Camilo Madrigal / Mi amor

Kapitel 22

Ich schaue Dolores und Camilo an. ,,Na dann, den Berg rauf?" sagt Camilo und zieht eine Grimasse. Dolores lacht und zuckt die Schultern. ,,Nach Norden, also ja." Camilo macht ein gequältes Gesicht und Dolores Kommentar dazu ist ein hohes ,,Hm." bevor sie mit mir den aufstieg beginnt und Camilo grimmig hinter uns hergeeilt kommt. Wir folgen einem trockenen Pfad über die Wiese und durch ein paar Palmenwäldchen und Dolores fängt an sich über irgendwas zu beschweren. Camilo der das zu nutzen weiß imitiert sie hinter ihrem Rücken. Als sie sich umdreht, verwandelt er sich schnell zurück und lächelt sie unbekümmert schadenfreudig an. Doch wir suchen zwei...drei...vier Berge ab ohne eine Spur von Mirabell zu finden. Als wir kurz davor sind zurück zu gehen, fällt Camilo plötzlich etwas ein ,,Ich weiß wo sie ist!" Er rennt los und Dolores und ich werfen uns kurz einen Blick zu bevor wir ihm hinterherstürmen. ,,Camilo, ich hasse deine Ausdauer." ruft Dolores und keucht. Sie bleibt stehen und ich hole zu Camilo auf. ,,Na, du bist ja wenigstens etwas fitter als meine Schwester." Ich weiß das er das bewusst sagt und von Dolores sind auch schon empörte Rufe zu hören. ,,Wo ist sie denn?" keuche ich während wir weiterrennen und er weist in eine Richtung. ,,Wo geht Mirabell schon seit sie ein Kind ist hin, wenn sie traurig ist?" ,,Na klar, der Aussichtsplatz!" rufe ich und hätte mir vor Blindheit an die Stirn schlagen können. ,,Preciso." bestätigt Camilo, packt meine Hand und zieht mich mit.

Zusammen kommen wir schnell an der Stelle an, wo mich Mirabell bereits hingeführt hat. An dem Wunderschönen Sternklaren Abend und wo wir in den Sternenhimmel geguckt haben. ,,Camilo-" sage ich und packe seinen Arm ,,Kann ich mit ihr reden?" Er sieht nicht als würde er das gerne tun, aber sein Blick wird weicher als ich ihn bitte und er lächelt mich einen Moment lang an, dass ich alles andere komplett vergesse. ,,Klar." haucht er. Die Berge, das Tal, die Zwitschernden Vögel und die Schreie nach Mirabell scheinen von ganz weit her zu kommen. Selbst Mirabell die da vorne sitzt scheint für einen Moment unwichtig während ich in seine Strahlend grün-braunen Augen schaue. Sein Gesicht Ist entspannt und die kleinen Summersprossen scheinen in dem warmen Sonnenlicht auf seiner Haut hervor während er auf mich herunter schaut. Er macht einen Schritt auf mich zu und ich spüre schon das vertraute Kribbeln, dann höre ich ein leises Schluchzen welches mich in die Wirklichkeit zurückholt. Ich löse mich wie in Zeitlupe von ihm und nähere mich der weinenden Mirabell.

,,Hey Mira-" sage ich sachte und lasse mich auf den Boden sinken. ,,Erinnerst du dich noch an mich?" Sie wischt sich über die Augen und blickt zu mir. Ein kleines lächeln bildet sich auf ihrem Mund, und für den Bruchteil einer Sekunde sieht sie nicht mehr so traurig aus, dann wird ihr Gesicht wieder ernst. Ihr Kopf vergräbt sich in ihren Armen und sie schluchzt. ,,Ich habe alles zerstört. Unser Haus ist kaputt und das Wunder auch und das nur wegen mir. Weil ich versucht hab jemand zu sein der ich einfach nicht bin." Ich lege meine Hand auf ihre Schulter und sie schaut mich an. ,,Ich sehe diese Person nicht. Was ich sehe, ist das stärkste, inspirierendste, tollste Mädchen das ich kenne. Das Mädchen was jeden Morgen die Kraft hat aufzustehen und mit neuer Energie an den Tag zu gehen, egal was die anderen davon halten. Ich sehe das Mädchen welches mit ihrem ganzen Herzen für ihre Familie schlägt. Das Mädchen was ihr Leben riskiert hat, um ihre Familie zu retten. Und das Mädchen welches meine allerbeste Freundin ist." Mirabell dreht sich schniefend zu mir und lächelt schwach. ,,Das Mädchen was alle Hoffnung verloren hat, was ihre Familie enttäuscht und ihr Zuhause zerstört hat. Nur weil es zu neugierig war, wegen einer dämlichen Prophezeiung." ,,Nein hermosa." Ich hebe ihr Gesicht an, damit sie mich anguckt. ,,Weil sie der hilfsbereiteste Mensch auf der Welt ist und egal was einem droht sie immer eingreifen wird." Ich nehme ihre Hand und drücke sie. ,,Ich verdiene das nicht. Ich bin nicht dieser Mensch. Ich habe alle enttäuscht...am meisten Abuela. Es tut mir so leid."

In ihrem Gesicht ist ein tiefer Schmerz und sie wendet den Blick ab, in die Richtung in der in irgendwo weit unten das Encanto Dorf liegt. ,,Vielleicht habe ich deshalb keine Gabe bekommen." sagt sie leise und seufzt tief. Ich werfe Camilo einen Blick zu, er lächelt mich an und auch ohne das er was sagt fühle ich wie er es meint. ,,Mirabell, hey das ist Unsinn." Ich stocke und überlege. Der Wind weht flau zu und herauf und ein Schmetterling setzt sich auf mein Knie. Mir kommt plötzlich eine Idee. ,,Mira, weißt du was Alma gerade macht?" Mirabell dreht den Kopf zu mir und schaut mich schief an. ,,Nein?" ,,Sie sucht dich, sie suchen dich alle. Alma hat gesagt sie hätte viel früher auf dich hören sollen. Sie ist diejenige die die Schuld trägt und das hat sie jetzt auch eingesehen. Das schleppt sie von jetzt an immer mit sich rum und weißt du was?" Mirabell hebt den Kopf an und fragt mit einem angedeuteten Lächeln ,,Was?" Ich grinse und schaue ihr direkt in die Augen. ,,Ich da jemanden der sehr gut trösten kann. Los sie braucht dich." Einen Moment lang denke ich es funktoniert nicht, bis Mirabell meine Hand ergreift und mich auf die Beine zieht. Hinter und stehen Camilo und Dolores, die Ich gar nicht kommen gehört habe. Sie lächelt mir zu und ich erwidere es überrascht. Das ist das erste mal das Ich Dolores nicht seltsam sondern Nett finde. ,,Na komm, gehen wir Abuela glückich machen." sagt Mirabell und ihre Entschlossenheit und Freude sind zurückgekehrt. Wir wollen gerade los, als Camilo mich zurück hält. Mirabell und Dolores entfernen sich einige Meter und Camilo flüstert ,,Du hast das wirklich...gut gemacht." Ich lächle und das Kribbeln kommt zurück. Wirklich was ist mit Camilo, das er so einen Einfluss auf mich hat? ,,Danke." flüstere ich und lächle ihn an. ,,Kommt ihr zwei Turteltäubchen?" ruft Dolores von weiter hinten und Camilo verdreht die Augen.