♠Nate♠
"Oh sieh mal Baby ist das nicht wundervoll hier?"
Gelangweilt sehe ich mich um. Mein Blick bleibt an meinen beiden besten Freunden hängen die mich schadenfroh angrinsen. Ich könnte ihnen dafür glatt eine reinhauen.
Genervt sehe ich zwischen Ernie und Bert hin und her. Ja ich nenne sie Ernie und Bert, weil sie auch ein wenig Ähnlichkeit mit ihnen haben. Jim ist lang und schmal, während Dillan klein und pummelig ist, Außerdem ist Jim der Vernünftigere und Dillan eher der Sorglose.
"Baby, wollen wir nachher Schwimmen gehen? Es ist so wundervolles Wetter und ich habe gehört am See darf man baden."
Barbie, die einzige Frau unter uns und meine Freundin, zieht mit Daumen und Zeigefinger an meinem Shirt um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, doch ignoriere ich sie. Ich will nicht mal dass sie hier ist.
Eigentlich sollte es ein Ausflug nur unter uns Männern sein, doch als Barbie gehört hat was wir vorhaben hat sie sich gleich angesprochen gefühlt und sich eingeklinkt. Alle Versuche sie davon zu überzeugen zu Hause zu bleiben scheiterten. Sogar die Erklärung, dass wir vorhaben ein wenig Extremsport zu betreiben, hatte sie nicht abgeschreckt.
Sie meinte, während wir Jungs unterwegs sind, könnte sie ja den See, das Spa oder die Reitställe aufsuchen. Gut, dann soll sie das tun.
Warum ich so gemein zu ihr bin oder über sie spreche?
Uff, das weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass sie mir in letzter Zeit auf die Nerven geht. 'Baby machen wir dies', 'Baby machen wir das?', 'Baby ich hab ja nichts gegen Schwule, aber müssen Ernie und Bert dauernd bei dir abhängen und rummachen?', sowas und noch mehr kommt jeden Tag aufs Neue.
Jim und Dillan, wir kennen uns schon seit wir klein sind. Und momentan wohne ich bei den Beiden. Soll ich sie aus ihrer gemeinsamen Wohnung jagen nur weil es Barbie nicht in den Kram passt? Sicher nicht, dafür sehe ich den beiden auch viel zu gerne zu.
Barbie habe ich in meinem letzten Jahr im College kennengelernt, also vor knapp einem Jahr. Zusammen sind wir erst seit ungefähr sechs Monaten und sie wusste von Anfang an dass ich meine Freundschaft zu meinen beiden besten Freunden niemals aufgeben würde, vor allem nicht für sie.
"Baby nun sag schon was", jammert sie und zupft wieder an meinem Shirt. Dillan versteckt sein Gesicht an Jims Oberarm und bekommt sich nicht mehr ein vor Lachen, während Jim seine Lippen aufeinander presst und weg sieht.
"Barbie, wir gehen heute klettern. Wir trinken nur noch unseren Kaffee. Das wusstest du aber. Und ich möchte nicht, dass du die ganze Zeit darüber nörgelst wenn ich keine Zeit oder keine Lust habe, denn auch das wusstest du, bevor wir losgefahren sind. Es sollte ein reiner Männerurlaub werden." Mein Tonfall ist eher gelangweilt als wütend, obwohl sie so nervt.
Ich schweife mit meinem Blick wieder über die vielen Leute die jetzt zur Mittagszeit hier im Café sitzen und erstarre, als ich einen Jungen entdecke, der federleicht durch die Menge gleitet. Mit den Augen folge ich ihm und sehe wie er mit Leichtigkeit einer Dame die Sonnenbrille vom Kopf stibitzt und sich selbst aufsetzt. Dann lächelt er und lässt beim Gehen seine Hüfte schwingen. Was für ein niedliches Geschöpf.
Ich stehe auf, schiebe dabei meinen Stuhl weg, ohne ihn aus den Augen zu lassen und will ihm hinterher laufen, leider hält mich Barbie auf.
"Es tut mir leid Nate. Ich weiß, dass ihr diesen Urlaub zu dritt geplant habt, aber trotzdem kannst du dich doch ein wenig um mich kümmern, oder nicht?"
"Später, wenn wir wieder da sind", sage ich, wende mich dann an die Jungs und bestätige unseren Treffpunkt in einer halben Stunde, dann eile ich durch die Menge auf der Suche nach dem Jungen.
Ungefähr fünf Meter vor mir kann ich ihn dann ausmachen, wie er einen älteren Mann anrempelt und ihm dabei irgendetwas aus der Tasche zieht. Doch ein Hundeblick, ein Lächeln und eine ernstgemeinte Entschuldigung später geht er durch die Gänge, auf denen weitaus weniger los ist.
An jeder Ecke bleibe ich kurz stehen und schiele um sie herum. Ich möchte ja nicht, dass er mich bemerkt. Kurze Zeit später verschwindet er in einer der Unisex-Toiletten die sich in den Gängen befinden. Ich bleibe in meinem Versteck stehen und warte bis er wieder rauskommt, was er nach fünf Minuten tatsächlich wieder tut, doch ich glaube ich traue meinen Augen kaum. Die Sonnenbrille ist weg, dafür trägt er einen seidenen Schal um Kopf und Hals drapiert, den jede zweite Dame hier trägt. Dazu hat er eine Badetasche über der Schulter hängen.
Was zum Henker ist das für ein Typ.
Als er um die gegenüberliegende Ecke verschwunden ist, eile ich auf die Toilette aus der er eben kam und sehe mich darin um. Irgendwo muss er doch die Sachen her haben, das Tuch hatte er nicht in irgendeiner Hosentasche und eine Tasche trug er beim Reingehen auch noch nicht.
Überall sehe ich mich um, sogar in den Spülkästen, wo es eher unwahrscheinlich ist dass er dort etwas versteckt hatte, denn die sind in der Wand eingelassen. Dann fällt mein Blick auf einen Lüftungsschacht über der Toilette.
Ich steige auf den Deckel, nehme mein Taschenmesser, welches ich immer für Notfälle in meiner Hosentasche habe und öffne das Gitter.
Bingo. Mein Blick fällt als erstes auf eine goldene Taschenuhr. Die hat er bestimmt diesem älteren Herren abgenommen. Daneben liegt ein silbernes Armband. Beides scheinen teure Wertgegenstände zu sein.
Er ist wohl ein kleiner Dieb.
Lächelnd schließe ich das Gitter wieder ohne die Sachen rauszuholen und steige vom Toilettendeckel ab. Da entdecke ich auch die Sonnenbrille in einer Ecke.
Noch werde ich ihn nicht verpetzen, erstmal will ich ihn eine Weile beobachten, denn ich denke, noch ist er hier nicht fertig.
Nervenkitzel und Spaß ist genau das, was ich gerade brauche und so wie es aussieht, kann es bei meinem kleinen Dieb noch lange dauern bis er erwischt wird, wenn überhaupt, denn der Typ ist schlau und er scheint vor nichts Angst zu haben.
Ich verlasse das Klo und begebe mich zu dem Treffpunkt um mit Jim und Dillan klettern zu gehen.
Ich hoffe ich seh den kleinen Dieb wieder.
DU LIEST GERADE
Resort de la Pheya 10 - JJ
Romance🍀Buch 10🍀 An einem Scheideweg zu stehen ist schwierig und aufregend und für manch einen auch beängstigend. Nur dass der junge Gauner JJ keine Angst kennt. Das Leben ist ein aufregendes Spiel das er mit genug Intelligenz meistert, die ihm hilft die...