Kapitel 8

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POV Julian

Etwa eine Stunde verging, seitdem ich wusste, dass Kai Krebs hat und sterben wird. Ich weinte ununterbrochen und lag an ihm gekuschelt auf seiner Brust. Aufgewacht ist er noch immer nicht. Ich will ihn nicht verlieren. Nein, ich kann ihn nicht verlieren. Das darf nicht sein, das muss ein Fehler sein. Dieser Kimmich, wenn ich den erwische, dann bring ich ihn um. Wegen ihm ist Kai jetzt in diesem Krankenhaus. Okay, er kann zwar nichts für den Tumor, doch ich hasse ihn gerade trotzdem, auch wenn er nicht wirklich etwas dafür kann. Ich hasste gerade alles und jeden. Ich spürte wie sich etwas unter mir bewegte. Es war Kai, der wieder zu sich kam. Aufhören zu weinen konnte ich dennoch nicht. Eher im Gegenteil. Ich sah ihm in seine wunderschönen Augen und weinte immer mehr. ,,Psst Jule, es ist doch alles gut. Ich bin wieder wach." Versuchte er mich zu beruhigen, nahm mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen langen gefühlvollen Kuss. ,,Nein Kai, nichts ist gut. Absolut gar nichts ist gut und es wird auch nie wieder etwas gut werden." Erneut vergrub ich mein Gesicht auf seiner Brust. ,,Was ist denn los?" Fragte er besorgt. ,,Kai du- du hast. Nein, ich will es nicht aussprechen. Ich kann das nicht. Tut mir leid, ich muss kurz frische Luft schnappen. Ich kann das alles gerade nicht." Sofort stand ich auf, lief hinaus und gab einer Krankenschwester Bescheid, dass Kai wach war. Ich lief aus dem Eingang, setzte mich auf die Bank die davor stand und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich schrie und weinte so sehr, jeder der an mir vorbei läuft denkt bestimmt ich bin komplett verrückt. Aber das ist mir jetzt egal. Meine Welt brach gerade in Millionen kleine Einzelteile. Die Liebe meines Lebens würde sterben. ,,Nein, das darf alles nicht passieren. Ich kann nicht ohne ihn." Redete ich immer weiter vor mich hin.

POV Kai

Nachdem Julian die Flucht ergriffen hatte und aus dem Zimmer stürmte, betrat eine Ärztin mein Zimmer. ,,Guten Tag Herr Havertz. Ich bin Dr. Schneider. Ich habe ihrem Freund schon erzählt was los ist, hat er es Ihnen weitergeleitet?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Okay. Nach dem Aufprall sind Sie bewusstlos geworden. Wir haben Sie dann hier her gebracht und ein Ultraschall mit Ihrem Kopf gemacht. Dabei stellte sich leider heraus, dass sie einen Hirntumor haben. Dieser ist schon so weit fortgeschritten, dass wir leider nichts mehr für Sie tun können. Ich kann Sie nur auf Ihren persönlichen Wunsch entlassen, dass Sie zu Hause in Ruhe einschlafen können. Aber das ist Ihre Entscheidung." Mein Herz setzte aus. Ich habe was? Tränen sammelten sich in meinen Augen. ,,Ich- ich werde sterben?" Fragte ich nach. ,,Es tut mir wirklich sehr leid." Nachdem ich das erfahren hatte, liefen meine Tränen immer mehr. Ich werde sterben. Ich will nicht sterben, ich bin doch gerade einmal 22. Ich bin noch nicht bereit dazu. Ich wollte doch noch Julian heiraten, in ein großes Haus mit ihm ziehen, Kinder adoptieren und so vieles mehr. Ich kann es nicht glauben. Erstmal muss ich ihn finden. Ich lief aus meinem Zimmer, hinaus aus dem Krankenhaus und sah einen blonden Mann auf der Bank sitzen. Langsam lief ich auf ihn zu und setzte mich neben ihn. Er sah mich an und sagte kein Wort. Ich konnte ihn nicht ansehen, dafür hatte er zu viel Schmerz in den Augen. ,,Das ist nicht fair Kai. Das ist einfach nicht fair." Flüsterte er. Ich zog ihn in eine innige Umarmung. ,,Ich weiß Baby, aber ich kann es nicht ändern. Es tut mir leid. Es tut mir wirklich schrecklich leid." Wir weinten sehr viel und entschieden uns wieder in mein Zimmer zu gehen.

,,Sie haben gesagt ich dürfte nach Hause und dort, naja warten bis- bis es zu Ende ist. Jule ich will nicht im Krankenhaus sterben. Ich will gar nicht sterben. Ich will mein Leben genießen und eine Zukunft mit dir haben." Schluchzte ich. ,,Ich weiß. Ich weiß. Ich werde bis zum Schluss bei dir sein und wenn es soweit ist deine Hand halten. Das ist dir doch klar oder nicht? Egal ob du hier, naja einschläfst, oder zu Hause. Das ist ganz allein deine Entscheidung. Aber egal was du tust, ich werde an deiner Seite bleiben, bis zum bitteren Ende. Das verspreche ich dir." Ich schüttelte den Kopf und legte meine Hand an seine Wange. Ich drehte sein Gesicht so, dass er mir in die Augen sehen musste ,,Nein Jule, ich will nicht dass du das mit ansehen musst. Das kann ich dir nicht antun. Das kann ich nicht von dir verlangen." Er gab mir einen vorsichtigen Kuss. ,,Du verlangst gar nichts von mir. Ich möchte das so, ich will bei dir bleiben. Ich werde immer bei dir bleiben, davon kannst du mich nicht abbringen." Wir hörten auf zu diskutieren. Kurze Zeit später packte ich meine Sachen zusammen und entließ mich selbst aus dem Krankenhaus. Jule wollte, dass ich noch ein paar Tage dort bleibe, aber wofür? Sterben würde ich sowieso. So hart wie es klingt, aber es ist nunmal so. Sie geben mir noch höchstens ein bis zwei Monate. Es ist wirklich ein sehr bedrückendes Gefühl zu wissen, dass man nicht mehr lange Zeit auf dieser Erde hat. Heute will ich davon nichts mehr hören. Ich will einfach nach Hause und Zeit mit Julian verbringen. Morgen müsste ich es meiner Familie sagen, meinen Freunden, Julians Familie und in den nächsten Tagen auch unserer Mannschaft, dem Trainer und natürlich den Fans. Sie müssen wissen, weshalb sie mich nie wieder auf dem Spielfeld sehen werden. Ich habe Angst, große Angst, doch ich versuche es nicht so sehr zu zeigen, da Jule sonst selbst noch mehr Panik bekommt und das will ich auf keinen Fall.


Wie versprochen noch ein zweites Kapitel für heute. Das hat mir beim schreiben wirklich das Herz gebrochen. Schreibt mir gern mal eure Meinung in die Kommentare.

-M <3

Please don't leave me - BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt