Kapitel 14

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Als wir wieder ankommen sind noch mehr Leute in Casita eingetroffen und es wird auf Hochtouren vorbereitet. Abuela schreit Anweisungen und wir müssen einer Holzbank ausweichen, die von zwei Männern getragen wird. Ich stoße aus versehen gegen die Lehen und die Holzbank kippt nach vorne. Ein großer Mann fängt sie auf, bringt sie wieder ins Gleichgewicht bevor er sich lachend zurück in Camilo verwandelt und die zwei Männer dankend die Bank weiter tragen. ,,Danke Camilo!" Ruft der eine und Camilo macht ein Handzeichen. Dann guckt er mich wieder an und grinst. Ich ahne was als nächstes Kommt und entgegne ,,Jaja und ungeschickt ich weiß." Er lacht und ich dränge mich an ihm vorbei. Ich werfe noch einen kopfschüttelnden Blick zurück zu ihm und Bam! Krache in Mirabell rein. Na Super ich demonstriere ja hier gerade meine Ungeschicklichkeit. ,,Oh, sorry y/n." Sagt sie und hilft mir hoch. Ich lächle und gebe ihr ihre Brille, die ihr von der Nase gesprungen ist und sie setzt sie wieder auf und nimmt mir den Korb ab. ,,Oh du musst den wirklich nicht tragen, Ich kann auch-" Sie legt die Hand auf meine Schulter und verliert dabei fast den Korb, dann lächelt sie zerknirscht und antwortet ,,Ich bin wirklich froh zu helfen." Sie nickt mir zu und ich folge ihr zum Anfang der Treppe. ,,Camilo, wir brauchen einen zweiten José!" Ruft Alma und ich erstarre. Zweiten José? Camilo springt oben an der Treppe an die Seite eines Mannes und ruft ,,José!" Während er sein Ebenbild wird und die andere Seite des Banners hochhält auf dem Antonios Name steht. Erleichtert gucke ich wieder Mirabell an, die mich auch anguckt. ,,Ist alles gut?" Ich nicke und zögere, dann schüttle ich den Kopf und sie zieht mich in eine Ecke. ,,Was ist los?" Fragt sie und ich schüttle nochmal den Kopf. ,,Ist nicht wichtig wirklich." ,,Aber d-" sie stolpert über etwas und nimmt es erschrocken in die Hand. Es ist eine kleine selbstgemachte Blume aus Stoff in der eine Kerze steckt und auf der "Abuela" eingestickt ist. ,,Oh nein!"  Murmelt sie und ich mache einen Schritt zurück und pralle hart mit jemandem zusammen...Schon wieder!

Alma...sie sieht Mirabell verstört an...dann mich und runzelt die Stirn. ,,Mirabell, vielleicht solltet ihr zwei....naja den anderen das dekorieren überlassen?" ,,Oh nein, Ich habe die eigentlich als Überraschung gemacht...für euch." Mirabell hält die halb angekokelte Blume mit Abuelas Namen in die Luft und diese runzelt erneut die Stirn. Pepa läuft rufend an Mirabell vorbei und sie zieht knapp  die Flammen vor Pepas wehendem Kleid weg. ,,Antonio!" Schreit sie und hastet weiter, ohne etwas davon mitbekommen zu haben. Ein betroffener Ausdruck tritt in Almas Gesicht. ,,Mirabell, ich weiß das du helfen willst aber heute Abend muss alles perfekt sein, also währe es vielleicht besser wenn du...mit deiner Freundin was machst und die anderen ihre Aufgaben erledigen lässt?" Mirabell zwingt sich ein lächeln auf und Antwortet ,,Ja, klar." Alma nickt dankbar und eilt Pepa hinterher, die alle Sachen durch die Luft wirbeln lässt. Ich würde Mirabell am liebsten einen Korb geben und ihr sagen, "Du bist genau so talentiert wie die anderen, also geh jetzt und zeig's ihnen!" Aber das hätte ihr nur noch mehr Ärger eingebracht. ,,Komm Mirabell." Sage ich und ziehe sie an den Leuten vorbei die Treppe hoch. Isabella segelt gerade an Ranken herab und knallt gegen Mirabell, die zu Boden fällt. ,,Was ist eigentlich dein Problem?" Giftet sie Mirabell an und landet elegant auf dem Boden. Wütend Blicke ich sie an und plötzlich dreht sie sich um und schaut mich erschrocken an. ,,Entschuldige Sis, du machst das toll." Ruft sie dann und geht verwirrt weiter. ,,Was war das denn?" Fragt Mirabell während wir weiter die Treppe hoch, in ihr Zimmer laufen.

,,Ich weiß auch nicht." Sage ich und schaue verwirrt zurück zu Isabella, die mir einen merkwürdigen Blick zuwirft. ,,Ich glaube ich habe sie beeinflusst?" Sage ich mehr zu mir selbst während ich mich  neben Mirabell auf ihr Bett fallen lasse. ,,Das war echt beeindruckend, seit wann kannst du das?" ,,Ich-ich weiß auch nicht." Sage ich und spiele nervös an meinem orangene Armband mit den drei Anhängern rum. Es ist das Freundschaftsband, was ich mit José hatte. Es hat mir bis jetzt viel Trost gespendet auch wenn-

Auch wenn José tod ist. Ich schließe die Augen und atme aus. ,,Ich weiß nicht ich hab das zum ersten mal gekonnt, das war vorgestern." ,,Und seit dem?" ,,Naja bei drei Personen ist schon so etwas merkwürdiges passiert, und immer spüre ich so ein seltsames stechen zwischen den Augen." Ich halte die Hand an die Stirn und merke das es auch eben kurz gestochen hat. Mirabell nähert ihr Gesicht meinem und guckt mich ganu an. ,,Y/n, in deinen Augen sind Funken." ,,Was?" Ich glaube mich verhört zu haben, aber ihr Erschrockener Gesichtsausdruck sagt mir das das nicht der Fall ist. ,,Kann es sein-" sie verstummt und starrt grübelnd in die Luft. ,,Was denn?" ,,Naja vielleicht hast du eine Magische gabe oder so was?" ,,Was?!" ,,Naja, welche andere Erklärung hast du dafür?" ,,Keine Ahnung...Lichtreflektion?" Sie stemmt eine Hand in die Hüfte und guckt mich zweifelnd an. ,,Ja ok ich weiß dumme Theorie aber woher sollte ich Zauberkräfte haben? Vor allem jetzt auf einmal?" Sie zuckt die Schulter und steht auf. ,,Aber das ist, was du hast." Dann seuftzt sie und guckt auf den Boden. ,,Mira, Es tut mir so leid." Ich überlege kurz und stelle mich neben sie. ,,Sag mal weißt du was ich damit alles machen kann?" Sie lacht kurz und guckt mich mit einer unzudeutenden Miene an. ,,Aber übertreibs nicht." Kopfschüttelnd setzte ich mich wieder und lasse meine Gedanken schweifen.

Wenn ich Leuten Sachen sagen kann- und sie die dann machen, wie weit geht meine "Gabe"?  Wie viel kann ich den Leuten aufzwingen? Und wie kann ich das kontrollieren? Außerdem ist es ungewöhnlich das es gerade jetzt gekommen ist, andererseits sind wir erst vor wenigen Tagen ins Encanto gekommen...ein magisches Dorf. Also ich weiß auf jeden Fall das ich das vorher noch nicht konnte. Ich gucke Mirabell an. Oh man, sie tut mir so leid, ich ein wildfremder Mensch der hierherkommt hat auf einmal eine Gabe, aber sie die zu einer Magischen Familie gehört kriegt keine. Ich will sie gerade aufmuntern aber sie hält den Finger an die Lippen. Auf ihrem Schoß liegt ein kleines Päckchen. Sie legt es zur Seite und bückt sich, dann zieht sie die Decke weg und ich sehe einen kleinen dunkelhäutigen Jungen unter ihrem Bett, Antonio.

,,Antonio, alle suchen schon nach dir." Er vergräbt sein Gesicht in den Armen. ,,Komm schon." Sagt sie und legt sich neben ihn. ,,Bist du aufgeregt?" Seine Haare Wippen und Mirabell streicht sie sachte. ,,Dafür gibt es gar keinen Grund..du wirst deine Tür bekommen und dahinter wird sich deine Gabe offenbaren und es wird wunderbar sein!" Er hebt seinen Kopf und schaut sie an. ,,Und ich bin mir sicher es wird die beste Gabe von allen." Er lächelt und schmeigt seinen Kopf an ihre Schulter. ,,Ich wünschte du hättest auch eine Tür." Flüstert er dann. Mirabell wirkt kurz niedergeschlagen, dann lächelt sie. ,,Weißt du was? Du musst dir keine Sorgen um mich machen denn ich habe eine Tolle Familie, ein tolles Haus-" dann huscht ihr Blick zu mir. ,,-und eine tolle neue Freundin die mir zur Seite steht, und wenn ich dich heute siehe, wie du deine Gabe bekommst, an deiner Tür, nichts auf dieser Welt könnte mich glücklicher machen als das." Ich lasse mich ebenfalls nieder und schiebe ihm das kleine Päckchen zu. Er schaut Mirabell an und sie nickt. Ich nicke ihr auch zu und stehe wieder auf. Ich höre papier knistern und die Tür öffnet sich. Camilo steckt den Kopf durch die Tür und fragt ,,Hey, ist Antonio vielleicht hier?" Ich gehe zu ihm, deute auf die beiden und flüstere ,,Sie kommt gleich." Er sieht überrascht aus, aber ich drücke ihn schon aus dem Zimmer und schließe die Tür.

,,Antonio ist aufgeregt, er hat Angst vor der Zeremonie." Gebe ich wie zur Erklärung wieder und Camilo bleibt besorgt stehen. Er schaut in die Richtung des Raumes zurück und ich drehe mich zu ihm. ,,Keine Sorge Mirabell kümmert sich um ihn." Er zögert und ich gehe zu ihm und nehme seine Hand. ,,Sie kriegt das hin, du musst dir keine Sorgen machen." Ich ziehe ihn die Treppe runter und lasse dann zitternd seine Hand los. Wieder dieses verdammte kribbeln. Erst jetzt fällt mir die fröhliche Musik auf, die Spielt und das es schon halb dunkel ist. Kinder laufen mit brennenden Wunderkerzen an uns vorbei und es riecht nach gegrilltem Mais und Fleisch. Die Luft ist schön sommerabendlich warm. Vor uns geht Luisa lang, die mir zulächelt. Sie trägt einen Teller mit buntem...etwas drauf und Kinder hängen an ihrem Rücken und lachen laut. Sie stellt den Teller kurz ab und wirft eins der Kinder 8 Meter in die Luft, wobei die Leute kreischen damnn fängt sie es wieder auf und setllt es auf den Boden. Sie nimmt den Teller und geht weiter und das Kind rennt hinter ihr her und ruft begeistern ,,Nochmal!

Hinter uns kommen Mirabell und Antonio die Treppe runter, Hand in Hand und ich lächle ihr zu. Sie erwiedert mein lächeln und bleibt stehen.

Camilo Madrigal / Mi amorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt