Kapitel 7

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Es ist Freitag.
Der Tag könnte so gut verlaufen, wäre da nur nicht dieser blöde Geschichtstest, den ich gleich schreibe. Bevor ich zu meiner Geschichtsklasse  laufe, schaue ich noch ein Mal über die Blätter, die wir in den vergangenen Wochen  gemacht haben. Trotz dass es schon mein zweiter Test in Geschichte ist, bin ich super aufgeregt. Der  erste Test lief erstaunlich gut. Ich hatte eine A- was in deutschen Schulnoten eine 1- sein müsste. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob dieser Test genauso gut verlaufen wird. Als ich die Klasse betrete, sitzt Antoine bereits an seinem Platz. Er winkt mir zu, als ich an ihm vorbei laufe.
>> I am really nervous. I didn't study a lot and I feel like I know nothing,<< kommt es aus mir heraus, als ich mich an meinen Platz neben ihm setzte.
Antoine lacht.
>> I didn't do anything either. But you will be fine. <<
Nachdem Mr. Black uns begrüßt hat, teilt er den Test aus und erklärt, wie dieser aufgebaut ist. Ich stutze, als ich merke, dass es bei diesem Test Fragen gibt, auf die man selber eine Antwort geben muss. In den anderen Klassen bestanden die Tests nur aus multiple choice Fragen. Ich beginne mit den einfachen Fragen und arbeite mich dann zu den schwierigeren. Oft muss ich eine Frage mehrmals durchlesen, um zu verstehen, was gemeint ist. Gerade, als ich die Hälfte der Aufgaben bearbeitet habe, gibt Antoine seinen Test ab. Verwundert schaue ich zu ihm rüber. Wie kann er so schnell sein? Entweder ist er wirklich schlau, oder ihn interessiert der Test nicht. Beides könnte auf ihn zutreffen. Ich konzentriere mich wieder auf meine Aufgaben und versuche alles zu vervollständigen. Als auch ich meinen Test abgebe, überlege ich den Rest der Stunde, wie ich meinen Freitag gestalte. Heute Abend gehe ich mit Kayla auf eine Party, doch bis dahin habe ich noch einige Zeit. Gerne würde ich auch nach der Schule etwas mit Kayla und Zoe Unternehmen, doch diese haben leider beide Training. Vielleicht sollte ich Ana fragen, ob sie Lust hat etwas nach der Schule zu unternehmen. Wir verstehen uns wirklich sehr gut, doch bisher haben wir uns nie außerhalb der Schule getroffen. Da ich sie in meiner nächsten Klasse sehen werde, beschließe ich mich dazu sie dort persönlich zu fragen.
>> How was the test<< fragt mich Antione, als wir das Klassenzimmer verlassen.
>> It was alright I guess. How about you ?<<
>> Yeah it wasn't that hard.<< Er lächelt mich an.
Ich bin froh Antoine zu haben. Er und Sarah aus meiner Sportklasse sind die einzigen Austauschschüler, mit dem ich momentan rede. Ich weiß, dass es auch noch andere Austauschschüler gibt, allerdings ist es schwer diese kennenzulernen, wenn man keine Klassen miteinander hat. Ich verabschiede mich von Antoine und laufe zu meinem Locker.
Auf meinem Gesicht breitet sich ein kleines Lächeln aus, als ich sehe, dass Chase bereits an meinem Locker steht und auf mich wartet. Ich bin mir sicher mittlerweile weiß jeder, dass Chase und ich mehr als nur Freunde sind. Es ist schwer so zu tun, als wären wir es nicht. Am Anfang hatte ich es noch versucht zu verheimlichen, da die Trennung von Jonas noch so frisch war und ich Angst hatte, es wird schlecht über mich geredet. Vielleicht wurde es auch, mitbekommen habe ich aber nichts. Ich weiß, dass ganz schön viel Gossip in der Schule verbreitet wird. Sobald du dich einer falschen Person anvertraust, erzählt sie es der ganzen Schule weiter. Ich habe das schon mehrmals von anderen Personen mitbekommen und bin daher froh, dass ich bisher kein großes Thema an der Schule bin.
>> What are you thinking about,<< fragt mich Chase, als ich an meinem locker ankomme. Er muss wohl gemerkt haben, dass ich mal wieder in meinen Gedanken versunken bin.
>> Nothing important, << antworte ich hastig. >>What will you do after school?<<
Ich schaue ihn an.
>>I thought about asking Ana if she wants to do something.  <<
>> That's cool,<< antwortet er mir.
Ich schweige einige Sekunden.
>> You should come to the party tonight.<<
Chase Kratz sich am Kopf.
>> I don't know Julie. I don't really like the girl who is throwing the party. <<
>> Come on Chase. It will be fun.<<
>> I'll think about it.<<
Ich lächle ihn an.
>> I'll see you there,<< sage ich und laufe zu meiner Klasse, bevor er etwas wiedergeben kann. Jedes Mal, wenn ich in Chase seiner Umgebung bin, bekomme ich ein unbeschreibliches Gefühl. Es fühlt sich an, als würde mein ganzer Körper mit Adrenalin voll gepumpt werden. Ich bin oft sehr ruhig und müde, doch in seiner Umgebung bin ich hell wach. Er ist die erste Person, bei der ich mir vorstellen könnte Tag und Nacht mit ihm zu verbringen. Er macht mich verrückt, aber auf eine gute Art. Ich hoffe sehr, dass er heute Abend kommen wird.
Durch das kleine Gespräch mit Chase, komme ich einige Minuten zu spät in meine Accounting Klasse. Es ist mir etwas unangenehm, dass ich zu spät bin, da alle bereits auf ihren Plätzen sitzen. Ich entschuldige mich für die Verspätung und schleiche zu meinem Platz. Nachdem ich mich in meinen Laptop eingeloggt habe, drehe ich mich zur hinteren Reihe, in der Ana sitzt. Ich winke sie zu mir. Leise schleicht sie zu mir und setzt sie sich auf den freien Stuhl, der an meinem Tisch steht.
>> Would you like to hang out after school, << flüstere ich ihr zu.
Sie überlegt einige Sekunden.
>> I have to ask my grandma, but I am sure she will say yes. <<
Ich bin etwas verwirrt, als sie ihre Oma erwähnt, da man doch normal seine Eltern bei sowas fragt, beschließe aber nicht weiter nachzuhaken.
>> Okay,<< antworte ich ihr mit einem Lächeln.
Ich freue mich darauf, etwas mit Ana zu machen, doch ich habe auch etwas Angst. Was ist, wenn ich nicht weiß, was ich sagen soll oder noch schlimmer, wenn wir beide nicht wissen, was wir machen können ? Hoffentlich hat sie ein paar Ideen. Nachdem ich meine Aufgaben  für die Stunde erledigt habe, packe ich  den Laptop weg und mache mich auf den Weg nach draußen.
>> My grandma said yes,<< meint Ana, als  wir das Klassenzimmer verlassen.
Ich drehe mich zu ihr.
>> That's great. Should we meet outside ,<< frage ich sie.
Sie nickt mir zu.
Unsere Schließfächer sind weit voneinander entfernt, weshalb es am Besten ist, wenn wir uns draußen auf dem Parkplatz der Schule treffen.
Nachdem ich meinen Locker erreicht habe, packe ich  meine Sachen zusammen, schreibe meiner Gastmutter und mache mich auf den Weg nach draußen. Ich werfe einen letzten Blick in den Hallway, um zu sehen, ob Chase an seinem locker steht. Sein Schließfach befindet sich im gleichen Flur wie meiner, allerdings etwas weiter hinten im Gang. Leider kann ich ihn nicht sehen, weshalb ich davon ausgehe, dass er bereist das Gebäude verlassen hat.
Es ist ganz schön warm, stelle ich fest, als ich über den Parkplatz laufe. Ana steht bereits an ihrem Auto und wartet, bis ich bei ihr bin. Zusammen steigen wir ins Auto und fahren in Richtung Innenstadt. Schnell merke ich, dass Ana einen ähnlichen Musikgeschmack wie ich hat.  Während sie fährt, fangen wir beide an, zu den Liedern ihrer Playlist zu singen. Es freut mich sehr, dass wir den gleichen Musikgeschmack teilen. Endlich kann ich mal abschalten, ohne ganze Zeit an Schule oder an Chase zu denken. Nicht, dass ich es nicht mag an ihn zu denken, doch oft verlässt er einfach nicht meinen Kopf.
>> Would you like to go to Walmart,<< fragt mich Ana während wir an einigen Fast Food Restaurants vorbei fahren.
>>Sure, << antworte ich. Ich bin erleichtert, dass sie etwas vorgeschlagen hat.
Während wir durch die verschiedenen Abteile des Walmart's laufen, kommt mir eine Idee.
>> We should do a picnic .<< Das Wetter ist wirklich schön, dass weshalb ein Picknick bestimmt spaß machen würde.
>> That's a great idea,<< antwortet Ana überzeugt.
Ich bin erleichtert, dass ihr mein Einfall gefällt. Zusammen suchen wir verschiedene Snacks aus, wie Früchte, Kekse und eine Kleine Torte.
>> We can go to the lake there is grass and sand where we can have the picnic,<< meint Ana, während wir die Sachen bezahlen.
>> Sounds Good,<< antworte ich ihr.
Ich war noch nie an dem See in unserer Stadt, weshalb ich mich besonders freue, dort zu Picknicken.
Nach etwa 5 Minuten kommen wir am See an. Er ist größer als ich angenommen habe. Während wir alles auspacken und unser Picknick vorbereiten, fliegen ein paar Möwen über uns  hinweg. Bevor wir die Snacks ablegen, breiten wir eine Decke aus, die wir in Anas Kofferraum gefunden haben.
>> Will you come to the party tonight,<< frage ich Ana, bevor ich mir eine Erdbeere in den Mund stecke.
Ana verzieht ihr Gesicht
>> No I won't. I don't like the girl who is throwing the party. Will you go ? <<
>> Yeah I'll go with Kayla and maybe Chase.<<
>> That's cool<<
Ich nicke und nehme mir eine zweite Erdbeere aus der Packung.
>> So everything is fine between Chase and you,<< fragt Ana und schaut mich etwas prüfend an.
>> Yeah I think so. I try hard not to think about the video anymore, but there are moments where it pops up in my mind .<<
Ana nickt verständnisvoll.
>> I know it sucks, but as I told you I think he really likes you. I know him for a long time and he had a lot of trouble in the past, so it's hard for him to love. He is far away from perfect, but I can tell he is trying to be a better person for you. <<
Es macht mich glücklich, sowas vom einer außenstehende Person zu hören. Ihre Worte geben mir Sicherheit. Ich habe starke Gefühle für Chase  und es würde mir das Herz brechen, wenn nochmal sowas wie mit Ramona rauskommen würde. Ich finde Ehrlichkeit in einer Beziehung echt wichtig, doch wenn mein Vertrauen ein Mal missbraucht wird, fällt es mir schwer der Person weiterhin zu vertrauen, so sehr ich es auch will. Deswegen ist es wichtig für mich, diese Bestätigung nochmal von einer Person wie Ana zu bekommen.
Damit wir nicht nur über Chase reden, wechsle ich das Thema. Um mehr über Ana zu erfahren, stelle ich ihr ein paar Fragen.
>> So where do you live ?<<
>> I live in town, two minutes away from where Chase lives.<<
>> Oh really, << antworte ich überrascht.
>> Yeah. I live with my little brother at my grandparents house. My dad died when I was young and my Mom  lives somewhere else. I don't have a lot of contact with her anymore. <<
Ich schaue sie etwas erschrocken an. Mit dieser Antwort hätte ich nicht gerechnet. Es ist erstaunlich, wie viel sie durchgemacht haben muss. Zuerst der Tod ihres Vaters und dann auch noch der Kontaktabbruch zu der Mutter. Sie sieht zwar aus, als hätte sie das alles gut verkraftet, doch trotzdem tut es mir vom Herzen für sie Leid.
>> I am sorry. You're such a strong girl.<<
Wir unterhalten uns noch eine Weile über ihre Familie, bevor sie mich nach Hause fährt.
Nachdem ich mich von Ana verabschiedet habe, laufe ich ins Haus. Ich habe keine Ahnung, ob jemand meiner Gastfamilie zu Hause ist. Ich Schaue auf die Uhr ; 19 Uhr. Eigentlich müsste Kayla zu Hause sein. Genau ich diesem Moment höre ich, wie sich die Badezimmertür  öffnet. Kayla stampft aus der Tür hinaus.
>> Julie, You're back, << ruft sie, als sie mich sieht.
Sie nimmt mich in den Arm.
>> I hope you had fun,<< meint sie, während sie mich drückt.
>> Yeah it was nice. We had a Picknick at the lake. <<
>> Sounds good, but now you should hurry a bit. It is already 7:05 pm and the party starts at 8 pm .<<
Ich schaue sie etwas erschrocken an. Die Party startet schon um 8 Uhr ? Das bedeutet ich habe noch etwa 55 Minuten Zeit, um mich fertig zu machen.
Ich renne die Treppen zum Zimmer hoch, gefolgt von Kayla.
>> Oh Julie, could  you ask Chase for a ride to the party. My parents can drive us back home, so it would be great if Chase could pick us up. <<
Ich nicke und hole mein Handy aus meiner Tasche, um Chase zu schreiben. Nachdem ich Chase geschrieben habe, wende ich mich dem Kleiderschrank zu.
>> I don't know what to wear,<< rufe ich verzweifelt.
Kayla runzelt die Stirn.
>> I think I will wear a dress,<<
Ich schaue sie überrascht an. Ich hätte nicht damit gerechnet, das Kayla ein Kleid zu einer Party trägt.
Ob ich mir auch einfach ein Kleid anziehen soll ? Ich würde gerne wissen, wie Chase darauf reagiert, wenn er mich in einem engen, schicken Kleid sieht. Bisher hat er mich nämlich immer nur in baggy Klamotten gesehen. Ich hole ein schwarzes, kurzes Kleid aus einer der Schubladen und probiere es an. Es sitz sehr eng, doch meine Figur wird schön betont. Ich beschließe mich dazu, das Kleid anzulassen und mache mich an mein Makeup. Kayla hat bereits ihr Make-up gemacht und ist daher schon ready. Ich hasse es, wenn ich mich beeilen muss. Chase müsste jede Minute da sein und ich bin mir sicher, er hat keine Lust darauf zu warten bis ich fertig bin.
Ich schaue auf mein Handy und sehe, dass er mich bereits versucht hat anzurufen. Er ist wahrscheinlich schon da und wartet draußen auf uns.
Ich bitte Kayla darum, kurz nach unten zu gehen und sich mit Chase zu unterhalten, bis ich fertig bin.
In der letzen Zeit sah ich in der Schule aus wie eine Mülltonne, nun möchte ich mich auch mal hübsch machen. Nachdem ich mir Lipliner aufgetragen habe, laufe ich nach unten ins Wohnzimmer. Ich höre, wie Kayla und Chase sich unterhalten. Leise setze ich mich neben die beiden.
>> Hey girl,<< sagt er, als er mich sieht.
>> Hey,<< antworte ich etwas nervös. Gespannt warte ich darauf, dass er etwas zu meinem Outfit sagt.
>> Ready to leave, << fragt er während er zu Kayla und mir schaut.
Ich merke, wie ein Gefühl der Enttäuschung in mir hoch kommt.
>> Sure<<, antworte ich leise und folge Chase und Kayla aus dem Haus.
Ich hatte gehofft, er würde mir ein kleines Kompliment machen, aber dem war nicht so.
Nach etwa 15 Minuten  halten wir vor einem großen, weißen Haus. Es stehen einige Autos vor der Einfahrt, weshalb ich davon ausgehe, dass bereits einige Gäste da sind. Ich kenne das Mädchen, dass die Party schmeißt nicht, doch Kayla meinte bereist im Voraus, dass sie wohl etwas komisch ist. Zusammen laufen wir Richtung Haustür.
Laute Musik dröhnt uns entgegen, als wir das Haus betreten. Ich folge Kayla und Chase, die beide in Richtung Keller laufen. Wir gelangen in einen Raum, der mit vielen, fremden Gesichtern gefüllt ist. Ich schaue mich um. Hinten im Raum stehen zwei kleine Sofas, davor ein Tisch, um den sich mehrere Personen zum Ping Pong spielen versammelt haben. An der Decke hängen LED Lichter, die den Raum bunt erleuchten lassen.
Es ist komisch zu wissen, dass keiner der Leute hier Alkohol trinkt. Ich habe es zwar nicht nötig, aber in Deutschland findet man keine Party ohne etwas Alkohol. Da ich bisher kein bekanntes Gesicht von der Schule gesehen habe, beschließe ich mich dazu bei Chase und Kayla zu bleiben.
>> I'll sit on the couch,<< meint Chase und zeigt auf das Sofa. Ich drehe mich zu Kayla. Da diese in ein Gespräch mit einem Typen vertieft ist, folge ich Chase zu der Couch. Es sitzen bereits einige auf dem Sofa, weshalb ich mich auf Chase seinen Schoß setzten muss.
>> I am glad I could convince you to come with me, << sage ich zu ihm.
Ich lehne mich zurück, sodass ich meinen Kopf auf seiner Schulter ablegen kann.
>> The party is pretty boring. You should know that I just came for you Julie. <<
Ich schaue ihn an. Wie gerne ich ihn jetzt küssen würde.
>> That's cute, << antworte ich verlegen.
>> I don't want any guy to talk to you.<<
Schweigend lege ich meinen Kopf auf seine Schulter.
Die Party ist wirklich nicht die aufregendste. Niemand tanzt. Alle stehen nur da und unterhalten sich.
Ich beobachte die Leute und überlege, ob ich jemanden schon mal in unserer Schule gesehen habe. Ein paar Gesichter kommen mir bekannt vor, allerdings kann ich keinen von ihnen zuordnen.
Chase holt sein Handy aus der Tasche.
Ich hebe meinen Kopf von seiner Schulter.
>> We should take a picture,<< meine ich und und strahle ihn an.
>> If you want,<< antwortet er.
Ich hebe sein Handy hoch und mache ein paar Bilder von uns.
>> Hey Chase what's up.<<
Ein großer, dunkelhäutiger Typ kommt auf und zu.
>> Hey bro, what are you doing here ?<<
Ich kenne den Typ nicht, doch ich gehe davon aus, dass Chase und er sich kennen. Da die beiden so in ihr Gespräch vertieft sind, schaue ich mir die Bilder an, die wir zuvor auf Chase seinem Handy gemacht haben. Chase hat mir sein Passwort vor ein paar Wochen gegeben, weshalb ich dieses bereits kenne. Als ich sein Handy entsperre, fängt es an zu vibrieren.
"Snapchat notification from Marie."  Verwundert schaue ich auf sein Handy. Marie ? Wer  ist Marie ? Da es keine Amerikanerin gibt, die Marie heißt, kommt mir das ganze sehr suspekt vor. Ich drehe mich zu Chase, der immer noch in das Gespräch mit seinem Kumpel vertieft ist.
Mein Puls steigt. Soll ich schauen wer diese Marie ist? Ich weiß, er wird sauer sein, wenn er herausfindet, dass ich in seinem Handy herumschnüffel, doch meine Neugier ist zu groß. Unauffällig drehe ich mich etwas von Chase weg, sodass er nicht sehen kann, was ich mache. Meine Hände fangen an zu zittern.  Ich gehe auf Snapchat und öffne den snap. Mein Gesicht verzieht sich. Ich merke, wie nun mein ganzer Körper anfängt zu zittern. Auf dem Snap ist ein Mädchen vor einem Spiegel zu sehen. Sie sitzt auf einem Stuhl und trägt Unterwäsche. Was soll das ? Wer ist diese Marie ? Ich swipe auf den Chat, um zu sehen, ob die Beiden was geschrieben haben. Mit dem finger scrolle ich nach oben, snap für snap. Nach einer Minute, bin ich ganz oben vom Chat angelangt. Was zum Teufel ? Sie haben zwar nichts miteinander im Chat geschrieben, doch sie haben sich alleine am heutigen Tag über 60 Snaps  geschickt. So viel  snappe ich nicht mal mit ihm. Wut breitet sich in mir aus. Was ist, wenn dieses Mädchen ihm  zuvor Nacktbilder geschickt hat? Was hat er wohl darauf geantwortet ? In meinem Kopf bilden sich 100 Szenarien. Ich schaue auf Chase, der sich immer noch mit seinem Freund unterhält.
>> Chase, who is that?<< Ich zeige mit meinem Finger auf Maries Kontakt.
Mir ist es egal ob ich gerade das Gespräch zwischen ihm und seinem Freund unterbrochen habe, ich brauche Klarheit.
Chase Kratz sich am Kopf.
>> I don't know who that is, she added me today, so I added her back.<<
>> Is she german,<< frage ich ohne eine Pause.
>> Yeah, I think so.<<
>> Why do you snap random girls Chase ? I just opened a snap from her where she wore underwear. And moreover you snapped with her so much. I don't even  wanna know what you talked about. I thought...
Ich mache eine Pause, um Luft zu holen.
>>..I thought you would love me ? <<
Ich merke, dass ich schon wieder viel zu viel gesagt habe, doch meine Gefühle haben mich überwältigt. Ich weiß, dass Chase macht, was immer er will, weshalb ich solch eine Angst habe.
>> No Julie shut up.<< Er will mich in den Arm nehmen, doch ich reiße mich von ihm los. Ich brauche frische Luft. Ich steigere mich in solche Situationen viel zu stark hinein und wenn ich jetzt nicht abhaue, dann wird das ganze nur noch mehr eskalieren. Ohne mich umzudrehen, laufe ich Richtung Haustür. Ich hoffe sehr, dass Chase mir nicht folgt, denn ich brauche Zeit um meine Gedanken zu sortieren. Mit Socken laufe ich über die Straße und setze mich auf den Bürgersteig. Eine Träne fließt über mein Gesicht. Ich verstehe es nicht. Ich verstehe nicht, wieso er eine fremde Deutsche annimmt. Ich bin mir sicher, dass das Mädchen durch  meine Tik Toks auf ihn gekommen ist  und  ihn daraufhin geaddet hat.
Was ich dafür geben würde, um zu wissen, was die beiden sich heute alles gesnappt haben. Ich gehe vom schlimmsten aus. Enttäuscht vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen. Werde ich jemals die Liebe von Chase bekommen, die ich benötige ?

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