Kapitel 6

204 27 6
                                    

Traurig und wütend zugleich sitze ich in meinem Bett. Warum kann ich nicht wie jede andere Jugendliche mit meinen Eltern aufwachsen? Es fällt mir wirklich schwer, meine Tränen, die sich gerade den Weg nach unten bahnen wollen, zurück zu halten.

Meine Augen werden immer schwerer, und ich muss herzhaft gähnen. Schon wenige Minuten später versinke ich in einen unruhigen Schlaf und durchträume alles so, wie es früher in Janes Erzählungen war.

Ich träume von Moms Entscheidung, von dem Tag, an dem sie Thundergirl freigelassen hatte. In meinem Traum war ich an dem Tag des Turniers. Mutter versuchte, Adam ihre Entscheidung zu erklären. Dieser aber lenkte das Auto bei einer scharfen Kurve direkt in den Graben. Vor meinem inneren Auge konnte ich Moms ängstlichen Gesichtsausdruck sehen. Die blanke Panik war in ihrem Gesicht, aus welchem jegliche Farbe gewichen war.

Ich zucke zusammen als das Auto gegen den Baum kracht. Ich vernehme einen lauten Knall, als ich mich plötzlich auf dem kalten Holzboden meines Zimmers wieder finde. Ich rappele mich auf, meine Knochen schmerzen.

An Schlaf ist nicht mehr zu denken und so tapse ich leise zu meinem Kleiderschrank und reiße wahllos irgendwelche Klamotten aus den Fächern.

Immer diese Träume ...

Es ist immer, als würde ich live dabei sein und alles real miterleben. Dieses Gefühl von Panik, als würde gleich alles schwarz werden. Na ja, für Mama, Papa und eines der Pferde wurde es das.

Erst vor kurzem hatte ich heraus gefunden, was es für Pferde waren. Celestra und Revolto, damals waren sie erst seit wenigen Tagen auf dem Hof gewesen. Ein talemtierter Hengst und eine große Nachwuchshoffnung. Und beide hatte dieser Unfall das Leben gekostet. Aber wenn ich bedenke, dass dabei meine Eltern umgekommen waren, waren diese Pferde für mich eine Nebensächlichkeit.

Wie gerne hätte ich meine Mutter kennen gelernt ... Mein Zorn auf Adam, den ich gar nicht als meinen Vater akzeptieren will, wächst stetig.

Das Ergebnis meiner rasanten Anziehaktion blickt mich im Spiegel an.

Ich habe ein rotes Top mit Spaghetti-Trägern und eine Jeans-Hotpant erwischt. Genau das richtige bei der Hitze.

Ich bin fest entschlossen, Thundergirl zu finden.

Dieser Hof war das zu Hause und der Traum meiner Mutter, also soll es auch mein zu Hause und mein Traum sein.

Wenn ich es schaffen würde, das Vertrauen dieses Pferdes zu gewinnen und es zu reiten, könnte ich bei Turnieren starten und das nötige Geld zusammen bekommen ... das habe ich ja alles schon einmal durchdacht.

Tante Jane ist längst draußen bei den Tieren, ich komme also ungeachtet vom Hof. Davor hole ich mir jedoch noch aus dem Stall das rote Halfter mit der aufgestickten Schrift Thundergirl. Es sieht aus wie neu, meine Mutter muss es wenig benutzt haben.

Mission Thundergirl kann losgehen.

------------------------------------------------------

Hallo Leute!
Daaaanke für die vielen reads und votes :)wir freuen uns bei JEDEM einzelnen Leser :)
Glg

ThundergirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt