Kapitel 8

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Einen Augenblick hielt ich inne. Dann winkte die Gestalt wieder.
„Entschuldigt mich einen Augenblick, ich muss mal gerade an die Frische Luft" sagte ich und bahnte mir meinen Weg zur Terrasse.
„Sollen wir dich begleiten?" fragte einer der Zwillinge doch ich schüttelte nur den Kopf. Draußen angekommen umschloss mich die kühle Abendluft.

Ich ging über die Wiese und schaute mich dabei suchend um. Als ich zu einem eher versteckt liegenden Teil des Gartens kam blieb ich stehen.
„Ich hab doch gesagt ich komm dich wieder besuchen" wie aus dem nichts fiel Peter aus dem Baum, etwa einen Meter zu meiner Linken.
Ich lächelte.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du bis hier hin kommst" sagte ich überrascht.
„Naja, du hast mich ja praktisch eingeladen. Du siehst übrigens bezaubernd aus, Elenore" sagte er fasziniert und starrte mich einfach nur an. Ich spürte wie meine Wangen warm wurden, weshalb ich mich wegdrehte.
„Ich wollte dir nicht unangenehm sein" meinte er und nahm meine Hand um mir die Situation etwas angenehmer zu gestalten.
Mein Blick wanderte von ihm zu seiner Hand und wieder zurück, dann lächelte ich verlegen.
„Das war mir nicht unangenehm. Bei Komplimenten werde ich nur immer rot und das mag ich nicht" erklärte ich ihm.
„Du siehst aber sehr knuffig aus" sagte er mit leicht roten Ohren. Dann strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und verharrte so einen Moment bevor er wieder einen Schritt zurück trat.

„Ach übrigens, ich mag das Bild von mir" erholte einen Zettel aus seiner Tasche und entfaltete ihn.
Ich hatte die Nachricht auf die Rückseite von meiner Zeichnung geschrieben. Am liebsten wäre ich im Boden versunken vor Scham.
„Du hast mich wirklich gut getroffen" sagte er und posierte mit ernster Mine. Ich kicherte. Für jemanden der gerade dazu gekommen ist muss dieser Moment so bizarr aussehen.
„Krieg ich es wieder? Bitte Peter" er schüttelte den Kopf.
„Was muss ich tun um es wiederzukriegen?" Ich verschränkte die Arme.
„Ah, jetzt reden wir klar Text" er grinste. „ Wenn du es wiederhaben willst musst du mich erst fangen" sein Grinsen wurde noch breiter. Dann sprang er von einer der Bänke auf die er sich gehockt hatte und rannte davon.
Ich wollte rufen, aber ich wusste zum einen würde es nichts bringen und zum anderen würde es nur unnötig Aufmerksamkeit erregen.
Außerdem hatte es irgendwas belebendes mit Peter herumzutollen. Also lief ich ihm hinterher.

Manchmal hatte ich ihn fast, doch er nutzte es nur um mich ärgern.
„Das ist nicht fair" japste ich lachend. „Du trägst kein Kleid"
„Ach komm schon, das ist lustig" lachte Peter und versteckte sich vor mir. Das Spiel konnte ich auch spielen, dachte ich mir.
Ich hob mein Kleid und zog meinen Überrock aus. Meine Mutter wäre so enttäuscht von mir, wüsste sie davon. Mein Vater würde es lieben, dachte ich.

Ich schlich durch die Dunkelheit und späte um jede Hecke. Langsam schlich ich an Peter heran. Flink nutzte ich meinen Vorteil und klaute ihm das Stück Papier aus der Hand. Ich lachte und lief weiter. Durch einen schnellen Blick über die Schulter sah ich wie er mir nach lief und ein schelmisches Lächeln über sein Gesicht huschte.

Ich versteckte mich hinter einer Hecke um durch zu atmen. Ich lächelte über beide Ohren und meine Brust hebte sich rasend schnell. Plötzlich spürte ich zwei Arme um meine Hüfte.
„Hab dich" hörte ich seine Stimme direkt in mein Ohr sagen. Vor Schreck quiekte ich auf. Da war es wieder. Diese Mischung aus Wald und Salzwasser, magisch.

„Magst du mich dann loslassen?"fragte ich und drehte meine Kopf etwas.
„Wenn du versprichst nicht weg zu laufen" bot er mir an. Ich kreuzte meine Finger und nickte. Als er mich losließ und einen Schritt zurücktrat hob ich mit einem breiten Lächeln meine Finger und begann wieder zu laufen.
„Dieses Mädchen" hörte ich ihn hinter mir lachen. Kurz darauf landeten wir beide im Gras, lachend und völlig außer Atem. Er rollte auf mich drauf und hielt meine Arme fest.
„Diesmal bleibst du wirklich hier" sagte er grinsend. „Okay" sagte ich grinsend. Und zeigte ihm meine offenen Hände. Er zeigte sich überzeugt und setzte sich neben mich ins Gras. Dann begann ich herzhaft zu lachen und er stieg mit ein.

„Du bist wirklich ein besonderer Junge" sagte ich kichernd. „Und du ein besonderes Mädchen" gab er lächelnd zurück. „Ich bin nicht besonders, nur gebrandmarkt mit einer unveränderliche Zukunft"

Tell me what you see (Peter Pan ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt