebaut.
Und dann sollte er sich von ein paar mittelalterlichen Fallen einschüchtern lassen?
Nein, ganz sicher nicht!
Und mit einer neuen, nie dargewesenen Motivation sah er sich in der Folterkammer um. Wenn es einen Ausweg gab, dann würde er ihn finden.
Und wenn es keinen gab… Nun, dann würde er sich einen schaffen!


Kälte.
Das war das erste, was Steve auffiel, als sich die Planchette plötzlich zu bewegen begann. Eisige Kälte erfüllte den Raum und fraß sich gierig durch seinen dünnen Kampfanzug.
Der Gott schien das nicht zu bemerken, oder zumindest schien es ihn nicht merklich zu stören. Er starrte wie gebannt auf das behelfsmäßige Board, während sein Gesicht zu einer Maske erstarrt war und keinerlei Regung zeigte.
„Verdammt, was… was passiert da?“, fragte Steve mit unsicherer Stimme, während er ebenfalls auf den umfunktionierten Schild starrte und die Planchette wie eine giftige Schlage beobachtete.
Aber er wagte es nicht, seine Hand wegzuziehen.
Nach wenigen Augenblicken blieb das Teil plötzlich wieder liegen.
„Was hat das zu bedeuten?“
„Sieht so aus, als wäre unsere kleine Geisterbeschwörungsaktion doch nicht umsonst gewesen!“, antwortete Loki schließlich und konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. „Jetzt muss unser Besucher nur noch gewillt sein, uns auch noch Auskunft zu geben!“
Steve erwiderte nichts. Was sollte er auch sagen? Jetzt wollte er einfach einmal abwarten sehen, was weiter passierte.
„Willst du mit uns sprechen?“, warf Loki mit fester Stimme in den scheinbar leeren Raum.
Das bewirkte, dass sich Steve kurz unsicher umsah. Wenn sie doch nur wenigstens nicht in einer Gruft wären…
Aber dann wurde seine Aufmerksamkeit sofort wieder auf die Planchette gezogen, welche sich kaum merklich in Bewegung setzte. Langsam bewegte sie sich auf das Wort „Ja“ zu und kam dort wieder zur Ruhe.
„Du schiebst das Ding doch nicht herum, oder?“, fragte der Soldat aus einer anderen Zeit unsicher.
„Natürlich nicht, sonst wäre die ganze Aktion ziemlich sinnlos, du Depp!“, knurrte Loki sichtlich genervt.
Steve wollte etwas erwidern, sparte es sich aber. Auch wenn es ihm noch so sehr missfiel, er war in dieser Angelegenheit auf den Gott angewiesen. Eine bessere Idee, wie er hier herauskommen konnte, hatte er nicht. Es wäre also nicht sonderlich klug, Loki jetzt zu verärgern!
Dann wandte sich der Gott wieder seinem „Spielzeug“ zu.
„Bist du uns freundlich gesinnt?“
„Was soll den das schon wieder heißen?“
„Halt einfach die Klappe!“
Während die beiden noch sprachen, setzte sich die Scheibe wieder in Bewegung und landete schließlich erneut auf „Ja“.
Loki atmete tief durch.
„Wenigstens etwas!“
„Frag ihn, wie wir hier herauskommen können!“, warf Steve ein.
Loki nickte. „Kannst du uns einen Ausweg zeigen?“
Die Planchette rutschte einmal über das gesamte Brett und kam dann auf einer leeren Fläche zu stehen.
„Was heißt das?“, wollte der Soldat wissen
„Gute Frage! Probieren wir es eben noch einmal!“, antwortete der Gott, dann wandte er sich wieder an den „Geist“ – falls die Bezeichnung zulässig war. „Kannst du uns helfen, aus der Gruft herauszukommen?“
Wieder drehte die Scheibe eine Runde, kam aber zu keinem eindeutigen Ergebnis.
„Mist!“
„Könnte man die Frage vielleicht noch irgendwie umformulieren?“, erkundigte sich Steve. „Oder vielleicht zuerst etwas anderes fragen und es dann noch einmal versuchen?“
Der Gott zuckte mit den Schultern. „Das ist der Nachteil, wenn man mit einem Ouija-Board arbeitet. Die Hälfte der Zeit funktioniert es nicht so, wie man es gerne hätte. Außerdem ist es verdammt schwierig, nur zu zweit genug Energie aufzubringen. Das wäre etwas anderes, wenn man einen Geist beschwört, den man kennt, zum Beispiel einen alten Freund. Dann funktioniert es mitunter auch alleine. Aber so…“
Der Soldat aus einer anderen Zeit verzog das Gesicht. Das alles wurde immer abstruser und okkulter und er wusste überhaupt nicht mehr, was das eigentlich sollte. Aber was hatte er schon groß erwartet? Dass er eine Antwort à la „Zuerst geradeaus gehen und dann zweimal links abbiegen“ erhalten würde?
„Loki, ich fürchte, das ist eine komplette Zeitverschwendung. Das wird nie was!“
„Wir werden sehen!“
Damit schloss der Gott die Augen, entspannte sich kurz und murmelte dann etwas Unverständliches, wobei ihn Steve mit einem seltsamen Blick bedachte.
Daraufhin setzte sich die Planchette wieder in Bewegung und zog von einem Buchstaben zum nächsten, wobei sie immer wieder für einen Augenblick stoppte, wenn sie auf einem der Zeichen zum Stillstand kam.
Loki beobachtete das behelfsmäßige Brett und merkte sich die Zeichen.
„Was soll das jetzt werden?“
Der Gott antwortete nicht und wiederholte das Prozedere. Diesmal stoppte die Planchette auf anderen Schriftzeichen.
„Das ist nicht gut“, stellte Loki nach einer Pause fest. „Gar nicht gut.“
„Verdammt noch einmal, sag mir endlich, was!“ Langsam, aber sicher hatte Steve den Verdacht, dass sein Gegenüber mit Absicht schwieg, nur um ihn zu ärgern. Und das fand er gar nicht lustig!
„Sie wollen uns hier nicht rauslassen“, bemerkte der Gott ruhig, aber es war erkennbar, dass seine Gelassenheit nur gespielt war.
„Weißt du was? Ich habe genug von diesem okkulten Zeug! Ich hätte mich nie auf so einen Blödsinn einlassen sollen!“
Wütend erhob sich Steve, ehe er von Loki zurückgehalten werden konnte.
„Warte, das ist…“
Plötzlich schepperte etwas über ihnen ohrenbetäubend. Mit einer Mischung aus Nervosität und Ungewissheit sah der Soldat nach oben.
Und sah nur mehr, wie etwas auf sie herabfiel.
Er hatte keine Zeit, zu reagieren. Keine Möglichkeit, zur Seite zu springen.
Mit einem Knall landete etwas Schweres direkt vor ihm.
Hinter ihm.
Seitlich von ihm.
Über ihm.
Und er erkannte, was es war.
Gitter. Sie waren umgeben von schweren Eisengittern.
Sie saßen fest.
„… nicht gut!“
In diesem Moment realisierten die beiden, dass sie in einem Käfig gefangen waren.

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