18 - Einsamkeit

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Heute Morgen, kaum als du in diesem starken Flügeln aufgewacht warst, wollte Teba nochmal, besser gesagt, zweimal hintereinander.

Und du hast es mit vollen Zügen genossen, auch wenn dir von gestern jede Faser deines Körpers wehtat. Es ist nämlich so, dass du befürchtest, dass so eine Begegnung wie diese hier zwischen euch nicht mehr vorkommen wird. Wieso auch? Teba wird sich ab sofort bei jedem weiteren seiner Schübe um sich selbst kümmern. Er braucht dich nicht mehr. Ja, der Gedanke tut dir weh! Du weißt zwar nicht, ob deine Vermutung nur eine Vermutung bleibt, aber du gehst stark davon aus. Schließlich hast du gemerkt, dass Teba Schuldgefühle gegenüber seiner Frau hat. Wieso sollte er also noch ein weiteres Mal irgendwelche Zuneigungen mit dir austauschen wollen? Weil er dich mag? Pfft, Alora, du solltest mal besser realistisch bleiben. Bestimmt wird dieser loyale Orni-Krieger kein engeres Verhältnis mit dir haben wollen? Wozu auch? Irgendwann ist er sowieso weg?

Tebas Gedanken ähneln sehr den einen, als er sich gerade die Rüstung anlegt. Von der Mitte des Raumes aus, sieht er dir dabei zu, wie auch dich wieder anziehst, nachdem du gesamte Nacht wegen ihm auf Kleidung verzichtet hast. Abwesend befestigt er die Riemen, die seine Brustpanzerung an Ort an Stelle halten soll, als er gezielt an die gestrigen Momente denkt. Teba fragt sich, ob dir eure Begegnung irgendetwas bedeutet hat und wenn ja, wie sehen diese Gefühle aus, die du hegst? Eine Form von tieferer Freundschaft? Eine Art von überschwänglicher Dankbarkeit? Oder war es tatsächlich nur deine Hilfsbereitschaft, die dich dazu trieb, die ganze Nacht über bei dem weißen Orni zu bleiben? Der Orni-Krieger vermutet, dass der Grund dafür vielleicht gar nicht bei ihm liegt, sondern bei Revali. Vielleicht war es nur Spaß für dich, eine willkommene Abwechslung, um nicht an den Recken denken zu müssen. Letzterer Gedanke sollte ihn womöglich beunruhigen, dennoch ist es so, dass er selbst nicht weiß, was er für dich empfindet. Es stimmt, Gefühle hat er für dich, aber scheinen sie wohl von kameradschaftlicher Natur zu sein, die jedoch etwas von intensiver Leidenschaft mit sich trägt. Außerdem hat Teba selbst bemerkt, dass deine Gesellschaft ihn ablenkt. Sein Kummer hat ihn diese Nacht nicht überwältigt. Mit dir fühlt der weiße Orni sich nicht einsam und Einsamkeit ist das Schlimmste für ihn.

»Was wirst du Revali sagen?«

Der Klang deiner Stimme bringt Teba in die Realität zurück. Nun stehst du neben ihn, komplett angezogen, das Kodachi auf den Rücken geschnallt und die Taschen angelegt. Offenbar scheinst du bereit zu sein, um wieder ins Lager zurückzukehren.

Dem weißgefiederten Orni-Krieger ist bewusst, dass du es einfacher haben wirst, den anderen wieder gegenüber zu treten, er dagegen wird sich erstmal dem misstrauischen Blick des Recken stellen müssen. Natürlich wird Teba ebenfalls Verantwortung für sein langes Verschwinden über Nacht übernehmen und sich rechtfertigen müssen. Teba ist sich wohl bewusst, dass Revali längst verstanden hat, dass sein Retter nie auf Bokblin-Jagd war. Für den weißen Krieger war es nahezu unmöglich, den Champion zu täuschen. Doch in Wahrheit hat sich Teba ohnehin keine Mühe gegeben, sein größtes Vorbild anzulügen. Teba war noch nie ein besonders guter Lügner, wenn er überhaupt jemals versucht hat, irgendjemand täuschen zu wollen.

»Ich werde ihm nichts von uns erzählen, doch anlügen werde ich den Recken auch nicht,« antwortet dir der großgewachsene Orni nach einer Zeit des Schweigens.

Den Kopf zu Seite neigend schielst du zweifelnd zu deinem Kameraden hinüber. Tebas Gesicht wirkt so ernst. Der weißgefiederte Ritter, der dich letzte Nacht durch die verlassene Hütte gescheucht hat und dir trotz seiner triebhaften Not mit so viel Rücksicht begegnet ist, scheint fort. Nun steht wieder dieser seriöse Orni-Krieger vor dir.

»Verstehe!« Du lächelst. Doch dein Lächeln ist nicht ehrlich. »Hab auch nichts anderes von dir erwartet, mein Freund!«

Ohne dich aus den Augen zu lassen, beugt sich Teba nach seinem Falkenbogen und hebt ihn auf. Seinen Köcher hat er sich bereits angelegt. Auch er wäre bereit aufzubrechen, doch kann Teba nicht leugnen, dass sich davor fürchtet, diese Hütte zu verlassen. Denn er ist davon überzeugt, dass sein Kummer ihn erneut geißeln wird, wenn ihr wieder getrennte Wege geht. Außerdem hat Teba gar nicht vor dich zu verlassen, bevor er so einige Unklarheiten nicht geklärt weiß.

Feathered lovers (Revali x Reader x Teba)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt