... und Spiele

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Am Morgen genoss Lanessa die verbliebene Frische der kühlen Nachtluft in dem Wassergarten, den ihr der Kronprinz erst einen Tag zuvor gezeigt hatte. Sie schlenderte zusammen mit Mira zwischen den Rosenbüschen umher, während die Zofe sie über die siebzehn Länder des Südens unterrichtete.

Der schwere Duft der Rosen erfüllte die Luft und immer wieder lenkte Lanessa der liebliche Gesang der Vögel ab. Gerade, als sie darüber nachdachte, wie sie Mira unterbrechen konnte, ohne desinteressiert zu wirken, betrat Tigran den Garten.

Ihre Blicke begegneten sich und Lanessa entschuldigte sich bei ihrer Zofe und ging etwas zu eilig zu dem Kronprinzen hinüber.

„Da seid Ihr ja wieder, Lady Lanessa." Tigran begrüßte sie mit einem Handkuss und die nordische Prinzessin knickste kurz.

„Seid Ihr meiner Gesellschaft bereits überdrüssig?"

Die Sonne brachte ihr rotes Haar zum Leuchten. Tigran hatte noch nie in seinem Leben eine so schöne Frau gesehen. Sie trug das Feuer in sich. Das Feuer der Drachen.

‚„Ich fürchte, ich werde ihr niemals überdrüssig werden. Dabei sagte man mir, ich müsse Euch nur zu festlichen Anlässen sehen – und zur Zeugung eines Erben natürlich."

„Ihr erwartet auch noch einen Erben von mir", gab Lanessa neckend zurück.

„Mein Vater wünscht einen Erben, er spricht schon seit Wochen von nichts anderem mehr." Er schmunzelte. „Es ist beinahe etwas lästig ..."

„Und wenn es eine Tochter wird?", fragte sie scherzend.

„Am liebsten wäre ihm beides zusammen."

„Oder gleich sechs auf einmal", fügte Lanessa schalkhaft hinzu. „Ich hörte eine Geschichte über eine Gänsemagd, die einen ganzen Wurf bekommen haben soll."

Die Morgensonne fiel in ihre blauen Augen und ließ sie wie Saphire schimmern. Das Verlangen in ihm wurde unerträglich. Doch die saloppe Unterhaltung brachte ihn unweigerlich zum Grinsen. Seine dunklen Augen funkelten verschmitzt und er wandte den Blick ab.

„Was gibt es bitte darüber zu lachen?", fragte Lanessa und tat empört.

Er sah sie wieder an und sagte gerade heraus: „Ihr habt ein freches Mundwerk."

Die Lady gegenüber zog mit gespielter Entrüstung die Brauen in die Höhe und antwortete nun ebenfalls lächelnd: „Seid Ihr das nicht gewohnt, von den Frauen des Südens?"

„Frauen versuchen – üblicherweise – nur mir zu gefallen und einer Meinung mit mir zu sein. Das ist sehr ermüdend und langweilig", erklärte er, „und der Grund, warum ich mich gerne einmal unkonventionell unter die Menschen mische."

„Um Frauen zu imponieren?", fragte Lanessa mahnend.

„Um zu sehen, was das Volk wirklich über seinen Kronprinzen denkt", entgegnete er ernst.

Sie ließ seine Worte einige Atemzüge auf sich wirken, bevor sie antwortete: „Das erscheint mir sehr klug", gab sie schließlich zu.

„Es ist in jedem Fall aufs Äußerste aufschlussreich", beteuerte der Kronprinz. „Einmal, da lernte ich sogar eine Prinzessin kennen."

„Ich kenne die Geschichte", unterbrach ihn Lanessa grinsend, „sie hatte kein Glück im Spiel."

„Pech im Spiel, Glück in der Liebe – heißt es nicht so?"

Seine Worte erwärmten ihr das Herz. Wie hatte sie nur so schlecht über ihn denken können?

„Es sieht ganz danach aus", antwortete Lanessa leise und es schien, dass ihr aufblühendes Herz keinen Platz in ihrem Brustkorb fand.

Liebe geht ihren eigenen WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt