Wenig später saßen wir gemeinsam mit Sherlock, der sich in einen blauen Seiden-Bademantel gehüllt hatte, am Frühstückstisch. Sherlock hatte zwar den Bademantel an, aber dennoch bezweifelte ich, dass er geschlafen hatte. Allerdings schien ihn das in seiner Denkgeschwindigkeit nicht im geringsten zu beeinträchtigen. Gerade knackten wir ein Kreuzworträtsel. Obwohl wir wohl etwas der falsche Ausdruck war. Ich las vor, Sherlock löste das Rätsel und John... aß. Zugegeben, er las dabei auch in seiner Zeitung.
"Hauptstadt von Gambia?"
"Banjul. Komm schon, ist das alles??"
Ich lachte. "Immer mit der Ruhe. Lateinisch, obwohl?"
"Quamquam." Kam es wie aus der Pistole geschossen und schnell setzte ich das Wort ein.
"Man, du bist verdammt gut, Sherlock."
"Und du verdammt langsam. Mach weiter, Lili!"
Kichernd las ich die nächste Frage: "Bezeichnung eines-"
Plötzlich klingelte Sherlocks Handy. Er zog es hervor und nahm das Telefonat an. Dabei stand er auf und ließ John und mich am Tisch sitzen.
"Geht das morgens immer so zu?" fragte ich und das erste Mal blickte John von seiner Zeitung auf.
"Nein, eigentlich überhaupt nicht. Meistens frühstücken wir nicht mal zusammen, weil ich zur Arbeit muss und Sherlock entweder noch in seinem Mind Palace ist oder schläft oder sonst was tut. Aber gemeinsam Kreuzworträtsel haben wir noch nie gelöst..."
Bildete ich mir das ein, oder schaute John etwas enttäuscht, als er das sagte? "Naja, wie gesagt. Was nicht ist, kann noch werden." wiederholte ich grinsend meine Worte vom Vortag.
"W-Wie kommst du denn jetzt darauf?" verwirrt blickte mein "Bruder" mich an.
"Hach, nur so. Nur so..." flötete ich und biss in mein Marmeladenbrötchen.
"Du machst mir Angst..." murmelte John und blickte wieder in seine Zeitung, als plötzlich die Haustüre ins Schloss fiel.
"Was war das?" fragte ich verwirrt und hielt mitten im Kauen inne.
"Das war die Haustüre."
"Ach was, sag bloß.", gab ich ironisch zurück und schluckte den Rest vom Brötchen, den ich noch im Mund hatte, runter. "Ich meine, wer war das."
"Vermutlich Sherlock."
"Er ist einfach gegangen? Ohne uns? Und wohin überhaupt?"
"Na, vermutlich zu Lestrade. Der hat ihn gerade angerufen. Und natürlich ohne uns, immerhin wollen wir gleich zum Baumarkt."
"Woher willst du wissen, dass Greg es war?"
"Nun, es gibt drei Personen auf dieser Welt, die Sherlock um diese Uhrzeit anrufen. Mycroft, aber dann würde Sherlock sich demonstrativ zurück in seinen Sessel setzen. Mich, aber ich war es offensichtlich nicht und Greg. Und nach dem Ausschlussverfahren, muss es Greg gewesen sein."
"Uh, sehr gut, Detectiv.", ich grinste. "Aber er hatte seinen Bademant- ist Sherlock etwa im Bademantel zum Revier gefahren?!"
Dieses Mal war es John, der grinste. "Würde ich nicht ausschließen. Er ist einmal mit einem Bettlaken bekleidet im Buckingham Palace gewesen. Aber ich denke, er hat einen Anzug darunter an. Ich glaube nämlich nicht, dass er heute geschlafen hat. Also wird er wohl unten den Bademantel gegen seinen Mantel getauscht haben und gegangen sein."
Erleichtert seufzte ich. "Na, wenn du das sagst, dann wird das wohl so sein."
Gut eine halbe Stunde später saß ich mit meinem Handy in der Hand auf dem Sofa und wartete darauf, dass John fertig wurde. Er hatte noch duschen gehen wollen, weswegen ich wesentlich früher als er fertig war, um los zu gehen. Ich surfte ein wenig im Internet, als plötzlich eine Nachricht aufploppte. Es war nur eine Nummer, was mich daran erinnerte, dass ich noch Mr Holmes und meine "Mutter" einspeichern musste. Ich nahm mir vor, dass zu tun, sobald ich die Nachricht gelesen hatte. Also verließ ich den Browser wieder und ging in den Messenger, wo ich sogleich die Nachricht von Mr Holmes las.Hallo Lilith,
Es freut mich, dass Sie gut geschlafen haben. Ich habe tatsächlich diese Nacht auch ein wenig Schlaf abbekommen, was in letzter Zeit doch immer seltener geworden ist.
Wie Sie schon richtig gesagt haben, habe ich meine Quellen zur Informationsbeschaffung. Und mal abgesehen davon, stehen Sie noch immer unter Beobachtung und Schutz, obwohl ich in Erwägung ziehe, die Agenten auf etwas anderes anzusetzen, weil Sie nun bei meinem Bruder sind. Aber darüber werde ich erst noch einmal ein wenig Nachdenken.
Ich war wohl so frei, Ihnen und Ihrem Bruder ein Auto zu schicken, damit Sie nicht im Taxi zum Baumarkt und Möbelhaus fahren müssen. Mein Fahrer wird draußen auf der Straße auf Sie warten, also haben Sie keinen Stress.
Ich wünsche Ihnen auch noch einen angenehmen Tag und ich bin mir sicher, dass wir in Kontakt bleiben werden.
-MHÜberfordert starrte ich meinen Display an, bis dieser schwarz wurde. Mr Holmes hatte uns einen Wagen geschickt?
"Lili, sind wir soweit?" rief John in diesem Moment von der Treppe aus und ich schrak aus meiner Starre hoch.
"Ähm, ja. Du, John?"
"Ja?"
"Mr Holmes hat uns einen Wagen geschickt."
John streckte seinen Kopf aus dem Flur ins Wohnzimmer und sah mich ebenso verwirrt an, wie ich es gewesen war.
"Er hat was gemacht?"
"Uns einen Wagen geschickt. Zumindest hat er das geschrieben. Der Wagen soll auf der Straße auf uns warten. Wohl damit wir nicht im Taxi zum Möbelladen fahren müssen."
"Seltsam... wirklich seltsam. Mycroft hat noch nie einfach so einen Wagen geschickt. Immer nur, damit irgendwer zu ihm kommt, weil er zu faul ist, selber zu kommen.", er zuckte mit den Schultern. "Egal, dann brauchen wir uns wenigstens keine Sorgen zu machen, wie wir den Krempel her bekommen. Also dann, ab in die Schlacht."
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New Identity - Der Regenbogen fällt mit (Sherlock FF)
FanfictionLilith führt ein verhältnismäßig normales Leben. Sie arbeitet in einem Restaurant und das jeden einzelnen Tag. Und jeder Tag ist gleich. Sie sieht jeden Tag die gleichen Leute und die sehen sie jeden Tag. Doch an einem Tag ändert sich plötzlich all...