Ein langer Weg zurück ins Leben

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Debbie Fischer empfängt das Team mit Tora und wurde bereits von Gino telefonisch informiert.
"Guten Tag, Debbie Fischer, die heutige Ärztin in der Notaufnahme und das ist Schwester Linda" begrüsst Debbie sie alle höflich und ihr Lächeln gefriert bei Toras Anblick.
Oli, der Debbie schon lange kennt, weiß genau wie geschockt sie von Toras Anblick ist und rasselt seine Liste runter.
Omar und Marion helfen Tora beim Umsteigen auf die andere Liege und bittet "Oli, darf ich bleiben?"
Oliver sieht kurz auf seine Uhr, sieht Franco an, grinst und erklärt "ach, Marion, wir müssen ja den zweiten Patienten noch versorgen. Franco, zweite Liege, hinlegen, brav sein und die 15 Minuten bis Feierabend vertrödeln wir jetzt noch."
Franco versteht den Wink und legt sich tatsächlich auf die zweite Liege.
Tora erschreckt und fragt "hab ich ihn doch schlimmer verletzt? Das wollte ich wirklich nicht."
Oli tritt vorsichtig neben Tora und antwortet "nein, alles gut. Wir brauchen nur einen guten Grund um uns nicht frei zu melden. So kann Omar noch hier bleiben. Den würde ich vermutlich sonst jetzt nur mit Gewalt zur Wache schleppen und müsste ihn noch zur Arbeit zwingen. Da sind wir aber untereinander zu sehr befreundet und sozusagen wie eine Familie."
Franco meldet sich von der anderen Liege und fragt scherzhaft "möchtest du mir nicht noch das andere Auge blau schlagen? Dann kann ich wenigstens einmal im Leben sagen ich hab mal schöne blaue Augen."
Tora sieht ihn erschreckt an, merkt er scherzt und schafft ein winziges zögerliches Lächeln.
"Hey, sie kann ja lächeln. Ich hatte schon Sorge wir ertrinken heute in Tränen" setzt Franco noch einen Scherz drauf.
Tora fragt vorsichtig "Du verlierst deine gute Laune wohl nie, oder?"
Franco lacht und antwortet "äh, nein. Ich bin der kölsche Italiener und ich liebe Karneval."
Tora schafft ein weiteres kleines Lächeln und antwortet "ich hab Karneval immer gern gefeiert, aber ich weiß nicht ob ich das je wieder kann."
Alle sehen wie ihr Lächeln erlischt und sie sich regelrecht in sich verschließt.

Debbie beginnt ihre Untersuchung und dann kommt die böse Erkenntnis.
Fast jeder Knochen in Toras Körper war mal gebrochen und ist zum Glück immer gut verheilt.
Die Narben von Einstichen und die aktuellen Verletzungen sprechen ebenfalls ihre Sprache.
Omar hält ihre Hand und blickt seine Freunde hilflos an.

Draußen auf dem Flur fragt Debbie "wo ist ihre Familie?"
Omar antwortet "ihr Vater starb vor sieben Jahren an Krebs und ihre Mutter hat sich vor fünf Jahren das Leben genommen. Da ist niemand mehr der sie besuchen wird."
Franco steht betrübt daneben und hört Omars Worte.
Oli murmelt nur "sie braucht dringend eine neue Familie sonst packt sie das nicht und ihr Weg zurück ins Leben ist lang."
Alle nicken zustimmend und Omar blickt durch die Scheibe zu Tora die gerade mit Schwester Linda spricht.

"Ich lasse sie nicht im Stich" platzt Omar plötzlich unerwartet raus und fügt an "sie braucht nun Rückhalt von vertrauten Personen. Irsa zog nach Australien, Malik forscht in der Arktis, Robert lebt in Irland und Faye ist nach Island zurück gegangen. Ich glaube Rika ist sogar in Amerika oder Neuseeland. Von denen wird wohl kaum einer mal eben für längere Zeit Urlaub nehmen um ihr zu helfen. Aber ich werde sie alle informieren und vielleicht kann man ja per Videochat ab und zu reden."
Franco überlegt kurz und sagt "ich hätte noch mein altes Tablett, nicht gerade das aktuelle Modell, zwei Jahre alt aber voll funktionsfähig und das kann sie gerne haben."
Oli überlegt kurz und sagt "ich hab sogar noch mein anderes Smartphone zu Hause liegen, sollte eigentlich Ersatz sein, falls das aktuelle Handy mal kaputt geht, aber bevor es nur rum liegt geb ich es ihr gern."
Marion lächelt und sagt "ich glaube ich kann ihr eher mit Klamotten helfen. Was sie da trägt scheint schon seine besten Zeiten lange vorbei zu haben."
Omar flüstert leise betrübt "es sind die Sachen in denen sie damals verschwand, also 10 Jahre alt."
Alle sehen fassungslos zu der zerbrechlich wirkenden Frau und Marion murmelt "sie wurde gehalten wie eine Sklavin oder besser wie ein wildes Tier. Gequält, gefoltert, wie Dreck behandelt und weggeworfen. Wieviel hätte ihre Seele und ihr Körper wohl noch aushalten können?"
Alle sehen betroffen zu Marion und Debbie erklärt "das trifft es recht gut Marion."

Gino kommt ein paar Minuten später dazu und warnt vor "seht zu, dass ihr sie in ein ruhiges Zimmer bekommt. Zwei von den Burschen werden her gebracht. Arne, Michael und Stephan konnten ihre Meinung nicht für sich behalten und als die Burschen sich ungebührlich verhalten haben gab es mal kurz 'ne Rangelei. Unsere drei Beamten sind aber unverletzt."
Debbie sorgt dafür, dass Tora auf ein ruhiges Zimmer kommt und Franco rät "speichert sie unter einem Alleweltsnamen, damit sie von den Typen nicht gefunden wird."
Gino stimmt zu "gute Idee."

Kurz danach liegt Tora als Nora Fischer in einem Einzelzimmer und Omar ist mit Debbie bei ihr.
"Wo sind meine Eltern? Warum sind sie noch nicht hier? Omar ruf sie bitte an" fleht Tora leise und Omar erklärt nach einem Blickwechsel mit Debbie "Tora, das geht nicht. Da wo deine Eltern jetzt sind gibt es kein Telefon und auch sonst keine Verbindung. Es sei denn du weißt noch wie man Gebete spricht."
Tora sieht ihn ein paar Sekunden lang an, bringt ein leises ersticktes "Nein" hervor und rollt sich weinend zu einer Kugel, im Bett, zusammen.
Omar ist direkt bei ihr, nimmt behutsam ihre Hände und setzt sich still neben ihr Bett.

Gino, Franco, Marion und Oli kommen kurz danach rein und Omar signalisiert gleich Stimmung ist im Keller.
Oli setzt sich still schräg hinter Omar, Franco neben Omar und Marion schwingt sich am Fußende auf die Bettkante.
"Hey Tora, wenn es dir etwas besser geht ist in der Tasche da ein wenig Kleidung von mir und meiner Tochter, das dürfte passen" versucht sie Tora aufzumuntern.
Omar zückt sein Handy und lässt Musik von M.A.X.I.M.A.L Music laufen, während Franco informiert "seit drei Jahren singen wir zu fünft und ich hoffe du hörst uns zukünftig auch zu."
Tora sieht Omar an und fragt sehr leise "weißt du wo meine Gitarre hin gekommen ist?"
Omar schüttelt bedauernd den Kopf und Toras Augen schwimmen gleich wieder in Tränen.
Gino bemerkt es, zückt sein Handy und zeigt ihr seine beiden Gitarren, fragt dann "welche davon gefällt dir?"
Tora sieht das Foto an und flüstert leise "meine war aus dunklem Holz mit hellem Kranz und Perlmutbeschlag, so eine gibt es bestimmt nicht noch mal. Ich werd wohl keine Musik mehr machen."
Omar sieht sie überrascht an und schimpft sanft "nix da. Musik kann auch eine gute Therapie sein."
Gino schaut das Foto selbst kurz an und sagt "ich weiß welche ich dir mitbringe. Du wirst den Weg zurück zur Musik finden."
Gino verabschiedet sich und erklärt noch "Tora, du hast einen Beamtem in Zivil ständig in Reichweite auf dem Flur."
Oli verabschiedet sich auch und erklärt "Tora, ich würde morgen zwischendurch mal vorbei kommen und nach dir sehen."
Marion steht auf und sagt "wenn du wieder hier raus darfst, dann kommst du zu mir, meine Tochter würde sich freuen und wir Mädels machen es uns bequem."
Franco legt vorsichtig seine Hand auf ihre und erklärt "mich siehst du morgen bestimmt auch wieder hier. So ein Veilchen schreckt mich nicht ab. Bis morgen."
Omar bleibt noch ein paar Minuten, verabschiedet sich mit einer freundschaftlichen Umarmung und verspricht "ich werd dich nicht hängen lassen. Ich komme morgen wieder. Schlaf gut."

Tora liegt noch eine Weile traurig im Bett und schläft dann endlich ein.

Ich will doch nur ein ruhiges LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt