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Park Jimin
Samstag, 16:00


«Anfängerglück», grummelte ich, während ich das Spiel neu startete und meinen Blick fest auf den Bildschirm fixierte, um mit meiner Spielfigur endlich Yoongis Schlägen ausweichen zu können.
Der Schwarzhaarige neben mir grinste nur selbstgefällig und amüsierte sich köstlich dabei. Seit der Ältere zum Controller gegriffen hatte, musste er noch keine Niederlage einstecken und bei jedem neuen Spiel, welches ich startete, feierte er um zufriedener jeden seiner Siege.

Ich konnte mir meine Pechsträhne nur mit zwei Dingen erklären. Entweder hatte der Schwarzhaarige mir als gekonnten Themenwechsel eine Lüge aufgetischt und hinter ihm lag jahrelange Übung, was Videogames betraf oder meine Niederlagen waren meinen ständig abschweifenden Gedanken zu verschulden. Handelte es sich nun um Ersteres oder doch um Zweiteres - beides liess sich problemlos in einen Dritten, mir schwer einzugestehenden, Punkt zusammenfassen. Der Junge der neben mir sass.

«Hah, und schon wieder gewonnen!», jubelte ebendieser. Ich schreckte aus meinen wirren Gedanken auf und starrte ungläubig auf den Bildschirm, während ich langsam den Controller sinken liess und schnell blinzelte. Was sollte das? Noch nie war ich beim Zocken nicht bei der Sache!

Frustriert schaltete ich den Fernseher aus, um somit die verhöhnende Looser Aufschrift auf meiner Seite des Bildschirms aus meinem Blickfeld zu bringen. Wie ein geschlagener Hund schlurfte ich zur Frisierkommode, ich war noch nie ein guter Verlierer und ich gestand mir das selbst nur ungern ein. «Irgendwann werde ich dich besiegen.» Während ich meine Haare richtete, blickte ich durch den Spiegel zu Yoongi. Der Junge hatte es sich auf meinem Bett bequem gemacht und grinste breit. Ich verdrehte die Augen und widmete mich meiner Frisur, die klar deutlich machte, dass meine Angewohnheit, mir vor Frust die Haare zu raufen, heute mehr zu Einsatz kam als an anderen Tagen.

War ich ein schlechter Verlierer, so war Yoongi aber auch wirklich ein blöder Gewinner! Das selbstgefällige Grinsen hätte ich ihm am liebsten aus dem Gesicht gewischt.Ich platzierte mich auf meinem Schreibtischstuhl – das Bett mied ich, da ich mich ansonsten zu dem Idioten hätte gesellen müssen – und checkte mein Handy. Im Eifer des Gefechts hatte ich gar nicht bemerkt, wie mein Handy mehrere Nachrichten angekündigt hatte.

Jin:
Chim, wo bleibst du?
Wir wollten doch vor der Party noch ein paar Körbe werfen.
15:37

Namjoon:
Schwing deinen knackigen Hintern hier her, oder ich lade dich aus!
15:38

Hobi:
Pennst du noch?
15:40

Jin:
Chimmyyyy
15:42

Ich sprang auf. Shit! Wie konnte ich vergessen, dass Joonie heute seinen Geburtstag feierte. Nebst den heissesten Neuigkeiten, unserem Basketball Training und meinem Nachhilfeunterricht, war es schon die ganze Woche unser Thema Nummer eins.

Habe verschlafen, komme so schnell ich kann
16:13

Eilig schlüpfte ich aus meinem Shirt und wollte schon meine Shorts ausziehen, doch da erinnerte ich mich noch rechtzeitig an den Jungen, der auf meinem Bett sass und mir verwirrt dabei zusah, wie ich beinahe einen Striptease hingelegt hätte. Noch einmal musste er mich nun wirklich nicht halb nackt sehen!
«Was wird das genau?», wollte der Schwarzhaarige mit zusammengekniffenen Augen wissen. Mir schoss die Hitze ins Gesicht und hektisch zog ich mir ein frisches Shirt über.
«Ich habe total vergessen, dass ich noch wo hinmuss.»
Yoongis Mund öffnete sich, doch er sagte nichts, sondern nickte nur.

«Ich ähm ... sollte mich wohl bereit machen.» Während ich die Worte aussprach, nestelte ich an der Schlaufe meiner Shorts herum, um jeglichen Augenkontakt zu vermeiden. Trotzdem bekam ich mit, wie der Ältere langsam aufstand, und mich beschlich das schlechte Gewissen. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er noch nicht nach Hause wollte, und auch wenn mir der Grund dafür noch immer schleierhaft war, wollte ich nicht derjenige sein, der ihn an den Ort schickte, an dem er im Moment am wenigsten sein wollte.
Seufzend betrachtete ich Yoongi und wie so oft, wenn mein Mund schneller war als mein Kopf, purzelten mir die Worte über die Lippen, die ich eigentlich lieber nur gedacht hätte. «Möchtest du mitkommen?»

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