Mein früheres Leben gibt es nicht mehr

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Nach zwei Wochen in der Klinik darf Tora endlich nach Hause.
Sie steht ratlos vor der Klinik und weiß nicht wohin.
Marion steht plötzlich vor ihr, lächelt sie an und erklärt "na, bereit für eine Weiber-WG? DVD-Abend, Pizzaessen und Popcorn?"
Tora sieht sie an und nickt zögernd.
Marion nimmt ihr die eine Tasche ab und hakt sich bei ihr unter.

Auf dem Weg zu Marion begegnen sie Oli mit Sam und Baby und Franco mit Joker.
Sam und Baby begrüßen sie vorsichtig während Joker begeistert auf Tora zustürmt und sie panisch zurück weicht.
Marion sieht sie an und fragt "was ist los? Tora?"
Tora steht halb hinter Oli und Marion, zittert wie verrückt und bringt keinen Ton raus.
Oli überlegt einen Moment und sagt dann "ich glaub da war ein Hund bei den Stiefelträgern dabei und der war Kampfhundrasse."
Franco schluckt erschreckt, ruft Joker zu sich und hält ihn zurück.
Leise erklärt er "tut mir leid, daran hab ich nicht gedacht. Joker ist aber kein Kampfhund, er sieht nur so aus."
Marion geht zu Joker, setzt sich in die Hocke und Joker verteilt gleich feuchte Küsse bei ihr, legt sich vor ihre Füße und dreht ihr den Bauch nach oben, mit Aufforderung zum Kraulen.

Nur zögernd kommt Tora wieder vor und Oli schlägt vor "halt einfach nur deine Hand hin und warte ab."
Tora versucht es und Joker kommt sofort zu ihr.
Er berührt ihre Hand und lässt sich kraulen.
Ihre Fingerspitzen berühren das Fell und Joker kuschelt sich plötzlich an sie.
Tora erstarrt wieder und sieht unsicher zu Joker, der schleckt ihr über die Hand und drückt sich weiter begeistert gegen ihre Beine.
Franco greift dann doch ein und sagt "Joker, nicht so wild mit ihr. Komm Tora ich erlöse dich von ihm."
Er holt Joker zu sich und sie begleiten die beiden Frauen ein Stück.

Bei Marion kommt Joyce, Marions 15 jährige Tochter ihnen im Flur entgegen und begrüßt Tora freundlich "hey, ich bin Joyce, und die Tochter von Marion."
Marion lächelt und schlägt vor "Pizza bestellen, Popcorn machen und DVD's?"
Joyce quitscht "au ja. Spinat mit Seelachs."
Tora sieht Joyce überrascht an und sagt "dazu Garnelen und Hähnchenbruststreifen."
Marion grinst und sagt "Mais und Thunfisch dazu. Mix it Ladys. Ich sehe wir haben einen ähnlichen Geschmack, super."
Sogar Tora taut langsam etwas auf und Joyce zeigt ihr die Wohnung.

Gerade als die Pizzen kommen tauchen auch Oli, Franco, Gino und Omar jeweils mit Pizza und Getränken auf.
"Wir dachten an einen kollegialen Familien-DVD-Abend unter Freunden" erklärt Oli und Gino zieht eine helle Gitarre mit dunklem Ring um das Tonloch und Perlmuttarbeiten aus einer Tasche.
"So, jetzt möchte ich aber auch was hören" erklärt er und lässt die Gitarre in Toras Hände gleiten.
Tora starrt die Gitarre fassungslos an und flüstert "das ist eine original Gibbson! Das geht nicht."
"Und ob das geht. Ich hab aus der Serie noch eine, sieht fast genauso aus. Nur das Perlmuttmuster ist anders" antwortet Gino.
Passender Weise klingelt es und Dustin steht mit Phil im Raum.
Dustin erklärt "wir haben gehört hier darf gejamt werden? Da mussten wir einfach hier einfallen."
Tora sieht alle überrascht an und die fünf Männer fangen an unplugged zu singen.
Plötzlich huscht ein kleines zögerliches Lächeln über ihre Lippen und sie nimmt die Gitarre auf.
Mit einem Blick zu Omar, dem kleinen Wort Shalom, beginnt sie plötzlich auf Hebräisch zu singen und Omar steigt mit ein.

Nach dem Lied wird sie plötzlich sehr still und verschließt ihre Seele hinter Mauern.
Omar sieht sie seltsam an und fragt leise "Tora?"
Plötzlich wispert sie sehr leise "mir wird gerade etwas klar. Mein früheres Leben gibt es nicht mehr. Die Tora die früher mal unbeschwert feiern konnte und gern auch mal auf Festivals ging, die gibt es nicht mehr."
Franco sieht ihr fest in die Augen und erklärt "dafür gibt es jetzt Tora 2.0, die Weiterentwicklung, die sich nun zurück ins Leben kämpft und sich nicht unter kriegen lässt. Hier hast du Menschen um dich, die dir gern helfen wollen, wenn du es zulässt. Vorschlag von mir, morgen hol ich dich ab und wir erkunden Köln neu. Dann kannst du sehen was sich alles verändert hat. Abends kommen die anderen zu mir und wir kochen etwas für alle."
Tora blickt ihn an und antwortet leise "Versuch macht klug. Warum nicht. Vielleicht kann ich dabei gleich auch mein Problem mit Joker lösen. Der macht mir immer noch Angst, im Gegensatz zu Sam und Baby. Oli, du hattest Recht. Die hatten Kampfhunde und die haben ihre Tiere regelrecht auf Angriff gedrillt, oft musste ich dabei zusehen und nachts das Gebell war echt oft heftig."
Omar legt ihr eine Hand auf die Schulter und sagt leise "das war Psychoterror. Das kannst du aber abtrainieren und wir helfen dir gern dabei."
"Ich werd mich aber nun trotzdem mal in die Falle begeben und versuche zu schlafen. Gute Nacht euch und...... Danke euch" erklärt Tora leise.
Franco steht auf, bittet "warte...... ich bin um 9 Uhr hier und dann können wir mit Marion und Joyce noch frühstücken."
Tora sieht wie Marion begeistert nickt und antwortet "ja gern. Bis morgen."

Omar sitzt danach zwischen Oliver und Franco und fragt leise "Oli, Phil, was denkt ihr? Hat sie eine Chance auf Normalität? Bitte lügt mich nicht an, sie ist meine beste Freundin."
Phil sieht ihn an und antwortet "ich geh mal nur von den letzten 14 Tagen aus. Wenn ich ihr in die Augen sehe dann sehe ich Angst, eine kaputte Seele, tiefes Misstrauen, aber auch den Wunsch nach Geborgenheit, Freundschaft, Harmonie und Liebe."
Oli nickt und sagt "der Verlust ihrer Familie in der schweren Zeit und der Verlust von Freundschaften wiegt sicher auch etwas und belastet sie schwer."
Dustin merkt an "sie hat eine wunderbare Stimme. Omar, was hat sie vorher gemacht?"
"Sie war beim THW in der Logistik und war im Bereich Katastrophenschutz eingesetzt. Sie war auch mehrfach mit Teams im Ausland helfen" erklärt Omar leise und fügt an "die Musik war ihr großes Hobby."
Franco grinst "also ein Fall für unsere Dispo?"
"Franco, sie interessiert dich wohl? Du möchtest ihr Köln zeigen, naaaa.... Kollege" stellt Omar fest.
Franco bekommt einen leicht rötlichen Schimmer auf den Wangen und murmelt verlegen "naja, sie ist nett, hübsch, interessant und ich will sie einfach beschützen. Ich möchte ihr einfach helfen, so wie ihr auch. Bin ich jetzt vorgeprescht? War das zu schnell für sie?"
Oli grinst und sagt "lass ihr Zeit Franco. Ich glaube sie braucht vorallem erst das Vertrauen zu uns allen. Geh behutsam ran."
Marion hat die ganze Zeit still da gesessen und sagt nun "ich denke Franco ist erwachsen und kann das gut selbst erkennen. Ich glaube aber schon, dass du Franco ihr nicht egal bist, sonst hätte sie da für morgen nicht zugesagt. Sie wurde von diesen fürchterlichen Männern gequält und gefoltert und trotzdem saß sie hier zwischen euch und ist nicht geflohen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es wird auch mal Rückschritte geben und dann braucht sie den Rückhalt von uns allen."
Gino sieht sie an und erklärt "Marion hat es auf den Punkt gebracht. Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen."

Kurz danach verabschieden sich alle, Joyce und Marion schauen nochmal nach Tora gehen dann auch entspannt und müde schlafen.

Ich will doch nur ein ruhiges LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt