Kapitel 14

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Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich. Schnell rannte ich zu Lenox, dem ich irgendwas von wegen "Wegfahren" an den Kopf stammelte. Beruhigend, wie er es immer war, legte er seinen Arm um seine Taille.
"Was ist passiert?" sagte er voller Verständnis.
Ich kam immer noch nicht klar. Ich erzählte ihm von dem Telefonat, dass ich soeben geführt hatte und meinte, dass wir so schnell wie möglich zu meinem Vater ins Krankenhaus müssen. Lenox nickte nur, nahm seine Autoschlüssel in seine Hand und so verließen wir das Haus und stiegen in den Wagen. Ich hatte meine Hände im Schoss liegen. Ganz durch geschwitzt waren sie schon vor Aufregung über das Geschehene. Nach ungefähr 2 Stunden Fahrt kamen wir an. Lenox hatte die ganze Fahrt über weder Fragen gestellt, noch mit mir geredet. Ehrlich gesagt war mir das aber auch ziemlich recht. In dieser Situation könnte ich an nichts anderes, als an meinen Vater denken. Auch wenn ich ihn hasste. Hasste dafür was er mit meiner Familie getan hatte. Trotz all dem war ich nicht herzlos und kümmerte mich um andere, im Gegensatz zu ihm, der uns einfach verlassen hatte.
Lenox und ich stürmten in das Krankenhaus und freundlich begrüßte uns eine Schwester an der Rezeption. Ich fragte sie nach meinem Vater und darauf hin antwortete sie:
"In welcher Verbindung stehen sie denn zu ihm? Laut seiner Partnerin dürfen ihn nur enge Verwandte besuchen."
Das war gerade zu typisch für seine Freundin. Verblüfft, jedoch ebenfalls schnippisch, zischte ich ihr entgegen:
"Ich bin seine Tochter und jetzt sagen sie mir bitte wo er sich hier befindet. "
Die Schwester gab uns beiden Auskunft darüber auf welcher Etage er lag.
Nachdem Lenox und ich mit dem Fahrstuhl in den 6. Stock des Gebäudekomplexes gefahren waren, klopfte ich mit zitternden Händen gegen die Tür. Alles war still. Keine Antwort kam zurück. Langsam öffnete ich die Tür einen Spalt, linste durch den schmalen Schlitz und sah meinen Vater in einem Bett liegen. Ich betrat den Raum und achtete schon gar nicht mehr auf Lenox, der schon seit über 3 Stunden keinen Ton von sich gegeben hatte. Behutsam setze sich mich auf die Kante des sterilen Krankenhausbettes meines Vaters. Es war nicht mal 2 Tage her gewesen, da hatte sie ebenfalls, wie mein Vater, seelenruhig im Krankenhaus im Koma gelegen. Vorsichtig strich ich über seine Hand, als mir auffiel, dass sie ganz kalt war. Ein großer, kräftiger Mann mit Bart und Arztkittel betrat den Raum. Er schien verwundert über meine Anwesenheit zu sein, doch bevor er überhaupt den Mund öffnen könnte, fiel ich ihm ins Wort.
"Geht es meinem Vater gut? Was hat er? Wie lange muss er noch hier bleiben?"
Ich hätte tausend Fragen stellen können, doch der Arzt sah betrübt aus dem Fenster. Ich wusste, dass etwas nicht stimmen konnte. Voller Mitgefühl sah mich der Arzt an und sagte:
"Er ist vor 20 Minuten verstorben. Deshalb bin ich hier. Eine Schwester hat es mir so eben berichtet."

So kalt wie der Winter, so schön wie das MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt