Kapitel 5: Therapeutische Gespräche

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Als Aimeé das Klingeln ihres Weckers hörte, der den Tag einläutete, öffnete sie ihre Augen und atmete aus. Sie fühlte sich erholt, nicht alles war perfekt, aber es war eine deutliche Verbesserung zu der gestrigen Nacht. Ob es am Gespräch mit Amber oder ihrem Glücksshirt lag, war ihr relativ egal. Zufrieden stieg sie aus dem Bett und streckte sich ausgiebig, ein guter Start in den Tag.

Auch der restliche Morgen verlief angenehm ruhig. Auf dem Stundenplan standen Englisch, Deutsch und Physik, alle Fächer, mit denen sie klarkam. Als sie sich auf ihren Platz setzte grüßte sogar Anna einigermaßen neutral, diesmal sogar ganz, ohne sie böse anzustarren. Nicht das sich Aimeé beschwerte. In den Pausen quatschte sie mit Amber über verschiedene Dinge, teils die Schule, teils über Amerika.

Als Amber gerade dabei war ihr eine kurze Abhandlung über die Zusammensetzung Jupiters zu geben, setzte sich plötzlich Alexander zu ihnen an den Tisch. „Du hast echt Ahnung von Physik, oder?" Aimeé hob leicht überrascht die Brauen als er sich uneingeladen dazusetzte und das Gespräch unterbrach. „Ja, kann man so sagen." Amber wirkte ebenfalls etwas genervt, ging aber auf ihn ein. „Warum fragst du?" Es klang als würde sie nicht um eine Antwort beten, sondern eine verlangen. „Ich bin echt nicht gut in Naturwissenschaften, vielleicht kannst du mir ja ab und zu unter die Arme greifen." Amber verschränkte die Arme vor der Brust. „Es gibt doch hier Nachhilfe oder nicht?" „Aber die machen das immer so kompliziert, bei dir klingt das viel einfacher." Aimeé lauschte dem Gespräch wortlos und blickte von einer Person zur Anderen.

Amber seufzte absichtlich geräuschvoll. „Was kannst du denn nicht?" „Wenn ich sowas, wie Kern- oder Atomphysik höre schaltet mein Gehirn schon ab." Er lächelte unschuldig. „Das ist wichtiger Stoff dieses Jahr, vielleicht solltest du etwas vorarbeiten?" Warf Aimeé ein und blickte Alexander direkt an. „Das wäre eine Möglichkeit, würdet ihr mir helfen?" Sie deutet auf Amber. „Sie hat Ahnung davon, ich bin nur ok in Physik." „Noch ein Grund mehr sich da reinzuhängen oder nicht?" Sie könnte beinahe den beleidigten Blick von Amber spüren, sicher wollte diese sie auch mit in das Loch reinziehen, in das sie soeben gestoßen wurde.

„Jaaaaaa.... Ok." Amber grinste triumphierend. „Und wann habt ihr so Zeit?" „Viel wichtiger ist doch wo wollen wir das machen?" Erneut linste die Queen Bee zu Aimeé rüber und schmunzelte süffisant. „Du wohnst doch allein oder nicht?" „Du doch auch!" In ihrem Kopf schrillten sämtlich Alarmglocken, darauf hatte sie heute so gar keinen Bock. „Ich bin aber schon die Person di euch was beibringt, da will ich nicht noch aufräumen müssen. „Dann gehen wir doch ins Café." Warf Alexander ein. Sowohl sie als auch Amber drehten sich zu ihm um und blicken ihn an, gerade als sie etwas dazu sagen wollte mischte sich eine vierte Stimme ein. Sie gehörte Anna. „Was wollt ihr im Café machen?"

„Amber wollte mir etwas mit Physik helfen und Aimeé wollte sich anschließen, willst du auch mitkommen?" Ambers Gesichtsausdruck war anzusehen das sie nicht wirklich begeistert von der Idee war, genau das Gleiche konnte man bei Anna beobachten. Aimeé selber grätschte dazwischen, um die Situation etwa zu entschärfen. „Ich kann heute aber nicht. Wir sollten Mal die Woche abwarten, dann haben wir auch Stoff, den wir lernen können." Eigentlich war sie gar nicht so schlecht in Physik, sie hatte nur etwas Sorge Amber mit den beiden allein zu lassen. „Sehe ich genauso, dann sprechen wir einfach die Tage nochmal drüber." Amber machte auf dem Absatz kehrt und ging zu ihrem Platz als ihr Lehrer den Raum betrat. Alexander nickte lächelnd und zog sich ebenfalls zurück und Anna setzte sich neben Aimeé auf ihren Platz und blickte missmutig drein.

Nach dem Unterricht wartete sie vor der Schule auf Amber und fing sie ab. Als die beiden durch das Schultor gingen drehte sich diese zu Aimeé um und erhob anklagend den Finger. „Musstest du mich so reinreiten?" „Ich habe gar nichts gemacht, nur was vorgeschlagen. Beschwer dich bei Alexander, der ist so kontaktfreudig." Amber ging weiter, sie schien nachzudenken. „Vielleicht mache ich das." „Kannst du wirklich nicht oder wolltest du uns einfach nicht in deiner Wohnung haben?" Sie bemerkte die Neugierde ihrer Begleiterin, wie am Tag zuvor. „Beides, ich habe aber wirklich einen Termin heute." „Dann kann ich nicht mitkommen und mir mal deine Wohnung ansehen?"

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