Ich blicke in die Ferne. Wo bin ich hier ? Meine Augen sehen Schwarz-Weiß. Vor mir steht ein blonder Junge in einem Anzug aus Tarnfarben. Es dauert kurz, bis ich realisiere, dass es Chase ist.
Meine Beine bewegen sich in seine Richtung.
>> Chase,<< rufe ich ihm zu, allerdings erhalte ich keine Antwort. Er dreht sich nicht einmal zu mir.
Meine Augen wandern von seinem Gesicht runter zu seinem Körper. Erst jetzt fällt mir auf, dass er eine Waffe in seinen Armen trägt.
Völlig erschrocken blicke ich ihn an. Was soll das ? Wo bin ich hier ? Ich schaue mich um. Wir befinden uns auf einem Feld. Es ist bereits dunkel und völlig nebelig. Nicht allzu weit weg befinden sich andere Leute, dessen Gesichter ich nicht erkennen kann. Auf einmal ertönt nur wenige Meter von mir entfernt ein lauter Knall. Völlig erstarrt blicke ich in die Richtung, von der das Geräusch kam. Erst jetzt realisiere ich, wo ich mich befinde; ich bin im Krieg. Wie kann es sein, dass ich im Krieg bin ? So sehr ich auch nachdenke, ich kann mir nicht erklären, was hier passiert. Es fühlt sich an, als hätte ich eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht. Niemand hier kann mich sehen geschweige denn hören. Die einzige Bezugsperson, die ich sehe ist Chase, der allerdings im Krieg kämpft. Überall fallen Schüsse. Das einzige, was zu hören ist, ist das quälende Geschrei der anderen Menschen, die getroffen wurden.
Panik und Angst breitet sich in mir aus. Ich will nicht sterben. Ich will leben. Ich will das Chase lebt.
Ich blicke zu ihm.
Schüsse fallen in beide Richtungen.
Ich versuche zu sehen, doch der Nebel verdeckt mir jegliche Sicht.
Mit all der Kraft, die aus meinen Lungen kommt, versuche ich ein Wort zu formen.
>> Stooooopppp<<
>> Please stop.<<
Wieso fühle ich mich so hilflos ? Ich drehe mich um.
Wo ist er ? Wo ist Chase ?
Durch den ganzen Qualm habe ich ihn aus den Augen verloren. Er war doch noch gerade hier !
Mein Blick fällt auf einem Baum, neben dem eine Gestalt liegt.
>> Chase ?<<
Ich fange an zu rennen, so schnell mich meine Beine über das Acker tragen können.
>> Chase, << rufe ich erneut.
Ich schmeiße mich auf den Boden, zu dem Jungen, der neben dem Baum liegt.
Meine Augen füllen sich mit Tränen, als ich sehe, dass es Chase ist. Durchbohrt von Kugeln, völlig leblos liegt er dort.
Nein, nein das kann nicht sein.
>> Stay with me, << rufe ich verzweifelt.
Ein unbeschreiblicher Schmerz breitet sich in mir aus. Ein Schmerz, der nicht zu ertragen ist.
Weinend lege ich mein Kopf auf seinen toten Körper.
>> Please don't leave me. << flüstere ich ihm in Tränen zu.
>> I can't live without you.<<Erschrocken öffne ich meine Augen. Schnell blicke ich mich um, um an Orientierung zu gewinnen. Ich realisiere, dass ich mich in meinem Zimmer befinde. Das war alles nur ein Traum ? Meine Hände fahren durch mein Gesicht. Es ist nass. Ich brauche einige Sekunden, um mich von diesem Traum zu erholen. Es hat sich so echt angefühlt, dass es im Nachhinein immer noch weh tut. Mein Herz fühlt sich gebrochen an und das obwohl es nur ein Traum war. Ich blicke zu Kayla, die neben mir in ihrem Bett liegt. Es scheint, als hätte sie nichts von meinem Albtraum mitbekommen.
Ich wische mir die Tränen von meinem Gesicht. Noch nie habe ich sowas erlebt. Durch diesen schmerzhaften Traum habe ich nicht nur im Traum, sondern auch in echt geweint.
Langsam stehe ich auf und schleiche mich aus dem Zimmer. Ich muss ins Badezimmer. Würde ich mich jetzt direkt wieder hinlegen, hätte ich viel zu große Angst, dass ich den Traum fortsetze. Nachdem ich das Licht des Badezimmers angemacht habe, laufe ich zum Spiegel. Ich begutachte mich und merke, wie angeschwollen meine Augen sind.
Dieser Albtraum kam bestimmt durch das Gespräch mit Branda. Sie hat mir gesagt, dass ich nicht mit Chase zusammen sein kann und dass ich nicht hier bin, um mich zu verlieben.
Ob dieser Traum ein Zeichen war ? Ein Zeichen auf was ich mich einzustellen habe ?
Kraftlos setzte ich mich auf den Rand der Badewanne und schaue auf die Uhr. In weniger als 8 Stunden kommt Branda um mir um zu reden. Ich fühle mich nicht bereitet dafür.
Mit zittrigen Beinen stehe ich auf und Laufe in die Küche, um mir einen Schluck Wasser zu holen. Jedes Mal, nachdem ich Weine fühlt es sich an, als würden sich meine Gefühle ausschalten, als hätte ich kein Herz mehr das etwas empfinden kann. Einerseits ist es gut, keinen Schmerz mehr zu spüren. Doch andererseits auch beängstigend, denn in solchen Momenten fühlt es sich so an, als hätte meine Seele mit meinem Leben abgeschlossen. In solchen Momenten interessiert mich gar nichts mehr, so dumm es auch klingt. Ich bin so erschöpft, dass es mir vermutlich sogar egal wäre, wenn ich jetzt sterben würde. Ich nehme einen Schluck Wasser, um meinen trockenen Mund zu befeuchten. Noch nie hatte ich solch eine Angst davor, wieder schlafen zu gehen. Was ich jetzt dafür geben würde, um bei meinen Eltern in den Armen zu liegen. Ich weiß, dass sie mich mit allen Kräften unterstützen würden, doch ich bin auf mich alleine gestellt. Mit meiner letzten Kraft tragen mich meine Beine die Treppe zu meinem und Kaylas Zimmer hoch. Nachdem ich das Zimmer erreicht habe, verkrümel ich mich unter meiner Decke.
>> Alles wird gut Julie,<< flüstere ich mir zu. Nach einigen Minuten bin ich eingeschlafen.
DU LIEST GERADE
A year that changes your life
AdventureElf Monate. Elf Monate ist es nun her, als ich meine Heimatsstadt Stuttgart in Süddeutschland verlassen habe. Es war immer mein Traum gewesen, ein Auslandsjahr zu machen. Ich liebe es zu reisen. Eines Tages möchte ich die ganze Welt bereisen. Doch...