Schlechte Kunde

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Ramón drehte sich um und erkannte seinen Prinzen. Er sah auch den Schmerz in dessen Gesicht und Resignation.

„Was ist geschehen?", fragte er besorgt.

„Veranlasse alles für einen Aufbruch", befahl Tigran schlicht. „Wir versammeln die östlichen Vasallen und deren Truppen und ziehen in die Schlacht!"

„Sire, der Norden ist noch in der Überzahl wir werden keine Chance haben, ohne einen Dra-" Ramon verstummte.

Vor ihm trat ein Drache aus dem Tempel und blinzelte den Sonnenstrahlen entgegen. Der Schuppenpanzer glänzte wie poliertes Kupfer und er entfaltete die ledrigen Flügel, als sei es das erste Mal.

„Aber wie ist das möglich?"

Tigran konnte es kaum aussprechen. Es kostete ihn enorme Überwindung.

„Lanessa hat sich im Feuer geopfert", sagte er heiser und sah in die Ferne. „Doch es ist geschehen und unser Blick muss sich zum Feind richten", sprach er stählern. „Mit einem Drachen steht uns nichts mehr im Wege. Wir werden siegreich sein!"

„Das werden wir", bestätigte Ramón ungläubig und versuchte, seinen geschockten Gesichtsausdruck zu entschärfen.

Tigran nickte ernst. Dann suchte er den Blick seines Freundes und sprach eindringlich: „Aber Ihr werdet hier verweilen!"

„Sire", begann der Hauptmann zu widersprechen, doch er wurde nicht angehört.

„Bitte, Ramón", flehte der Kronprinz dringlich. „Ich brauche jemanden, dem ich Urdin und Uwennya anvertrauen kann. Ich muss sie in Sicherheit wissen. Sie sind alles, was mir bleibt."

Ramón sog widerwillig die Luft ein, doch er stimmt er zu und sein Freund fuhr ebenso nachdrücklich fort: „Sollte Ruppert – wider Erwarten – siegen. Dann müsst Ihr sie in Sicherheit bringen. Urdin ist der rechtmäßige Erbe beider Reiche, sie werden in Gefahr sein."

„Nicht solange ich lebe!", sagte Ramón ernst.

Tigran drückte ihn an seine Brust und schlug in dankbar auf den Rücken.

„Danke!"

„Ein Leben lang zu Diensten, mein Prinz!", antwortete Ramón nur.


❖ ❖ ❖


Er reiste alleine mit Lanessa ab und traf schon bald ein ganzes Heer an. In der Ebene von Breskyr stieß er auf eine Streitmacht von fünftausend Mann. Ein Drittel von ihnen waren beritten und Shayan Pascha hatte ihm sogar zehn Rüsseltiere und deren Besatzung zur Verfügung gestellt.

Als der Kronprinz durch die Formation ritt, um nach ihren Anführern zu suchten, fand er Xander und Ilias im Planungspavillion der Hauptleute. Tigran fiel ihnen wie ein Bruder um den Hals.

„Ich bin froh, Euch zu sehen!", sprach er erleichtert.

„Mir scheint, Ihr seid etwas fett geworden!", sagte Ilias neckend und klopfte seinem Freund auf den Rücken.

„Zweifellos habe ich vieles in den letzten Monaten vernachlässigt", gab Tigran schmunzelnd zu.

„Grigori versammelt die Truppen im Westen", erzählte Ilias ernst, nachdem sie aus dem Zelt traten. „Er ist zuversichtlich rechtzeitig zu uns zu stoßen."

„Sie haben den kürzeren Weg, natürlich werden sie rechtzeitig eintreffen", meinte Xander.

„Der Westen hat aber auch die widerspenstigsten Vasallen", hielt Ilias dagegen, „und unsere Aussichten sind nicht gerade unverzagt. Sie fürchten, ohne einen Drachen-" In dem Moment flog Lanessa über das Lager hinweg und brüllte beeindruckend.

Liebe geht ihren eigenen WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt