Kapitel 2

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Auf Zehenspitzen tapste ich den Gang entlang zu Janes Arbeitszimmer. Die Tür stand eine Hand breit offen und neugierig wie ich war, lugte ich hindurch. Meine Tante saß an ihrem Schreibtisch und hielt in einer Hand den Hörer unseres altmodischen Telefons, mit der anderen stützte sie ihren Kopf ab.

„Ja, ich weiß! Geben Sie uns doch noch ein wenig Zeit. Momentan ist es für uns nicht gerade einfach. Durch den Klimawandel wird es bei uns im Hochland immer wärmer. Kein Wunder, dass niemand mehr unsere Schafwoll-Pullover kaufen möchte." Eine kurze Pause entstand. „Ach kommen Sie! Könnten Sie denn keine Ausnahme machen?"

Meine Tante klang ziemlich verzweifelt. Ich ruckartig drehte ich mich um, damit mich meine Tante nicht beim Lauschen erwischen konnte, doch da war es schon zu spät. Ich stieß unsanft an eine Vase, die ins Wanken kam und im nächsten Moment klirrend zu Boden fiel. Toll, jetzt hatte ich auch noch die wertvolle Vase meiner Urahnen auf dem Gewissen!

„April? Kommst du bitte kurz?", rief mich Jane in das Zimmer. Mit gesenktem Kopf stieß ich die Tür auf und wartete auf eine Standpauke. Doch nichts dergleichen kam. „Setz dich doch!", bot mir meine Tante an. Zögernd nahm ich am Sofa Platz und wartete ab.

„ Du weißt, dass wir zurzeit nur wenige Produkte unserer Schafe verkaufen können. Wir können unsere Farm nicht länger über Wasser halten. Sie...sie muss zwangsversteigert werden. Wenn wir Glück haben, können wir hier weiterhin arbeiten, ansonsten müssen wir wegziehen. Es tut mir ja so leid!"

Ich war unfähig, darauf etwas zu erwidern. Wir müssen weg von hier. Weg von den ganzen Erinnerungen an meine Mutter und weg von all dem was mir die ganzen Jahre über Halt gegeben hatte. Was wird aus mir, wenn ich erwachsen bin schließlich hatte ich bis heute noch keine einzige Schule besucht.

Voller Trauer und quälender Gedanken stolperte ich hinaus auf den Hof. Möglichst weit weg von all diesen schrecklichen Neuigkeiten. Ich rannte, als ginge es um Leben und Tod, querfeldein über die mit Unkraut bedeckten Wiesen bis zu den Klippen. Hier wurde vor dreizehn Jahren das geliebte Pferd meiner Mutter freigelassen. Oft kam ich her, wenn ich traurig war und einfach einmal alleine sein wollte. Der grandiose Ausblick auf das tosende Meer gab mir halt.

Verzweifelt ließ ich mich auf einem großen Felsbrocken nieder und seufzte. War die Zwangsversteigerung wirklich schon notwendig? Konnte ich meiner Tante denn gar nicht helfen?

Mit dem Rücken zu der Schafherde saß ich nun da. Plötzlich spürte ich etwas Warmes auf meiner Schulter. Ich schreckte aus meinen Gedanken und sprang ruckartig auf. Erschrocken wirbelte ich herum. Was ich sah, nahm mir den Atem. Ein Exmoorpony galoppierte nur wenige Meter von mir entfernt mit großen Sprüngen zurück zu seiner Herde.

Hatte sich wirklich gerade ein Exmoorpony so nahe an mich heran getraut? Nein, das kann nicht sein. Meine Tante erzählte mir immer, die Wildponys seien unberechenbar und scheu. Verwundert drehte ich mich wieder um, als mir DIE Idee kam.

Hey Leute! danke dass ihr die Geschichte lest ❤. Hinterlasst doch mal ein par Kommis ;) Gaaanz liebe Grüße, eure freedom_girls

☆el perdón-Nicky Jam☆

ThundergirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt