,,So sieht man sich wieder Rotschopf." Cyrils schmale Lippen formten sich zu einem Grinsen. Wie immer erreichte es seine Augen nicht. Rotschopf ... so hatte er mich beim Dinner auch genannt. Warum dieser Spitzname, den er meistens mit einem Raunen in der Stimme betonte, bei mir erhöhtes Herzklopfen verursachte war mir ein Rätsel.
Es fiel mir unglaublich schwer ihn nicht zu mustern. So wie er vor mir stand. Wie auf dem Präsentierteller. Ich brauchte nur meine Augen in Richtung Brust und ... Nein! Stopp! Seine Augen. Ich sollte mich auf seine Augen konzentrieren ... Uff ... auch kein guter Plan. Dieses Eis in seinen Augen, was so kalt und starr wirkte, zog mich förmlich in seinen Bann. Es war kurz davor mir meinen klaren Verstand zu rauben. Okay, Plan B musste her. Auf was sollte ich mich konzentrieren? Seine Lippen? Um Himmels Willen, nein! Dadurch konnten Missverständnisse entstehen. Vielleicht seine Haare?
Mir fiel auf, dass das Gel, welches sein dichtes Haar bändigte, im Licht der Kronleuchter leicht glänzte. Dennoch schafften es einzelne Strähnen aus der Perfektion zu tanzen, sodass die Frisur etwas lockerer wirkte. Das erinnerte mich sehr an das Foto, welches auf meinem Computerbildschirm aufgetaucht war, nachdem ich seinen Namen gegoogelt hatte. Okay ... diese Option war ebenfalls nicht die Richtige.Oh man, warum hatte ich ihn Zuhause gegoogelt? Sein ganzer Körper rief mir das Bild in den Kopf, wo er sich wie ein Model präsentierte.
,,Tja, zu schade das ich heute nicht vor habe nach Ihrer Pfeife zu tanzen." Ja, sehr gut Viktoria! Cyril hingegen hob überrascht eine Augenbraue und öffnete seinen Mund um etwas darauf zu erwidern. Doch ich war schneller. ,,Und falls Sie vor haben mich zum Tanz aufzufordern, muss ich Sie leider enttäuschen. Ich habe nämlich diesem attraktiven Mann, hinter mir, den ersten Tanz versprochen." Ein Gefühl des Triumphs durchfuhr meinem Körper. Das breite Grinsen, welches sich auf meinem Gesicht ausbreitete, tat in den Wangen weh. Doch ich ignorierte es gekonnt. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Ein Punkt für mich.
Doch anstatt mir den nachdenklichen oder überraschten Gesichtsausdruck zu schenken, den ich erwartete, grinste er. Ein schiefes Grinsen was ich so noch nicht gesehen hatte. In seinen Augen machte sich ein verräterisches Funkeln bemerkbar.
,,Dann bestehe ich auf den zweiten Tanz." Cyril warf Xavier einen kurzen Blick zu, den ich auf die Schnelle nicht deuten konnte, und wandte sich an die anderen Frauen, die sehnsüchtig auf ihn warteten.
Kaum hatte er sich abgewandt, klappte mir fassungslos die Kinnlage runter. Wie bitte? Den zweiten Tanz sollte ich mit ihm...? Nein, das ging nicht! Wieso beharrte er so darauf mit mir in Kontakt zu treten? Das hatte ich mich am Samstag auch schon gefragt. Wieso hatte ich meinen Tanz mit Xavier nur auf den Ersten beschränkt?
,,Der lässt echt nicht locker", ertönte ein Brummen aus Xaviers Richtung. Seine Augen sprachen Bände, nachdem ich mich zu ihm umgedreht hatte um seine Reaktion mitzubekommen. Ich seufzte auf seine Worte hin. ,,Was will der eigentlich von dir?"
,,Wenn ich das wüsste. Beim Dinner war er genauso drauf." Ich zuckte mit den Schultern und vermied jegliches Umsehen, um einen Augenkontakt mit Cyril zu vermeiden. Xavier wusste von der Aushilfe im Schloss, weswegen er nicht weiter nach fragte. War vermutlich besser so.
Weiter kamen wir nicht ins Gespräch. Das Orchester, welches sich auf der Bühne platziert hatte, stimmte eine leise Musik eines klassischen Walzers an, der den Eröffnungstanz verkündete. Da Xaviers Aufmerksamkeit nicht mehr auf mir lag, drehte ich mich genervt zur Tanzfläche um. Mit der auserwählten Dame an seiner Seite, schritt Cyril langsam zur Mitte der Tanzfläche und blieb dort stehen. Mit einer flüssigen Bewegung drehte er sich zu seiner Tanzpartnerin. Aufgrund der Tatsache das er mit dem Rücken zu mir stand, konnte ich diese Frau nicht sehen. Nur ein Stück ihres weißen Kleides, blitzte seitlich an Cyrils Körper vorbei. Der Sohn des Grafen verbeugte sich leicht und streckte seine Hand nach ihr aus. Das Orchester begleitete das Tanzpaar mit der wunderschönen Melodie des Donau-Walzers von Johann Strauss. Wirklich, sehr traditionell.
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Vollmond - Das große Geheimnis (*alte Version*)
FantasíaVollmond. Ein Zeichen. Ein Geheimnis. Ein Drache. Eine Geschichte. Viktoria lebt ihren Traum in ihrer Stadt Wieneria. Doch eine Sache plagt sie weiterhin. Ihre Albträume. Schon als Kind träumt sie jede Vollmondnacht von diesem einen Wesen. Warum, da...