Kapitel 7

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Der Vormittag ist vollgepackt mit Arbeit. Ganz früh schon treibe ich mich in der Nähe einiger Zimmer herum. Leute die auschecken lassen ihre Türen meist unverriegelt und vergessen nicht selten etwas. So komme ich zu einem Sommerkleid und ein paar Badelatschen für meinen Fundus. Auch ein Paar wertvolle Ohrringe und ein paar Manschettenknöpfe aus Platin sind in meine Taschen gewandert. Aus den Badezimmern stehle ich mir eine unbenutzte Zahnbürste, und Proben von Zahnpasta und Duschgel zusammen. In einem Zimmer finde ich sogar 2 Original verpackte Kondome und ein kleines Fläschchen Gleitgel. Dieses Hotel ist wirklich offen für alles.

Später laufe ich mir zwischen den Bussen und Koffern die Füße wund. Aber in solchen Momenten ist es wichtig, geschäftig auszusehen. Dabei finden meine Finger stets was zu tun. Es ist echt erstaunlich wie viele Wertgegenstände man in all den kleinen Seitenfächern der Koffer und Taschen finden kann. Von Bargeld über Schmuck bis zu allerlei technischem Kram der sich gut versetzen lässt. Aber es gibt auch Dinge von denen ich die Finger lasse. Dazu gehören Ausweispapiere, Reisetickets und Handys. Deren Diebstahl erweckt zu viel Aufmerksamkeit und Unruhe. Das hier ist weniger Fun und viel mehr stumpfe Arbeit, auch wenn sie sich auszahlt.

Das einzig Spannende ist ein Typ, der mit vor der Brust verschränkten Armen interessiert das Treiben an den Bussen beobachtet. Er ist schnieke und wirkt etwas arrogant und kurz befürchte ich, er hat mich im Visier. Doch seine Blicke wandern weiter und beobachten alle anderen genauso wie mich, also mache ich weiter, jetzt mit viel mehr Spaß an der Freude. Ich frage mich wen oder was er sucht, genieße es aber um so mehr direkt unter seinen Augen zu tun, was ich nicht tun sollte. Ob ich keine Angst habe erwischt zu werden? Nein. Es ist aufregend. Oder davor, dass er mich auffliegen lässt? Ah, nein, auch nicht. Wenn er mich bemerkt hat und bisher nichts getan hat, dann hat er es auch nicht vor.

Dann scheint er gefunden zu haben wonach er sucht. Mit eiligen Schritten eilt er auf einen Mann zu und spricht ihn an. Mist, das ist der Kerl in dessen Gepäck ich gerade ein geheimes Fach entdeckt und darin ein ganzes Bündel Geldscheine erspürt habe. Ohne die Ablenkung hätte ich die Hand unverrichteter Dinge wieder rausziehen müssen. Gefolgt von der Beteuerung, dass er sich getäuscht hat, was durchaus funktioniert wenn man nichts mitgehen lässt. Das kann aber je nachdem auch zum jähen Ende meines Aufenthalts führen, was schade und viel zu früh wäre. So jedoch konnte ich einen der Hunderter aus dem Bündel ziehen und einstecken. Sekunden später stehe ich bereits weit weg vom Geschehen und beobachte, was passiert.

Der Bestohlene hat nichts gemerkt, greift seinen Koffer und stampft davon, mein Helfer aber schaut sich wieder um bis er mich entdeckt und mich fasziniert ansieht. Ich grinse ihn an und kann nicht widerstehen, ihm ein Danke zuzuwispern. Dann sehe ich zu, dass ich wegkomme. Zeit für eine neue Verwandlung. In einem der Reisebusse finde ich eine Anzugjacke und einen Hut. Ich deponiere die bis jetzt erbeuteten Geldscheine und den Schmuck in ein Badetuch eingewickelt in dem hohlen Baumstamm und werde dabei nur von dem kleinen Pony beobachtet. Ich beuge mich in seine Richtung, lege meinen Zeigefinger über meine Lippen und hauche: "Psssst!" Als es mit dem Kopf nickt und dann in Richtung Teich davon trabt muss ich lachen.

Schnell schicke ich Mort noch ein "Sie haben Post" gif, dann begebe ich mich für eine schnelle Verwandlung und ein weiteres Sandwich in mein Versteck. Als ich meine Schminktasche öffne, um den "unschuldiger-Junge-Ausdruck" abzuwischen und mich etwas älter zu machen fällt mein Blick auf die Kondome und augenblicklich kommt mir mein Helfer wieder in den Sinn. Ich weiß nicht warum ich das Zeug eingesteckt habe. Ich kann es eh nicht benutzen. Obwohl ich weiß, dass ich es irgendwann mal benötigen werde, wenn ich eines Tages Sex haben sollte, denn dass ich auf Männer stehe ist mir schon lange klar. Doch bisher bin ich auf keinen Mann gestoßen, den ich spannend genug für so ein Abenteuer gehalten hätte. Und Lydia hat strenge Regeln was das angeht. Doch der Typ vom Parkplatz ist interessant und Lydia?

Ich schüttle die Gedanken ab, schlüpfe in ein Hemd und das frisch erbeutete Sakko, setze den Hut auf und gehe zur Haltestelle an der Straße von wo ein kleiner Shuttlebus stündlich sowohl Gäste als auch Einheimische kostenlos zwischen Windington und dem Resort hin und her transportiert. Ich bin gestern Abend schnell fündig geworden auf meiner Suche nach diesem After School und ich finde die Idee toll. Verdammt, vielleicht würde Pio noch leben, wenn er damals so eine Anlaufstelle gehabt hätte. Und die Kinder dort scheinen nicht nur zu nehmen sondern auch zu geben. Ich hab von einer besonderen Weihnachtsaktion für Soldaten im Einsatz gelesen und auch von einem Frühlingsfest für Angehörige von Soldaten die im Einsatz vermisst wurden.

Als ich endlich vor dem Gebäude ankomme stelle ich mich erst einmal versteckt in eine Ecke, locker gegen eine Wand gelehnt mein Handy in der Hand als wenn ich gerade irgendetwas wichtiges texten, lesen oder googeln würde, und beobachte, wer so hinein und hinaus geht. Da ich im Moment nicht selbst als eins der Kids durchgehe beschließe ich, mich als jemand vorzustellen, der gerne volontieren möchte. Schließlich will ich den Kids nicht noch mehr wegnehmen sondern sehen, womit ich wieder gutmachen kann was ich angerichtet habe. Nun, Frechheit siegt. Mit schwungvollem Schritt und freundlichem Lächeln betrete ich das After School und sehe mich um. 

Resort de la Pheya 10 - JJWo Geschichten leben. Entdecke jetzt