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Àngel!", ruft Kyran mit hinterher und wenig später erklingen schwere Schritte. Aufgeben ist wohl nicht so sein Ding. Dabei habe ich meinen Standpunkt doch klargemacht. Ich werde ihn nicht heiraten! Soll mein Vater ihn doch selbst heiraten.

„Komm schon! Bleib stehen und lass uns reden!"

„Es gibt nichts zu besprechen", meine ich überzeugt, während ich in zügigem Tempo die Stufen nach oben gehe. Ich werde meine Sachen packen und zu Lilli nach New York fliegen, sowie sie es mir mehrmals angeboten hat. Dort bin ich sicher, denn keiner riskiert einen Krieg mit den Luchessés. Mein Vater kann mich mal! Und Kyran genauso. Die Männer haben immer nur das Geschäft im Kopf - aber ohne mich. Ich bin doch keine Kuh, die man einfach verkaufen kann. Sauer setze ich einen Fuß vor den anderen und ignoriere den Dunkelhaarigen, der mir hinterherhetzt, nur zu gerne.

„Jetzt sei nicht sauer!"

„Hallo?!"

„Annalise, ich rede mit dir?!"

Unbeirrt setze ich meinen Weg fort. Er kann ja mit mir reden, ich werde jedoch nicht mit ihm reden.

„So ein Kindergarten aber auch!", werde ich plötzlich am Handgelenk gepackt und herumgewirbelt, „Du wirst mich nicht ignorieren, haben wir uns verstanden?"

Überrascht starre ich Kyran an und versuche mich von ihm zu lösen, doch vergeblich. Er ist zu stark. Seine breite Brust ist direkt auf der höhe meiner Augen und ich muss meinen Kopf heben, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Trotz das ich mit meinen 1.72 Metern nicht gerade klein bin, überragt Kyran mich um locker einen Kopf. Er muss über 1.90 Meter sein. Echt ganz schön groß.

„Jetzt hör doch mal auf mit dem Scheiß! Wie alt bist du? Zwei?", fährt er mich aufgebracht an und ich kneife, immer noch sauer, die Augen zusammen. Will er mich jetzt allen ernstes als Dramaqueen darstellen? Ich habe ja wohl allen Grund sauer zu sein. Ihm würde es auch nicht gefallen, wenn ohne sein Einverständnis Hochzeitspläne geschmiedet werden.

„Beruhigst du dich jetzt bitte, damit wir normal reden können?" Pah, in seinen Träumen.

„Nein!", zicke ich den großen Mann vor mir an und wende den Blick stur von ihm ab. Mein ganzer Körper zittert vor Aufregung und ich fühle mich, als müsste ich mich gleich übergeben. Meine Atmung geht schwer, von dem schnellen Laufen und das Herz schlägt laut in meiner Brust. Es ist ein drecks Gefühl, so übergangen worden zu sein. Am liebsten würde ich vor Wut und Frust weinen, doch diese Blamage werde ich mir vor Kyran nicht geben. Noch dazu ist mir kotzübel, von der ganzen Aufregung. Was ist das heute aber auch für ein verdammt mieser Tag? Fernández und seine Andeutungen über meine Mutter, Kyrans Rettungsaktion und jetzt das!

Àngel, das ist jetzt nicht mehr witzig", wird Kyran auch langsam sauer und verfestigt seinen Griff, sodass mein wütender Blick wieder zu ihm zurückschießt. Er hat ja mal gar kein Recht darauf, wütend zu sein: „Du fandest die Situation witzig?! Schön, dass ich dich erheitern konnte du Arschloch! Ich habe gerade nichts zu lachen!"

„Du verstehst mich mit Absicht falsch", meint Kyran und versucht Augenkontakt aufzubauen, „Was ist denn so schlimm daran mich zu heiraten?"

„Das ist jetzt nicht dein ernst, oder?", frage ich geschockt darüber, wie wenig er die aktuelle Lage verstanden hat, nach: „Was so schlimm daran ist?! Mein Vater und du, habt euch einfach das Recht herausgenommen, über meinen Kopf hinweg zu entscheiden. Ich kenne dich doch überhaupt nicht und mal nebenbei bemerkt: Du bist ein arroganter Arsch. Ich will dich nicht heiraten, weil sowas meine eigene Entscheidung sein sollte und nicht deine!" Außer Atem von meinem kleinen Ausbruch, stehe ich Kyran schwer atmend gegenüber und versuche erneut mein Handgelenk aus seinem Griff zu befreien: „Jetzt lass mich los, ich muss packen."

„Packen?!"

„Richtig gehört, Sherlock. Packen."

„Das wirst du schön bleiben lassen." Dieser Kerl ist doch echt unmöglich?! Kaum habe ich ihm erklärt, was mich stört, da macht er mir schon wieder Vorschriften. Ich bin doch nicht sein Eigentum!

„Ach und wer bist du, dass du das zu entscheiden hast?", feuere ich wütend zurück und starre in seine grünen Augen, die genauso aufgebracht zurückschauen. Yup, Kyran ist eindeutig sauer auf mich.

„Ich bin dein fucking Verlobter!"

„Tut mir Leid, dich zu enttäuschen, aber: Nein, bist du nicht!", schreie ich ihn an, „Du hast mir weder einen Antrag gemacht, noch habe ich Ja gesagt. Bei sowas bin ich altmodisch, weißt du?", grinse ich den Dunkelhaarigen gehässig an und kann sehen, wie seine Pupillen noch dunkler werden: „Annalise!"

„Lass mich los!", fordere ich nur. Ich muss dringend von hier weg, denn ich spüre schon, wie mir die Tränen in die Augen steigen. Meine Gefühle sind komplett durcheinander. Natürlich finde ich Kyran anziehend und attraktiv, dennoch möchte ich nicht zu einer Hochzeit gezwungen werden. Ich bin schließlich eine eigenständige Person und wir leben im 21. Jahrhundert!

Kyran macht einen schweren Atemzug, wahrscheinlich um sich zu beruhigen: „Ein letztes Mal: lass uns reden. Bitte!"

Kopfschüttelnd lehne ich ab und senke den Blick. Ich möchte nicht reden - weder jetzt, noch irgendwann später. Ich möchte nur hier weg, ganz weit weg und nie wieder kommen.

„Die Hochzeit steht, Àngel. Da kommst du nicht mehr raus. Geh dich beruhigen, schlaf eine Nacht darüber und rede mit deinen Schwestern. Sobald du soweit bist kommst du zu mir und wir reden. Aber du wirst meine Frau, Annalise. Daran kannst du nichts ändern", gibt Kyran von sich und ich bin wie erstarrt. Er will das echt durchziehen. Was ein verdammter Wixxer!

„Ich wollte nicht, dass du es so erfährst", ergänzt Kyran mit einem eigenartigen Blick, bevor er mich endlich loslässt. Erleichtert drehe ich mich um und verschwinde den Gang entlang zu meinem Zimmer. Vor lauter Frust läuft mir nun doch eine Träne über die Wange und ich kann das Schluchzen gerade nochmal so unterdrücken.

Kyran folgt mir nicht. Zum Glück.

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Saved Love | pausiert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt