Dreiundzwanzig

75 14 1
                                    

Die Sonne ging gerade erst auf, als Eileen den See erreichte.
Sie hatte kaum geschlafen.
Nach viel Schlaf hatte sie genug Zeit gehabt, um über alles nachzudenken, was passiert war.
Reed hatte sich bei ihr entschuldigt und sie hatte ihm verziehen, auch wenn es ihr nicht leicht gefallen war.
Doch danach war etwas Seltsames passiert.
Sie hatte ein Bad genommen, ohne an ihre Angst zu denken. Das war noch nie vorgekommen.
Der See lag ruhig im warmen Morgenlicht vor ihr. 
Sie setzte sich auf den Steg und wartete.
Ein Gestalt tauchte aus dem See auf. Sie erkannte Cian.
Er war ihr mit dem Rücken zugewandt, schien jedoch zu spüren, dass er beobachtet wurde. 
Er drehte sich um und sah Eileen am Steg sitzen.
Sie winkte ihm zu.
Er schwamm zu ihr und sah zu ihr hoch. Seine Augen leuchteten noch in diesem hellen, unnatürlichen Blau.
"Wie geht es dir?", fragte er.
Eileen beugte sich nach unten und strich ihm durch das Haar.
Cian schloss die Augen, seine hektische Atmung beruhigte sich. 
Er legte einen Arm um ihre Beine, die über dem Rand hingen und hauchte einen Kuss auf ihre Haut.
Eileen wurde warm.
"Was wolltest du mir sagen? Was ist los mit dir, Cian?"
"Heather... hat es nicht ertragen, dass mein Großvater davonkam. Sie hat meine Familie... verflucht."
Er sah sie an und schien darauf zu warten, dass sie ihn verrückt nannte.
"Leuchten deine Augen deshalb so? Warst du der Frosch?"
"Du... du glaubst mir?"
"Ich hab es doch mit eigenen Augen gesehen. Abgesehen davon, hast du gesagt, du willst mich nicht anlügen. Und ich glaube dir."
Cian stieß die Luft aus.
"Eileen... danke."
"Darum wolltest du alles über meine Familie wissen. Du hast gehofft, du weißt, wie man den Fluch bricht."
Cian nickte. 
"Heather hat es mir gesagt."
"Wie?"
Cian öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er wich ihrem Blick aus.
Eileen hob sich vom Steg und ließ sich ins Wasser sinken. 
Überrascht legte Cian seine Arme um sie, damit sie nicht unterging.
"Was-"
"Ich weiß es nicht. Meine Angst ist irgendwie... nicht mehr so stark."
Er lächelte sie an und strich ihr eine Strähne hinters Ohr.
"Ich freu mich wirklich für dich."
"Weißt du, was auch toll daran ist, mutig zu sein?"
"Hm?"
Eileen nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn.
Cian gab einen überraschten Laut von sich. Doch er löste sich schnell aus seiner Starre und erwiderte den Kuss.
Ein wunderbar warmes Gefühl stieg in Eileen auf.
Nur widerwillig beendete sie den Kuss, um Luft zu holen. 
Sie strahlte Cian an. 
Über ihnen schien kurz etwas aufzublitzen, doch als sie hochsah, war nichts zu sehen.
Sie sah wieder den Jungen vor sich an und stellte fest, dass das Leuchten verschwunden war.
Seine Augen waren einfach blau.
"Cian..."
"Eileen, du... ich glaube du, hast den Fluch gebrochen."
"Wie denn?", fragte sie amüsiert.
"Heather hat wohl einen Sinn für Märchen.", flüsterte er an ihren Lippen. 
Eileen küsste ihn erneut. 
Wer hätte gedacht, dass sie beide hier ein Happy End finden würden?

Der Froschkönig (Märchenadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt