„Mach dich nicht lächerlich", fuhr der König seinen Sohn an, nachdem sie alleine waren. „Es ist eine Notwendigkeit und keine persönliche Vorliebe. Die Südlande werden brennen – und es wird kein Drachenfeuer sein, wenn wir nichts unternehmen! Der Pöbel leidet bereits Hunger und die Nordlande haben das, was wir nun brauchen: Gold und Rohstoffe! Oder willst du etwa dabei zusehen, wie all das, was du vereint hast, noch während deiner eigenen Herrschaft auseinanderbricht?"
„Wir hätten uns Verbündete im Osten suchen können", hielt Tigran dagegen.
„Und uns mit jenen verbünden, die unsere Flotten zerschlagen haben?", donnerte Tilon.
„Die Piraten gehören nicht zu –"
„Sie werden von ihnen geduldet, Tigran! So lange sie Länder überfallen, die nicht ihre Eigenen sind. Ist das eine Moral, der du dich gerne anschließen möchtest?"
Er blieb an dem Tisch mit dem Dekanter stehen, goss sich ein Glas Wein ein und nahm einen kräftigen Schluck davon. „Dieses Bündnis ist die einzige Möglichkeit, die kommenden Krisen zu überdauern. Die Hoffnung auf einen weiteren Drachenreiter-"
Tigran schnaubte abfällig und sein Vater drehte sich wieder zu ihm um und Wut verzerrte sein Gesicht.
„Sie werden unsere Blutlinie schwächen", prophezeite sein Sohn.
„Du bist es, der unsere Blutlinie schwächt!", polterte der König. „In deinem Alter hatte ich schon die zweite Ehefrau!"
„Jedoch kein lebendes Kind", murmelte Tigran leise.
Ein berstender Lärm erfüllte den Raum. Wein und Scherben verteilten sich auf dem Boden und die Tür ging auf und die Leibgarde stand parat. Nach einem Blick auf die Situation zogen sie sich jedoch entschuldigend zurück.
Tilon trat ans Fenster. Die Glassplitter knirschten unter den lederbesohlten Schuhen.
„Es ist mir gleich, was du denkst", sagte er schließlich mehr zu sich selbst, als zu seinem Sohn. „Es hat meinen Vater nicht gekümmert und seinen Vater vor ihm. Es wird der Tag kommen, an dem dein Wille Gesetz ist. Doch so lange ich lebe, zählt noch immer mein Wort."
❖ ❖ ❖
„Mutter! Sag auch etwas – bitte!"
Nach dem Toben kam das Flehen.
„Lanessa, du musst-"
„Gar nichts!", fauchte sie ihren Bruder an. „Halt dich da heraus Leif!"
Hilfesuchend sah sie wieder ihre Mutter an, als könne sie ihre Welt retten, doch sie blieb stumm. Die Miene ihres Vaters war eisern. Bebend stand Lanessa von der Tafel auf und trat an seine Seite, ergriff dessen Hand und ließ sich auf die Knie fallen.
„Ich flehe Euch an, Vater! Nicht einen der Dämonen, bitte lasst mich in der Heimat bleiben. Ich werde jeden anderen Lord ehelichen – jeden den ihr wünscht! Aber schickt mich nicht gen Süden."
„Es ist bereits beschlossen, Lanessa, du wirst den Kronprinzen heiraten und die Reiche damit vereinen." Eine Träne lief ihr über das Gesicht. „Das war schon lange notwendig und mit dem Leib meines Vaters möchte ich auch den alten Groll begraben. Es wird zu unserer aller Vorteil sein."
‚Außer zu meinem', dachte seine Tochter verbittert.
Der Griff um die Hand ihres Vaters wurde fester. Dann zog sie sich daran auf die Beine.
„Das ist so unfair!", rief sie aus.Leif sah sie von der anderen Seite des Tisches streng an. Er mochte solche Szenarien nicht und hatte nie verstanden, warum sein Vater so weich gegenüber seiner einzigen Tochter war.
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Liebe geht ihren eigenen Weg
FantasiEs sollte eine Verbindung sein, die den Frieden zwischen den Reichen bringt. Doch alte Wunden heilen schlecht. Als Lanessa dem Kronprinzen Tigran - dem Drachenreiter - versprochen wurde, war es für sie nur eine Formalität. Man wusste von den Südländ...