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Park JiminSamstag, 14:00

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Park Jimin
Samstag, 14:00

Verschlafen trottete ich in die Küche, aus der mir der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee und das Dröhnen des Mixers entgegen kam. Meine Mutter stand an der Küchenablage und strahlte mich an, während sie das Gerät ausschaltete und den hellen Teig aus der Schüssel vorsichtig in kleine Förmchen abfüllte. «Guten Morgen, auch schon wach?»

Schnaubend füllte ich mir eine Tasse des schwarzen Gebräus und fläzte mich auf einen Stuhl. Nachdem ich bis tief in die Nacht mit Rosé geschrieben hatte, war mir kaum nach Schlafen zumute. Jin würde jetzt vermutlich sagen, dass das nur am Blaulicht meines Handybildschirms liegen konnte und hätte tadelnd mit der Zunge geschnalzt, wenn ich ihm anschliessend erzählt hätte, dass ich vor Frust den Fernseher angeschaltet hatte und Videogames gezockt hatte.

Meine Mutter balancierte unterdessen die vollen Bleche auf den Händen und schaffte es tatsächlich, sie unversehrt in den bereits warmen Backofen zu schieben. Genauso wie diese köstlichen Leckereien fühlte ich mich auch gerade. Unsere kleine Küche war aufgeheizt und durch das offene Fenster prallte mir das warme Sonnenlicht ins Gesicht. Würde ich aus Mehl, Eiern und Backpulver bestehen, würde ich genauso wie sie in dieser erstickenden Hitze in die Höhe schiessen. Da half auch nicht, dass ich wie immer, wenn es Sommer war und ich zu Hause herumgammelte, nur meine Shorts trug.

Es klingelte und meine Mutter nuschelte mir mit dem Gummischaber voller Teig zwischen den Lippen zu: «Das muss dein Papa sein, er vergisst jedes Mal seine Schlüssel, wenn er aus dem Haus geht. Kannst du ihm bitte aufmachen.» Sie hob die Hände, um mir damit zu zeigen, dass ihre Teigfinger nicht fähig waren, den Türknauf zu drehen.
Mühselig hob ich mich also vom Stuhl hoch, schlurfte in den Flur und zog die Tür auf. «Wann denkst du end- Yoongi?»

Ich traute meinen Augen kaum, als ich meinen Nachhilfelehrer, – wie ich ihn nur manchmal in meinen Gedanken nannte - gegenüberstand. Seine Augen waren weit geöffnet und er schien sich zu bemühen, den Blick auf mein Gesicht zu heften. Verwirrt rieb ich mir die Augen. Die Müdigkeit musste mir einen Streich gespielt haben. Doch auch nachdem ich ein paarmal fest geblinzelt hatte, stand der Ältere noch immer vor mir. In langen, dunklen Hosen und Pullover. Beim Anblick der dicken Klamotten, die Yoongi bei dem dafür eigentlich viel zu heissen Wetter trug, wurde mir bewusst, was ich trug. Oder eben gerade nicht trug. Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf und schlang den anderen Arm um meinen nackten Oberkörper.

«Was machst du hier?»
«Kann ich kurz reinkommen?» Noch immer starrte Yoongi stur auf meine Stirn, wobei mir in den Sinn kam, wie furchtbar meine Frisur wohl gerade waren. Ich war am Abend zuvor mit nassen Haaren auf die Kissen gelegen, somit mussten sie jetzt ein einziges wirres, oranges Durcheinander sein. Kombiniert mit dem schwarzen Brillengestell auf meiner Nase wollte ich so eigentlich niemandem - bis auf meiner Familie natürlich - unter die Augen treten.
«Ähm, ja», langsam trat ich zur Seite und beobachtet jeden seiner Schritte. Vorsichtig schlüpfte er durch die Tür und blieb etwas unschlüssig im Gang stehen.

«Sagst du mir jetzt, warum du hier aufgetaucht bist?», hakte ich erneut nach, nachdem ich hinter uns die Tür geschlossen hatte und mir nun auch den anderen Arm um den Körper geschlungen hatte.
«Kann ich eine Stunde oder so hierbleiben? Bitte frag nicht weiter nach. Ich habe meinem Vater gesagt, ich gehe zu dir und ich möchte ihn nicht belügen.» Yoongis Blick war flehend und ein Gefühl sagte mir, dass es ihm wichtig war, dass er hierbleiben konnte.

«Na gut, ähm- du willst aber nicht etwa lernen, oder?»
Der Schwarzhaarige schüttelte zu meinem Glück den Kopf. «Nein, einfach nur nicht zu Hause sein, das ist alles.»
Es juckte mich in den Fingern nachzufragen, was der Ältere damit meinte, doch mir war bewusst, dass ich so oder so zu keiner Antwort kommen würde.

«Jimin? Du hast deinen Kaffee noch nicht ausgetrunken», erklang die Stimme meiner Mutter, kurz bevor sie den Kopf aus der Küchentür streckte und mit grossen Augen feststellte, dass wir spontanen Besuch hatten. «Oh hallo.»
«Guten Tag, Mrs. Park.» Yoongi verbeugte sich höflich und ich beeilte mich, meiner Mutter zu erklären, wer der Fremde in unserem Haus war.
«Das ist Min Yoongi, er gibt mir Nachhilfe.»
«Natürlich, hallo Yoongi», meine Mutter kam näher und strahlte den Schwarzhaarigen an, so wie sie meine Freunde immer begrüsste, wenn sie zu Besuch waren. «Wollt ihr heute etwa auch zusammen lernen?"

Ich sah zu Yoongi der unmerklich nickte, sodass wohl nur ich es bemerken konnte.
«Ja, wir haben noch einiges vor heute», ich lachte nervös und packte den Jungen am Handgelenk, um ihn zur Treppe zu ziehen.
«Na dann ihr beiden, viel Vergnügen», meine Mutter tänzelte zurück in die Küche und schon bald war wieder das Geklapper von Schüsseln zu hören.

«Gehen wir rauf», murmelte ich und liess erst jetzt die warme Hand des Älteren los. Dieser nickte und folgte mir wortlos die Treppe hoch. In meinem Zimmer liess ich mich auf mein Bett fallen, nachdem ich mir ein verwaschenes T-Shirt über den Kopf gezogen hatte und versuchte den Raum mit Yoongis Augen zu betrachten, denn dieser liess sich ordentlich Zeit, alles genau zu mustern, was mich zunehmend nervöser machte.

Mein Bett war ein einziges Durcheinander, auf dem Schreibtisch herrschte Chaos, – nachdem ich gestern alles zur Seite geschoben hatte, um wenigstens ein klein wenig Platz zum Arbeiten zu schaffen, hatte ich danach keine Lust mehr gehabt, den Tisch wieder aufzuräumen. An der Wand hingen Fotos von meinen Lieblingsbasketballspielern, ein Haufen Bilder meiner Freunden und meiner Familie. Über den Schreibtischstuhl hatte ich achtlos meine Klamotten geworfen und auf dem Sitzsack in der Ecke lag ein Einhorn Plüschtier meiner kleinen Schwester. In dem Moment, in dem ich begriff, dass Yoongi gar nicht wissen konnte, wem dieses gehörte und jetzt bestimmt dachte, es wäre meines, hatte es auch der Schwarzhaarige entdeckt. Er hob die Augenbraue und grinste belustigt.

«Ich wusste gar nicht, dass Park Jimin noch mit Plüschies spielt.»
«Das ist nicht meins», haspelte ich vor mich hin, während ich mir das pinke, zugegeben ziemlich knuffige Tierchen schnappte und es neben mich auf das Bett legte. «Meine Schwester hat es vor einer Weile hier liegen gelassen und ich benutze es manchmal als Bestechung, wenn sie mich ärgert.»

Yoongi kicherte leise. «Geschwister zu haben, muss toll sein.» In Gedanken setzte er sich auf meinen Schreibtischstuhl und betrachtete die Bilder an meiner Wand.
«Zwei kleine Prinzessinnen als Schwestern zu haben ist alles andere als toll.» Ahri und Sumi waren laut, nervig und ständig musste sich alles um sie drehen. Aber sie waren auch niedlich, knuffig und das beste, was mir als Bruder hätte passieren können. Meine Meinung zu ihnen ging weit auseinander und war von Tag zu Tag unterschiedlich.

Ein Klingeln erfüllte die Stille, die sich über uns gelegt hatte und so schnell wie Yoongi nach seinem Handy gegriffen hatte, hatte ich noch nicht einmal begriffen, worum es sich bei dem Geräusch überhaupt handelte. Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn und verstaute das Gerät sofort wieder in der Hosentasche.
«Alles gut?» Der Ausdruck auf Yoongis Gesicht ähnelte diesem, den er am Freitag auf dem Jungsklo aufgesetzt hatte. Irgendetwas beschäftige ihn und ich wusste, er wollte mit niemandem darüber reden, denn der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf und deutet auf den Controller neben meinem Fernseher. «Ich habe noch nie ein Videospiel gespielt.»

Normalerweise würde ich aus allen Wolken fallen, wenn jemand mit dieser Aussage bei mir ankommen würde, doch bei dem Jungen, der an einem Samstagnachmittag ohne Ankündigung vor meiner Haustüre aufgetaucht war und mir nur Nachhilfeunterricht gab, damit er seine Zimmerschlüssel behalten durfte, überrascht es mich nicht.
Yoongis Worte hatten seinen gewünschten Effekt, denn ich vergass augenblicklich, dass ich wissen wollte, wer ihm geschrieben hatte und stattdessen startete ich schon das erste Game, das ich für Anfänger am geeignetsten fand.


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Heute zwei Kapitel :D

Dieser Tag wird noch einiges für die beiden bereit halten ...

Wie findet ihr die Geschichte bis jetzt eigentlich? Ich bin offen für jede Art von Kritik ;)

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