Als auch die Frauen mit ihrer Vorspeise fertig waren ging ich in die Küche um die benutzten Schälchen und Löffel abzugeben. Da einige der Gäste noch die Mahlzeit zu sich nahm, kehrte ich zurück und beglückte meine Zielgruppe mit einem Rotwein. Wenn ich könnte wäre ich nicht abgeneigt die Weinflasche mitzunehmen. Ihr edles Aussehen reizte meine Augen und ich fragte mich wie viel dieser Wein kostete.
Beim Einschenken des Weines wurde mir der Fürst, der zur Rechten des Grafen saß, immer sympathischer. Sein strahlendes Lächeln, welches sein etwas rundliches und faltiges Gesicht schmückte, und die klare Stimme die seinen Dank an mich zum Ausdruck brachte waren absolut hinreißend. Seine Tochter hingegen war das absolute Gegenteil. Als ich ihr etwas Wein einschenkte warf sie mir einen vernichtenden Blick zu und zog allgemein einen Schmollmund. Ich hatte das Gefühl das sie sich darüber ärgerte, dass ich durch ihre Blicke noch nicht tot umgefallen war. Den Gefallen würde ich ihr auch nicht tun wenn ich ehrlich war.Nachdem die fünf Personen etwas zu trinken hatten, stellte ich mich zurück an meinem Platz. Zu meinem Glück musste ich dort nicht lange warten. Mein Blick fiel auf andere Seite des Raumes, wo Antonia mir hastig zuwinkte. Ein Zeichen dafür das ich meinen Hintern zur Küche bewegen sollte.
Ich nickte und setzte mich in Bewegung.In der Küche wurden für jeden Mitarbeiter eine Tabletts und Schüsseln mit Speise vorbereitet. Diese sollten an die Gäste verteilt werden. Wichtig war darauf zu achten, dass die Gäste selbstständig bedienen konnten. Das hieß, ich musste mit meiner großen Schüssel Kartoffeln herum gehen, damit die hohen Herrschaften sich etwas davon nehmen konnten. So einen Service hätte ich auch gerne Zuhause ....
Damit wir die Tabletts und Schüsseln nicht die ganze Zeit in den Händen halten mussten, gab es an einer der kurzen Seiten des Raumes zwei Tische auf denen wir die Speisen platzieren konnten. Das Problem hierbei war, dass meine Ecke sich am anderen Ende des Raumes befand. Bei der Erkenntnis sank meine Motivation ins Erdgeschoss. Leider gehörte ich zu den Menschen die maximal fünf bis zehnmal im Jahr Sport trieb und dieser Sport bezog sich meistens aufs Tanzen in Clubs.
Während ich die große Schüssel mit den Kartoffeln zu den Gästen brachte, achtete ich darauf möglichst elegant zu wirken. Gerader Rücken, erhobener Kopf, schwingende Hüften. Dabei wurde mir bewusst das elegant zu sein sehr anstrengend war. Ich hatte das Gefühl einen Stock verschluckt zu haben.
Ohne die Adeligen anzusprechen bot ich jeden die dampfenden Kartoffeln an und war froh nur ein drittel des Tisches übernehmen zu müssen, sonst wäre das mit den Kartoffeln zu knapp geworden.
Als ich bei Cyril ankam, drehte er sich zu mir um und nahm den großen Löffel in die Hand um sich etwas auf den Teller zu tun. Dabei spürte ich wie seine eisblauen Augen mich musterten. Mir wurde ganz heiß und mein Herzschlag beschleunigte sich. Vermutlich weil ich Sorge hatte das er mich wieder ansprach. Was er natürlich auch tat.
,,Ich weiß nicht was du mit deiner Haltung erreichen willst, aber du siehst sehr steif aus. Entspann' dich einfach okay? Du siehst gut aus, so wie du bist.", hauchte er mir zu und riss mich somit völlig aus dem Konzept. Überrascht weiteten sich meine Augen. Hatte er mir gerade ein Kompliment gemacht?
Völlig verdattert schaute ich ihn an und wurde erst ein paar Sekunden später auf das Räuspern der Tochter des Fürsten aufmerksam.
,,Hören Sie auf Cyril so anzustarren und kümmern Sie sich um Ihre Arbeit.", giftete sie mich an und machte eine scheuchende Handbewegung. Für einen Moment hätte ich dieser arroganten Schnäpfe meine Meinung gegeigt, doch als mein Blick auf ihren Vater fiel der mich prüfend anschaute verkniff ich mir jegliche Bemerkungen. Stattdessen nickte ich und verbeugte mich ehe ich die Schüssel zum großen Tisch brachte. Puh ... und die sollte Cyrils Frau werden? Hübsch war sie ja mit ihren langen tief schwarzen Haaren, den grünen Augen und dem schlanken Körper. Aber da hörte es auch schon auf.
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Vollmond - Das große Geheimnis (*alte Version*)
FantasyVollmond. Ein Zeichen. Ein Geheimnis. Ein Drache. Eine Geschichte. Viktoria lebt ihren Traum in ihrer Stadt Wieneria. Doch eine Sache plagt sie weiterhin. Ihre Albträume. Schon als Kind träumt sie jede Vollmondnacht von diesem einen Wesen. Warum, da...