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Park Jimin
Dienstag, 20:00


«... und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.» Leise klappte ich das Buch zu und betrachtete meine kleine Schwester, wie sie friedlich unter ihrem grossen Teddybären vergraben vor sich hin döste. Ahri konnte noch nie bis zum Ende der Geschichte wachbleiben. Jedes Mal, wenn sie mich mit ihren grossen, braunen Augen anbettelte, ihr eine Geschichte zu erzählen, schwört sie, wach zu bleiben. Wir wussten beide, dass das nicht passieren würde.

Ich hob meinen Blick und Sumi starrte mich gebannt vom oberen Stockbett an.
«Was ist danach passiert?»
Sofort musste ich schmunzeln, es war jedes Mal die gleiche Frage. «Das wirst du in deinen Träumen herausfinden.»
Das kleine Mädchen verdrehte die Augen und legte sich hin. «Ich weiss, dass das nicht stimmt, Jiminie.»

Ich deckte meine Schwester zu und stupste mit meinem Finger ihre kleine Nasenspitze an. Sie kicherte leise und ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus.
«Versprichst du mir, dass du immer so klein und niedlich bleibst?», neckte ich sie.
«Ich bin nicht niedlich», schmollte das Mädchen und ich sah sie mit erhobener Braue an.
«Du siehst genauso aus wie Mr. Powerfluff», ich hielt ihr den braunen Teddy vor die Nase und das Mädchen kicherte wieder. «So, und jetzt wird geschlafen.»

Sumi rümpfte kurz die Nase, deckte sich jedoch ganz zu und umarmte fest ihr Kuscheltier. Ich schaltete das kleine Nachtlicht aus und sofort erleuchteten über uns der Sternenhimmel an der Zimmerdecke. Ich betrachtete ihn eine Weile und lauschte dem Regelmässigen Atem meiner Schwestern, während ich mich daran erinnerte, wie ich schwankend auf dem Drehstuhl gestanden hatte und einen Stern nach dem anderen an die weisse Holzdecke geklebt hatte. An meine Mutter, die danebenstand und jedes Mal einen nervösen Schritt in meine Richtung tat, wenn ich mich bewegte.

«Jimin?» Drang Sumis leises Flüstern an meine Ohren.
«Ja?», ich sah sie nicht an, denn ich konnte den Blick kaum von dem nicht ganz realen, aber dennoch schönen Sternenhimmel abwenden.
«Wann kommt Yoongi wieder vorbei?»
Jetzt senkte ich dennoch den Blick und betrachtete meine in der Dunkelheit nur schemenhaft erkennbaren Finger. «Ich weiss es nicht», gestand ich.

«Du hast so viel gelacht, als er heute hier war, das fand ich schön», seufzte das Mädchen, ohne zu wissen, was ihre Worte in mir auslösten. Dass sie den Wirbelsturm aus Gedanken verstärkten, welcher mich schon den ganzen Abend auf Trab hielt. Würde ich Yoongi verlieren? Ich fühlte mich, als würde die vorsichtig aufkeimende Freundschaft zwischen uns erlöschen, wie eine Kerzenflamme im Wind.
«Ja, ich weiss», flüsterte ich und schlich mich leise aus dem Zimmer.



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Das ist das wohl kürzeste Kapitel bis jetzt ...

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