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„Schau mal, da ist der Stern von Johnny Depp!", meine ich begeistert und zeige auf den roten Stern, der wenige Meter vor uns in den Boden eingelassen wurde.

„Und du stehst gerade auf Marilyn Monroe", antwortet Kyran schmunzelnd, woraufhin ich überrascht nach unten schaue.

„Oh", lache ich und mache einen Schritt nach vorne. Kyran stimmt in mein Lachen mit ein und folgt mir weiter den Hollywood Boulevard entlang.

Seit einigen Minuten schlendern wir entspannt den berühmten Walk of Fame hinunter und ich bin völlig begeistert. Die Stimmung hier ist etwas ganz besonderes. Kyran hat auf jeden Fall nicht zu viel versprochen, Los Angeles ist wundervoll. Alle Menschen sind gut drauf, aufgeschlossen und so einzigartig. Jede Menge Straßenkünstler zeigen ihr können am Rande des Boulevards, vom Clown bis zum Zauberer ist alles dabei. Wenn man die vier Security-Männer, die uns mehr oder weniger unauffällig folgen, ignoriert, kommt nahezu eine idyllische oder romantische Stimmung auf.

„Warum bist du heute eigentlich nicht arbeiten?", frage ich nach einer kurzen Stille und beobachte dabei weiterhin das bunte Treiben auf der Straße. Von meinem Vater weiß ich, dass man als Oberhaupt einer großen Organisation, auch entsprechend viel zu tun hat. Wobei Kyrans Vater ja immer noch der Boss ist, dieser wird das Familiengeschäft dann zur richtigen Zeit an seinen ältesten Sohn übergeben.

„Man könnte fast meinen du hast gar keine Lust darauf, Zeit mir mir zu verbringen und willst, dass ich arbeiten gehe", lacht Kyran neben mir und fährt sich mit einer Hand durch die dunklen Haare.

„Du hast es erfasst!", grinse ich, woraufhin Kyran mir leicht den Ellenbogen in die Seite stößt: „Jetzt werd mal nicht frech, Àngel."

„Ich? Niemals."

„Titus hat meine heutigen Aufgaben übernommen", geht der Mann neben mir endlich auf meine Frage ein und ich nicke verstehend: „Wirklich nett von ihm."

„Wenn du wüsstest...", murmelt Kyran kaum verständlich und sofort liegt meine Aufmerksamkeit auf ihm: „Was?"

„Nichts, nichts."

„Ach, komm schon. Sag!"

„Dafür hat er unser Erstgeborenes verlangt", antwortet Kyran mit ernster Miene und ich starre ihn sprachlos an, bevor ich in lautes Gelächter ausbreche: „Wie bitte?!"

Übertrieben dramatisch legt Kyran sich die Hand auf die Brust: „Es schmerzt mich jetzt schon!"

„Du hast wirklich einen Dachschaden", grinse ich und verdrehe belustigt die Augen.

„Autsch, du verletzt mich", scherzt Kyran weiter. Als wäre es das normalste der Welt, liegt sein Arm plötzlich auf meinen Schultern und er zieht mich näher an sich. Überrascht ziehe ich die Luft ein. Sein warmer Körper presst sich fest an meine Seite, während seine Finger sanft über die Haut an meinem Oberarm streichen. Es fühlt sich vertraut an. Ich erwische mich selbst dabei, wie ich den Körperkontakt zu Kyran von Mal zu Mal mehr genieße. Noch vor einer Woche haben wir uns nur angeschrien und gestritten, jetzt laufen wir Arm in Arm durch die Straßen von Los Angeles. Trotzdem hat die Tatsache, dass er mich zu einer Hochzeit zwingen will, einen mehr als üblen Beigeschmack. Wie soll ich mich auf jemanden einlassen, dem meine Gefühle und Wünsche egal sind? Natürlich hat er zugestimmt, mir Zeit zu geben, aber er hat ebenfalls deutlich klar gemacht, dass ich nicht Nein zu unserer Hochzeit sagen kann. Die Männer in unserer Welt bilden sich eindeutig zu viel auf sich selbst ein.

„Über was denkst du nach?", unterbricht Kyran meine Gedanken. Über uns, würde ich am liebsten sagen, traue mich aber nicht: „Nichts wichtiges."

„Immer wenn Frauen das sagen, dann ist es sehr wohl wichtig."

„Quatsch!"

„Oh doch!", meint Kyran und drückt leicht meine Schulter, wie um seiner Aussage mehr Wirkung zu verleihen.

„Es war wirklich nichts wichtiges."

„Wenn du meinst", sagt Kyran, klingt dabei aber immer noch skeptisch.

„Jaaa", erwidere ich bestimmt, „Wo wollen wir als nächstes hin? Den Walk of Fame habe ich ja jetzt gesehen."

Der Dunkelhaarige wirft einen Blick auf die Uhr: „Hast du hunger? Wir sind schon seit einiger Zeit unterwegs und all zu spät sollten wir auch nicht zurück nachhause."

„Essen klingt nicht schlecht."

„Italienisch?"

„Uh, ja! Ich liebe Pizza!"

Kyran nickt zustimmend und dreht dann seinen Kopf nach hinten: „Rafael", spricht er einen der Security-Männer an, „Holt den Wagen." Mit einem lässigen Winken verdeutlicht er, dass zwei Männer bei uns bleiben sollen und die anderen beiden das Auto holen gehen. Sofort setzen die Männer seinen Befehl um. Der Boss zu sein hat schon was.

„Am Freitag sind wir bei meinem Dad zum Essen eingeladen", eröffnet mir Kyran aus dem nichts und mein Blick schnellt in seine Richtung: „Was?!"

„Du hast mich schon verstanden. Mein Vater will dich gerne kennenlernen, Titus wird auch da sein."

„Aber - aber jetzt schon? Ich meine, nicht mal wir beide kenne uns bisher wirklich."

„Sei nicht albern, Annalise. Mein Vater ist wirklich nett und ist einfach interessiert an dir. Das wird gut werden!", redet Kyran auf mich ein, „Außerdem lernen wir uns ja gerade kennen und einige Sachen weiß ich schon über dich."

„Ach wirklich? Was weißt du denn bisher?"

„Wenn du nervös bist, läufst du durch die Gegend - du kannst dann nicht still stehen; genau wie beim telefonieren. Du hast gerne Recht und gibst nicht schnell nach. Wenn du dich aufregst, werden deine Wangen leicht rot und du verengst die Augen zu schlitzen. Deine Schwestern sind für dich das Wichtigste auf der Welt und ach ja, du liebst Pizza", beendet Kyran grinsend seien Aufzählung und ich kann nicht anders, als ihn anzustarren. Er ist ein wirklich aufmerksamer Beobachter.

„Wie heißt dein Vater überhaupt?", komme ich auf das eigentliche Thema zurück. Diese Frage ist das beste Beispiel dafür, wie wenig ich eigentlich über ihn weiß. Verrückt.

„Lucius und seine aktuelle Freundin heißt Albá."

Freundin? Dann heißt das wohl, dass Kyrans Mutter entweder getrennt von ihrem Mann lebt oder verstorben ist. Ansonsten hätte er ja erwähnt, dass seine Mutter auch dabei sein wird und nicht das Wort Freundin so seltsam betont.

Noch während ich nachdenke, fährt der schwarze Wagen, mit dem wir hergekommen sind, vor und die Security-Männer öffnen uns die Türen.



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Jetzt habe ich auch Lust auf Pizza. ^^

Denkt an den ⭐️! <3

Saved Love | pausiert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt