Den Rest des Balletts konnte ich nicht so genießen, wie den Anfang. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich war so nervös, als würde ich gleich vor einer extrem wichtigen Prüfung stehen. Tanzen ... wie um alles in der Welt stellte sich der Graf das vor? Erstens, war der Saal viel zu klein. Zweitens, wie sollten wir in diesen Kleidern und Schuhen tanzen? Drittens, gibt es Sanitäter hier in der Nähe? Urgh, es war ein Albtraum. Ich würde mich blamieren. Jeder würde mich auslachen. Ich könnte mich nie wieder in der Öffentlichkeit blicken lassen. Es würde Schlagzeigen darüber geben. Warum war es auf einmal so heiß in diesem Saal?
Xaviers Hand, die sich plötzlich auf meine Hand legte, ließ mich so zusammen zucken, das mein Herz schmerzhaft von seiner Position hüpfte. Hektisch drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. Die schokobraunen Augen musterten mich besorgt. Langsam kam sein Gesicht näher. Mein Herz blieb stehen.
,,Ist alles okay mit dir?", flüsterte er mir ins Ohr und ich atmete erleichtert auf. Er wollte mir nur etwas zu flüstern.
,,Ich bin ... nur nervös", krächzte ich zurück und wandte mich wieder an die Aufführung.
,,Wieso bist du nervös?"
,,Würden Sie ihre Unterhaltung bitte am Ende der Aufführung fortsetzen?", unterbrach uns eine strenge Frau, die direkt hinter uns saß.
,,Natürlich. Verzeihen Sie", entschuldigte sich Xavier höflich und änderte seine Sitzposition. Ich seufzte leise und beobachtete den wunderschönen Tanz vor mir. Gerade tanzte Julia um ihren geliebten Romeo, der tot auf einem Podest lag. Es war so traurig. Das Kleid der Tänzerin flog im Wind und die Arme der Brünetten bewegten sich passend zur Musik. Ihre Füße tanzten leichtfüßig und elegant über dem Boden. So als würde sie fliegen. Ich wünschte ich könnte so tanzen ...
Kaum war auch sie gestorben, tanzten die anderen Tänzer um die beiden herum und verkündeten somit das Ende der Aufführung. Der Graf war der Erste der applaudierte und der Rest folgte seinem Beispiel. Hinter uns lobten die älteren Damen, in ihren weiten Kleidern, den gelungenen Auftritt. Es war schön zu hören, dass die Aufführung so gut bei den Leuten ankam. Das freute mich sehr für die Darsteller. Ich konnte mir vorstellen das die sehr nervös gewesen waren. Immerhin kam es nicht oft vor, dass der Graf mit seiner Familie die Oper besuchte.
Die Darsteller kamen bei dem Beifall noch einmal auf die Bühne und verneigten sich. An ihren Gesichtern konnte ich deutlich erkennen wie erleichtert und erfreut sie waren, dass alles so gut funktioniert hatte. Ich war mehr als begeistert. Dann fiel mein Blick auf die Grafenloge. Ich beobachtete wie der Graf die Hand seiner Frau nahm und die Loge verließ. Der Fürst, seine Tochter und Cyril folgten ihnen. Kaum waren sie nicht mehr zu sehen, verließen auch die anderen Gäste den Saal.
,,Viktoria? Kommst du?"
,,Huh? Ja, natürlich." Himmel, war ich etwa so verstreut? Ich wollte nicht wissen, wie oft er schon nach meiner Aufmerksamkeit gefragt hatte. Aber dieser Ort zog diese einfach auf magischer Weise an. ,,Tut mir leid das ich nicht so aufmerksam bin." Ich ging neben meinen Begleiter her und konzentrierte mich darauf nicht zu stolpern.
,,Schon okay. Es freut mich ja das es dir so gefällt. Dennoch hoffe ich, dass ich dich gleich auf dem Ball etwas mehr habe." Er grinste mir von der Seite aus zu und begleitete mich die Treppe hinunter. Kaum waren wir unten angekommen verstummten die Gespräche. Verwirrt sah ich mich um. Alle Besucher schauten auf die Treppe, wo der Graf stand und mit einem Messer auf ein Glas schlug.
,,Meine Lieben, ich danke Ihnen, dass Sie heute meinen Geburtstag zusammen mit mir feiern und ich kann von meiner Seite aus sagen, dass wir einen sehr schönen Start bekommen haben." Die Besucher applaudierten bestätigend. ,,Nun kommen wir zu dem eigentlichen Teil der Feier. Sie haben nun Zeit sich frisch zu machen bevor wir offiziell den Ball eröffnen. Vergessen Sie nicht, dass es sich um einen Maskenball handelt. Also bitte denken Sie an den entsprechenden Schmuck." Er sah sich kurz um und lächelte zufrieden. ,,Gut, dann würde ich sagen, sehe ich Sie in ca. einer viertel Stunde im Saal wieder." Wieder applaudierten seine Gäste und fingen an sich zu verteilen. Ich fragte mich, wo wir in der viertel Stunde hin sollten. Hier in der Eingangshalle war wenig Platz und in den Saal durften wir nicht. Raus gehen war auch unmöglich, da dort die Presse förmlich Schlange stand um die hohen Herrschaften zu interviewen. Ich seufzte leise und wandte mich an Xavier.
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Vollmond - Das große Geheimnis (*alte Version*)
FantasyVollmond. Ein Zeichen. Ein Geheimnis. Ein Drache. Eine Geschichte. Viktoria lebt ihren Traum in ihrer Stadt Wieneria. Doch eine Sache plagt sie weiterhin. Ihre Albträume. Schon als Kind träumt sie jede Vollmondnacht von diesem einen Wesen. Warum, da...