Kapitel 11

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Überrascht öffne ich meine Augen und blicke direkt in die sanftmütigen Kristalle der zierlichen Stute. In ihren Augen kann ich reine Sanftmut erkennnen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich auch sagen, dass ich Trauer in ihren wundervollen Augen erkennen kann.

Mein ich spiegelt sich in Thundergirls Augen. Sofort muss ich wieder an meine Mum denken. Wie ähnlich wir uns doch schauen, wie aus dem selben Holz geschnitzt.

Langsam hebe ich meine andere Hand und strecke diese nach Thundergirl aus, streichle der Stute vorsichtig über ihren muskulösen Hals. Thundergirl bleibt dabei gelassen stehen und bewegt sich nicht vom Fleck. Überglücklich greife ich nach dem Halfter, das auf meiner Schulter hängt, und halte es ihr vor die Nase.

Thundergirl beschnuppert  das rote Halfter neugierig, schnaubt kurz und drückt schlussendlich ihre weiche Nase ins Halfter. Behutsam gleitet meine Hand über ihre Stirn, ehe ich das Halfter ganz über ihren Kopf ziehe. Aus lauter Angst, sie könnte es sich anders überlegen, wenn sie sich eingeengt fühlt, stelle ich das Halfter auf die lockerste Stufe und lasse den Karabiener zuschnappen.

Thundergirls Ohren zucken bei diesem Geräusch kurz, doch sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Vorsichtig greife ich nach Strick und hake diesen ebenfalls ein, fasse den Stick ganz am Ende, um ihr Bewegungsfreiheit zu geben, und ging Richtung Gatter.

Die Stute trabt leichtfüßig neben mir her, während ich so schnell wie möglich zum Ausgang wollte. Schnell öffnet Ethan das Gattertor und lässt mich hindurch.

"Na? Auch mal geschafft, Süße?", fragt mich Ethan neckend. Waaas? Ethan hat mich jetzt nicht ernsthaft gerade Süße genannt! Ich muss mich echt beherrschen, ihm nicht gleich in die Arme zu fallen. Diesen Augenblick habe ich mir schon seit Jahren gewünscht!

Früher saßen wir oft gemeinsam auf Steinen und blickten zum Meer, kletterten auf den schroffen Felsen der Küste und hatten Spaß.

Doch diese schönen Zeiten änderten sich schnell. Immer wenn ich traurig war, war er bei seinen Pferden und trainierte für Turniere. Wenn er mir einmal kurz zuhörte, lachte er mich ständig aus. Eine einzelne Träne rollt über meine Wange und tropft von meinem Kinn.  Plötzlich spüre ich eine warme Hand auf meiner Wange.

Als mir dann wieder einfällt, wo ich hier stehe und was gerade passiert ist, mache ich große Augen. ER hat mich ernsthaft auf meiner Wange berührt. Ich kann mein Glück garnicht fassen, und trotzdem ist mir diese Situation auch etwas peinlich.

"Hey Kleine, nicht weinen!", tröstet mich Ethan. Wenn der wüsste ...

Ich beruhige mich wieder ein wenig, ehe ich wieder weiter gehe, um die Stute in ihr Paddock zu bringen.

Ich brauche nicht einmal am Strick zu ziehen, damit sie mir folgt, denn sie scheint so viel vertrauen in mich zu haben. Ob sie Mum in mir wiedererkennt?

Ich schließe das Gatter hinter mir und Thundergirl, bevor ich den Strick abmache und mich in das kalte Einstreu fallen lasse. Mit hoch erhobenem Kopf tänzelt Thundergirl in der Box und bleibt schließlich direkt vor mir zum Stehen. Ich bleibe einfach ruhig sitzen, damit sie sich wieder an uns Menschen gewöhnt.

Thunder streckt ihren Kopf mit ihren freundlichen Teddybäraugen zu meinem Gesicht und pustet mir ins Gesicht, was mich auf meiner Wange kitzelte.

Plötzlich mach die Stute einen Hüpfer und keilt mit ihren Hufen aus. Ich weiß nicht was,  aber irgendwas spürt die Stute, denn sie flüchtete in die hinterste Ecke des Paddocks.

Hey Leute! Sorry dass wir schon so lange nicht mehr geupdatet haben. Wir hatten in letzter Zeit einfach keine Zeit :-/ Aber hier das versprochene Kapitel ;)

ThundergirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt