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Ich gebe alles auf.
Chemie Hausaufgaben? Nicht verstanden, nach unter fünf Minuten aufgegeben.
Geschichte überarbeiten? Nach drei Wörtern abgebrochen.
Nun Motivation weg.
Ein Musikstück lernen?
Aufgegeben, bevor ich überhaupt zwei aufeinanderfolgende, zusammengehörige Töne gespielt habe.
(Weiter-)lesen?
Nach einer Seite aufgegeben.

Warum kann ich mein Leben nicht auch aufgeben? Auch das Lesen, Klavierspielen und Schreiben hat seine guten Seiten. Doch genau wie das Leben deprimiert es meist einfach nur. Keinen Bock auf diesen Scheiß, aber ich kann nicht einfach aufgeben.
Ich will.
Aber ich kann nicht.

Was hält mich zurück?
Ich weiß es nicht.
Warum hält mich etwas zurück?
Ich weiß es nicht.

Es ist, als wäre ich schwer verwundet an einer Klippe. Da ich mich kaum bewegen kann, habe ich bereits allen Ballast abgeworfen, doch es ist, als hielte jemand mich am Fuß fest. Dabei bin ich nicht mehr weit von der Klippe entfernt, nicht weit entfernt davon erlöst zu werden.

Und dann ist es manchmal wieder so, dass ich denke, ich mache mir selbst und allen einfach was vor, als sei ich einfach in einer Phase, in der ich alles kacke finde, Hormone, Pubertät und so. Als wäre ich, um beim Beispiel zu bleiben, in Wirklichkeit zuhause, in meinem Bett und würde träumen. Mein Unterbewusstsein weiß es, doch das richtige Bewusstsein nicht.

Dann kommen immer wieder die Ideen von Hilfe.
Mir wird auch geraten, mir Hilfe zu holen.
Vor einer ganzen Weile hatten wir das Thema Suizid in Ethik, unter Anderem, wann man ,,petzen" soll. Gabi macht sich Sorgen um mich, denke ich. Oder sie hat es satt, mir beim Klagen zuzuhören. Zumindest sagte sie heute, dass, wenn es nicht bald aufhört, sie zu Frau Müller geht (Klassenleiterin).

Nun habe ich ein Problem.
Wenn Frau Müller es erfährt, erfahren es Mama und Papa und diverse andere Personen und es wird deutlich schlimmer werden. Plus ich kriege eine Sonderbehandlung, das ist mir jetzt schon klar. Sowohl Klassenkameraden, als auch Lehrer werden sich mir gegenüber anders verhalten.
Ich bin schon anders genug, ich bin schon ausgeschlossen genug. Ich will nicht, dass man auch noch wie mit einer Porzellanpuppe mit mir umgeht.
Plus, wenn meine Eltern Wind davon kriegen, weiß ich genau, was passiert. Sie werden versuchen, zu verstehen, werden fragen, warum ich nicht zu ihnen damit kam und einiges mehr. Das hatte ich bereits bei meinem Geschwisterkind mitbekommen. Es war die Hölle und wenn ich mir vorstelle, in dieser Situation zu sein, also mit der Fragen-Hölle, der Sonderbehandlung, meinen Gedanken UND Schulstress obendrein - da will ich einfach nur heulen und mich für immer verkriechen. Das erste tue ich bereits.

Aber wie soll ich es schaffen, nichts mehr zu sagen? Ich kann nicht einfach positiv tun und einfach die Klappe halten geht auch nicht, habe ich oft genug versucht, doch das halte ich nicht lange durch.

H i l f e

Kann auch nicht mit irgendwem reden, traue mich nie. Und wenn doch erzähle ich nur Bruchteile. Danach geht es mir bei Ausnahmen kurzzeitig besser (meist hilft es gar nicht), doch ein paar Minuten/Stunden danach spätestens merke ich, dass die Person einfach nicht meine Vertraute sein kann, nicht meine engste Person.
Ich habe es mit den verschiedensten Leuten versucht, Kommina, Helena, Felix, Sunly, Lyna, alle möglichen. Auch mit größtenteils Fremden, doch da half es noch weniger.

Ich weiß, es gibt Seelensorgen und all sowas, aber meine Eltern passen auf, mit wem ich wie lange telefoniere. Meist sind sie auch noch neugierig und wollen wissen, worüber wir denn geredet haben.
Mich irgendwo mit wem treffen und meinen Eltern was anderes erzählen geht auch nicht, ich lüge schon deutlich mehr als nötig und das ist 'ne Sünde. Ich bin allerdings gläubig.

Vertackte Situation.

Stuff about Mrs Scamander (Stuffbook V2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt