Kapitel 19

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Inzwischen verließen meine Füße endlich die letzte Stufe. Keuchend kam ich zum Stehen und ließ das Kleid los. Es waren zwar nicht viele Treppen gewesen, aber dieses Kleid war ziemlich schwer und mit den Schuhen war es sowieso schwierig vernünftig zu laufen.

,,Wo müssen wir hin?", erkundigte ich mich nachdem ich mich einmal umgesehen hatte. An den Wänden waren mehrere Türen die zu den Logen führten. Vor ein paar Jahren saß ich mit meiner Familie ganz oben und konnte mir von dort aus die Logen ansehen. Wenn ich ehrlich war, wollte ich schon immer in einer sitzen.

,,Hier." Xavier deutete auf die vor uns stehende Tür. Dabei nahm er galant meine Hand um mich zu der Loge zu führen. Er wirkte dabei sehr selbstbewusst. Wie immer. Ob ihm überhaupt etwas peinlich war?

Stumm folgte ich ihm. In der Zwischenzeit gesellten sich auch andere Gäste auf diese Etage und stolzierten zu ihren zugewiesenen Logen. Es wirkte alles so surreal. Neugierig beobachtete ich wie die Angestellten den Leuten galant die Tür öffneten. Die meisten Frauen wedelten dabei mit ihren Fächern entzückt herum.

,,Viktoria?"

Ich drehte meinen Kopf zurück nach vorne. Mein Blick fiel dabei auf Xavier der mit anlächelte. Langsam streckte er die Hand nach mir aus.

,,Tut mir leid", entschuldigte ich mich verlegen und legte meine Hand in die seine. Bevor ich wieder in das Beobachten fiel, zog Xavier mich sanft mit sich, bis wir unsere Plätze erreichten. Bei der Anzahl an Stühle wurde mir bewusst, dass wir unsere Loge mit anderen teilten. Das war jedoch kein Problem für mich. Solange die mir nicht auf die Nerven gingen war alles in Ordnung.

Fasziniert von der prunkvollen Oper setzte ich mich. Obwohl dieser Saal mir nicht fremd war, war es jedes Mal ein Erlebnis hier zu sein. Meine Augen konnten sich kaum satt sehen. Diese Farben, diese Deko. Es war einfach ein Traum.

Das gesprächige Raunen im Saal nahm ich kaum wahr. Erst als zwei Trompeten anfingen zu spielen und alle Besucher sich von ihren Plätzen erhoben, suchte ich verwirrt nach der Ursache. Mein Blick fiel direkt auf die Loge des Kaisers. Dort wo damals Sissi und ihr Kaiser gesessen hatten. Von meinem Platz aus konnte ich diese sehr gut erkennen. Ich beobachtete, wie der hintere Vorhang zur Seite gezogen wurde und anschließend zwei sehr vertraute Persönlichkeiten die Loge betraten. Es waren der Graf und seine Frau. Der Graf trug einen schicken grauen Anzug mit weinroten Hemd und passender Krawatte, während sein dunkles Haar nach hinten gegelt worden war. Seine Frau trug, passend zu ihm, ein weinrotes Kleid welches goldene Verziehrungen auf dem Stoff zeigte. Ihre Haare hatte sie hochstecken lassen und die goldenen Spangen, in Form von Blumen, waren nicht zu übersehen. Ihr Gesicht war vollgeklatscht mit Make-Up und der rote Lippenstift wirkte auf mich etwas zu krass. Es biss sich förmlich mit der Farbe des Kleides. Ob ich die Einzige war der das auffiel? Vermutlich würde sich niemand trauen ihr das zu sagen.

Das royale Ehepaar ging zu ihren Plätzen. Die ersten beiden Stühle natürlich. Anschließend folgte eine weitere Gestalt. Es war der beste Freund des Grafen und der Vater von dieser Ines. Cyrils zukünftige Frau. Der Fürst trug ebenfalls einen Anzug. Seiner war jedoch in einem royalen Blau und seine Krawatte strahlte im hellen Silber. Im Gegensatz zu den anderen Männern waren seine grauen Haare zu kurz um frisiert zu werden. Wenn er hier war, hieß das wohl, dass seine Tochter uns ebenfalls mit ihrer Anwesenheit ... 'erfreute'.

Wie aufs Stichwort betrat auch sie die Loge. Ihr langes blondes Haar hatte sie, wie Sissi, zu einem langen Kranz binden lassen, sodass ihre Haare ihr bis zu den Schultern gingen. In dem gedrehten Teil steckten silberne Blumen. Eins zu eins die Frisur von Sissi. Ihr Kleid strahlte in einem hellen Rosa. Einzelne silberne Verziehrungen schmückten zusätzlich den hochwertigen Stoff. Ihre Hände hatte sie mit weißen Handschuhen bedeckt die ihr bis zu den Ellenbogen reichten. Ihr Hals wurde von einer silbernen Kette geschmückt, die ich durch die Entfernung leider nicht genau erkennen konnte. Als würde mich ihre Kette interessieren. Tzzz. Ihr Gesicht war ebenfalls mit Make-Up vollgeschmiert. Leider musste ich zugeben das sie wirklich gut aussah ...

Vollmond - Das große Geheimnis (*alte Version*)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt