Ich rannte Lenox hinterher. Es dauerte eine Weile bis ich ihn eingeholt hatte. Er war schließlich viel größer und schneller als ich. Ich hielt ihn an seiner knochigen Schulter fest. Erst jetzt fiel mir auf wie dünn gebaut er eigentlich war. Mit ernstem Blick sagte ich ihm: "Was soll das?" Ich sah in seinem Blick, wie unangenehm ihm diese Situation war, doch er musste ihr sich stellen. Er drehte seine Kopf zu mir und rief laut mit glasigen Augen: "JA, ICH RITZE MICH REGELMÄßIG. NA UND?" Ich fühlte mich schuldig, obwohl ich ihn erst so kurz kannte und unmöglich der Grund für seine Selbstverletzung hätte sein können. Er sah mich an, rieb sich mit dem Ärmel seines Pullis einmal über sein Gesicht und sagte: "Oh man. Dich interessiert es sowieso nicht. Du bist immer so gefühlslos. Als..als wärst du gar nicht hier. Nicht geistig hier." Ja. Ich wusste, dass ich das war. Ich könnte dagegen nichts tun. Ich wusste nicht wie ich auf Menschen zugehen sollte. Ich wusste nicht wie sie über mich dachten oder geschweige denn, wie ich über sie denken sollte. Lenox löste sich von meinem Arm, wandte mir den Rücken zu und ging schweigend. Ich fühlte mich so beschissen. Ich hatte ihn direkt verärgert. Warum musste ich, aber auch immer so kalt sein?
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So kalt wie der Winter, so schön wie das Meer
JugendliteraturDie Geschichte eines jungen Mädchens