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Auch am nächsten Morgen bin ich noch sauer. Auf meinen Vater, auf Kyran und die ganze Welt. So viel zum Thema: Schlaf eine Nacht drüber und beruhig dich.
Ich hatte mich ja damit abgefunden gehabt, verheiratet zu werden, aber der Deal war, dass ich meinen Zukünftigen selbst aussuchen darf! Natürlich hat mein Vater mal wieder auf die Abmachung mit einer seiner Töchter geschissen und die Sache lieber selbst in die Hand genommen - genau wie bei Lilli damals. Am liebsten würde ich ihn erwürgen. Wie kann man so wenig von seiner eigenen Familie halten? Wie kann er das Geschäft immer und überall vorziehen?!

Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ist Kyran gar nicht das Problem. Naja, er gehört zum Problem. Der Störfaktor ist mein Vater und seine Art, die Dinge zu regeln. Mir geht es hierbei nur ums Prinzip! Ich werde jetzt nicht nachgeben und Kyran heiraten, denn dann würde ich die Entscheidung meines Vaters akzeptieren - noch schlimmer: ich würde aufgeben und mitmachen.

Seufzend stehe ich vor dem Spiegel und richte meine braune Lockenmähne. Frisch gewaschen sitzen meine Haare wie eine eins, aber ab dem zweiten Tag sehen die Locken nicht mehr so schön aus. Deswegen schnappe ich mir ein schwarzes Haargummi und binde sie in einen festen Zopf. Vorne ziehe ich ein paar dünne Strähnen heraus, sodass mein Gesicht umrahmt wird. Dieser Look gefällt mir gut. Zufrieden ziehe ich mir dünne Swearshirt-Jacke über und verlasse dann mein Zimmer.

Ich gehe genau fünf Schritte, dann kann ich auch schon an Theas Zimmertür klopfen. Die verrückte Art meiner Schwester ist jetzt genau das, was ich brauche. Ich muss mir mal alles von der Seele reden und meinen Kopf freibekommen.

„Hast du mit Vater geredet?", reißt diese auch schon die Tür auf, packt meine Hand und zieht mich in ihr Zimmer, „Ach, was frage ich überhaupt. So wie du aussiehst gibt es schlechte Neuigkeiten."

„Er hat vereinbart, dass ich Kyran heirate."

„Arschloch."

„Und Kyran ist auch dafür", ergänze ich, während ich mich auf den gepolsterten Stuhl an ihrem Schminktisch fallen lasse.

„Arschloch Nummer zwei."

Ungewollt entschlüpft mir ein kurzes Lachen. Theas trockene Kommentare sind immer wieder witzig.

„Wir haben uns gestern heftig gestritten. Aber Vater und er sind stur geblieben, scheinbar ist die Hochzeit ein gutes Geschäft."

„Typisch Mann!"

Thea stößt lautstark die Luft aus und verdreht die Augen: „Mal wieder eine der vielen tollen Ideen unseres Vaters."

„Hmm."

„Glaubst du, du kannst die beiden noch von dieser Schnapsidee abbringen?"

„Ich denke nicht", antworte ich, „Kyran scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein und du kennst ja unseren Vater: wenn ein guter Deal dabei rausspringt, ist er immer dabei."

„Wie wäre es, wenn wir beide uns zu Lillian verpissen? Ein bisschen New York unsicher machen und Zeit mit unseren Lieblingsneffen verbringen kann nicht schaden. Sie freut sich sicher über unseren Besuch", grinst meine Schwester mich schelmisch an und ich zucke mit den Schultern: „Ich weiß nicht, ob es so leicht ist. Gestern war das auch meine erste Idee, aber Kyran und Fynn sind gut befreundet; Das könnte die Dinge kompliziert machen. Noch dazu ist der Typ echt hartnäckig. Ich glaube nicht, dass man ihn so leicht los wird. Wer weiß, ob Fynn es überhaupt auf sich nimmt uns beiden Asyl zu geben? Er kann keinen Mafiakrieg riskieren, trotz das Lilli unsere Schwester ist."

„Meine Güte, du hast schon immer viel zu logisch gedacht", stellt Thea langsam blinzelnd fest, „Was ist dein Plan B?"

„Ich habe keinen", gebe ich zu und spiele nervös mit meinen Fingern. Ich bin sowas von am Arsch!

„Perfekt!", kommentiert Thea.

„Du sagst es."

„Und-", beginnt meine Schwester vorsichtig, unterbricht sich dann aber selbst. Neugierig schaue ich sie an: „Was wolltest du sagen?"

„Was wäre, wenn du Kyran heiratest? Ich habe euch beide gestern beobachtet und du schienst nicht gerade abgeneigt. Ich kenne dich doch und weiß, wenn dir ein Mann gefällt. Und sein Blick hat praktisch an dir geklebt, also von Kyrans Seite aus besteht definitiv Interesse." Thea formuliert ihre Aussage vorsichtig und behält mich genau im Blick. Kurz bin ich überrascht, dass meine Schwester das so schnell registriert hat. Sie trifft die Sache nämlich genau auf den Punkt. Das ist ja das Problem: Ich bin nicht abgeneigt. Kyran gefällt mir, sogar sehr gut. Und genau das, ist das Problem!

„Das heißt nicht, dass ich die Aktion von unserem werten Herr Vater gut finde", fährt Thea fort, „Aber ich habe das Gefühl, dass du und Kyran ganz gut zusammenpassen könntet. Wenn dir weiterhin der Sinn nach Flucht steht, bin ich natürlich die Erste, die dir hilft."

Nickend nehme ich das Gesagte auf. Will ich Kyran heiraten? Unter diesem Umständen, ganz klar nein.

„Ich weiß nicht, Thea. Wenn ich der Hochzeit zustimme, dann nehme ich es einfach so hin, dass die beiden mich übergangen haben."

„Das stimmt auch wieder."

„Das ist doch alles scheiße!", rufe ich wütend aus und lege verzweifelt den Kopf in den Nacken. Meine Gedanken sind ein einiges Chaos. Ich fühle mich zwar zu Kyran hingezogen, möchte dem aber auch nicht nachgehen, weil ich sonst klein beigeben würde. Ist das alles kompliziert! Hätte mein Vater sich doch bloß mal aus allem rausgehalten. Er hat alles unnötig schwierig gemacht. Ratlos ziehe ich die Beine an meinen Körper und lege den Kopf auf meinen Knien ab.

„Was würdest du tun?", frage ich Thea neugierig.

„Oh, girl. Ich bin da die falsche Ansprechpartnerin und das weißt du genau. An deiner Stelle wäre ich schon längst über alle Berge, einfach aus Prinzip."

„Ab in die Berge", rufe ich ironisch aus und strecke die Faust in die Luft.

„Ab in die Berge!", wiederholt Thea lachend und zieht dabei eine Grimasse. Ich stimme in ihr Lachen mit ein und bin wieder mal so dankbar für meine Schwester. Niemand sonst würde mich in so einer Situation zum Lachen bringen können.

„Aber mal ernsthaft, du solltest nochmal mit Kyran reden. Ihr beide müsst das unter euch klären. Ohne Vater."

„Ja, du hast Recht. Ich werde ihn später suchen gehen", stimme ich ihrem Vorschlag zu. Seit wann ist Thea eigentlich die Vernünftige von uns beiden?


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OH MEIN GOTT!
Endlich ist das Kapitel fertig. Das war eine schwere Geburt, wirklich. ^^

Da ich aktuell eine Schreibblockade habe, ist das Kapitel nicht ganz so gut geworden. Ich wollte es euch dennoch nicht vorenthalten.

Denkt an den ⭐️! <3

Saved Love | pausiert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt