Kapitel 21

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♠Nate♠

Wow, wow, das war grandios, fabelhaft, einfach genial. Ich fühle mich frei und beflügelt, das war fast besser als Sex. Besser als Drogen. Ja, ja ich weiß durchaus wie man sich fühlt dabei, ab und zu mal einen Joint, da sag ich nicht nein, aber es ist und war nie mehr. Adrenalin pur ganz ohne körperliche Anstrengung, ich hätte nicht gedacht, dass das geht.

Auch JJ war total euphorisch. Ich finde ihn ja so schon toll, aber ihn so bei der Arbeit zu sehen, machte irgendwas mit mir. Er war voller Begeisterung und Spielfreude und so überzeugend in allem was er angestellt hat. Als er so getan hat als hätte ihm diese eine Frau ein Bein gestellt wollte ich schon eingreifen, so überzeugend ist er gestolpert. Doch im nächsten Moment sprang er auf und fiel der völlig verdatterten Tussi weinend um den Hals. Als er sich von ihr löste, hatte er ihre Umhängetasche über der Schulter. Doch das Beste kam erst noch.

Nachdem sie schon ein paar Schritte gegangen war bellte er ihr nach, so ein hohes Gekläffe das sie ruckartig herumfahren und entsetzt an ihrer Seite ins Leere greifen ließ. Sofort war er bei ihr und gab ihr mit einer tiefen Verbeugung die Tasche zurück, aus der ein völlig unbeeindruckter Chihuahua schaute. Die Art, wie JJ den Hund tätschelte und der Frau zuzwinkerte. Einfach unschlagbar. Dafür haben wir von den Zuschauern das meiste Gelächter, den größten Applaus und das dickste Trinkgeld erhalten.

Ich will das für immer haben. Ich kann mir sehr gut vorstellen mit ihm zusammen auf Raubzüge zu gehen. Und obwohl ich es nicht erwartet habe sind mir selbst auch mehrere Diebstähle gelungen. Alles was man braucht ist ein wirklich Aufmerksames Auge und genug Mut. Oder soll ich sagen Dreistigkeit? Ja verdammt, ich will das wirklich.

Ich meine, was hält mich Zuhause? Außer meinen beiden besten Freunden, die genug mit sich selbst und ihrer Arbeit zu tun haben. Wir sehen uns, obwohl wir zusammen wohnen, oftmals eine Woche gar nicht und erst am Wochenende kommen wir mal dazu uns zu unterhalten. Also nichts was mich aufhalten könnte wegzugehen. Heutzutage gibt es so viele Möglichkeiten Kontakt zu halten, E-Mails, Chats, Videochats. Und wenn ich nicht Zuhause bin komme ich auch nicht dazu, mich in irgendeiner Weise zu verraten.

Mittlerweile sind wir in meinem Zimmer angekommen. Mein Weg führt direkt zur Minibar, die ich öffne um zwei kleine Flaschen Sekt heraus zu befördern.

"Du hast mir noch nicht geantwortet", meint JJ und ich sehe ihn fragend an.

"Auf welche Frage?"

Lachend strecke ich ihm die Flasche Sekt entgegen, die er mir mit einem Grinsen abnimmt.

"Willst du dich nun besaufen?"

"Also ich finde wir müssen den Tag heute doch entsprechend feiern."

Ich schraube den Deckel der Flasche auf und strecke sie JJ zum Anstoßen hin. Er tut es mir gleich und wir prosten uns zu.

"Auf eine glorreiche Zukunft", rufe ich euphorisch, was JJ lachen lässt.

"Also welche Frage meintest du?", kehre ich zum Thema von eben zurück. JJ setzt sich aufs Bett und stellt seine Flasche ab.

"Ob du dir im Klaren bist, dass du mit niemandem darüber reden kannst. Je mehr davon wissen umso größer die Chance, dass sich wer verplappert. Leute reden. Jeder erzählt es nur Einem weiter, unter dem Versprechen es nicht weiterzugeben. Aber die einzige Verschwiegenheit auf die du dich verlassen kannst ist deine eigene."

Ich beginne zu begreifen wie wichtig ein Kumpel in diesem Feld ist. Alleine zu bleiben und weder Hoch noch Tief mit jemandem teilen zu können? Gerade jetzt, in diesem absoluten Hochgefühl, verstehe ich nicht nur den Grund dafür sondern auch die Schwierigkeit dabei.

Da meine Gedanken damit beschäftigt sind, was ich heute gelernt habe und was ich will reagiere ich wohl nicht schnell genug, denn er fährt mit einem weiteren Grund und deutlich eindringlicher fort.

"Du machst sie außerdem zu Mitwissern wenn du es deinen Freunden erzählst und wenn wir vielleicht mal erwischt werden würden, wären sie genauso am Arsch wie wir."

"Ja, ja das weiß ich ja und ich werde es ihnen nicht erzählen. Niemandem. Und damit das auch nicht aus Versehen passiert, habe ich mich dafür entschieden mit dir zu gehen, falls du das willst. Oder, warte, lass es mich anders formulieren. Ich werde auf jeden Fall gehen und du bist herzlich eingeladen mich zu begleiten. Zusammen macht das Ganze sicher noch mehr Spaß als alleine."

Eindringlich sieht er mich an. "Du würdest es auch alleine versuchen?" Er ist von meiner Entscheidung überrascht und ich lache begeistert auf. "Aber sowas von!" Das scheint ihm zu gefallen.

Lächelnd, nimmt er die Flasche wieder in die Hand und trinkt sie mit einem Zug leer, nimmt sie dann vom Mund weg und sieht mich an, bevor er sich genüßlich über die Lippen leckt.

"Ah, gibt es davon noch mehr?", grinst er schelmisch und zwinkert mir zu. Endlich lässt er los und sich auf meine Stimmung ein.

Kopfschüttelnd greife ich noch einmal in die Minibar, hole alle Piccolos raus und lege sie auf das Bett.

Zwei Stunden und insgesamt acht Fläschchen Sekt später, liegen wir in einem einzigen Knoten im Bett und knutschen wild herum, während wir es sogar noch schaffen uns halb tot zu lachen. Ich wäre so bereit für mehr mit JJ, aber ich will ihn nicht damit überfallen, vor allem jetzt nicht. Wir sind beide so dicht, mich würde es wundern wenn wir überhaupt einen hoch bekommen würden.

Dennoch ist es eine schöne, feucht fröhliche Art den Abend ausklingen zu lassen. 

Resort de la Pheya 10 - JJWo Geschichten leben. Entdecke jetzt