Wolfsgesicht

Kapitel 10: Ein Neuer Freund

Der nächste Schultag kam Aimeé etwas lebloser und langweiliger vor als die Tage der letzten Woche. Das lag zu einem daran das sie Alex vermisste, zum anderen daran das alle Schüler und Lehrer sich nach dem Wirrwarr der ersten Woche eingelebt hatten und bereits im Trott des klassischen Schulalltags gefangen waren. Nur Amber schien wie immer gute Laune zu haben und begann sie direkt nach ihrem Wochenende auszufragen. Aimeé schaffte es sie auf später zu vertrösten und hatte so zumindest während der Schulzeit ihre Ruhe und konnte sich einigermaßen auf den Unterricht konzentrieren.

„Also, erzähl schon, was lief bei dir?" Amber schmunzelte sie von der Seite and als die beiden über den Schulhof schlenderten. „Mhm? Achso ja... War ganz nett." Ihr Gegenüber hob eine Braue und musterte sie. „Bist du drauf?" Nun hob Aimeé ihrerseits eine Braue. „Sehe ich so aus?" „Du benimmst dich ein bisschen so." „Es spricht die wahre Experten wie's aussieht." „Kein Kommentar. Aber ernsthaft, alles in Ordnung bei dir? Du bist geistig sehr abwesend." Amber verschränkte ihre Arme bestimmt vor der Brust, Aimeé musterte sie. Sie war sich unsicher wie weit sie Amber vertrauen konnte. Sicher war sie bisher die einzige Person mit der sie einigermaßen klar kam aber auch erst seit einer Woche.

„Nichts Weltbewegendes, ich hatte nur Besuch." Gab sie schließlich zu und ging weiter. Ihre Schulkameradin folgte wieder und nickte stumm, sie schien es zu respektieren das Aimeé nicht genauer ins Detail gehen wollte. „Wie sieht es eigentlich mit unserer Lernsession aus? So langsam könnte ich es gebrauchen." Nachdenklich legte sein den Kopf schief und musterte ihr gegenüber. „Wir könnten heute eine kleine Runde machen, ne Stunde oder Anderthalb." „Wir oder wir mir den anderen?" „Wir... Mehr muss heute echt nicht sein."

Ambers Blick wanderte von Aimeé zum Schultor, dann nickte sie sachte in die gleiche Richtung. „Das glaube das musst du ihm leiser direkt sagen." Ihr Blick folgte Ambers und sie erkannte Alexander und Anna die am Schultor standen und sich mit einigen Anderen Schülern unterhielten. „Na toll..." „Ausweichen und ducken funktioniert nicht immer." Amber klopfte ihr auf die Schulter, etwas das sie eigentlich gar nicht haben konnte, und grinste aufbauend.

Ohne sie weiter zu beachten, ging Aimeé Richtung Schultor, ducken und ausweichen hatte bisher wunderbar in ihrem Leben funktioniert, warum es also nicht weiter versuchen. Gerade als sie das Tor passierte, löste sich Alexander aus der Gruppe und ging auf sie zu. „Hey Aimeé!" Er hob die Hand zum Gruß. „Hey." Gab sie mit neutraler Höflichkeit zurück und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. „Wegen unserer Lerngruppe, wann genau wollen wir uns denn treffen? Und wo ist auch noch so ne Sache."

Amber gesellte sich gerade zu den beiden und spielte die Ahnungslose. „Gute Frage." Noch während Aimeé überlegte was sie antworten könnte kam Anna ebenfalls herüber, sie hatte das Gefühl diese war heute weniger feindselig als sonst. „Heute haben wir keine Zeit." Sprach sie Alexander sofort an und lächelt mit einer Mischung aus Überlegenheit und Zufriedenheit. „Wie wäre es dann... Mittwoch?" Schlug sie den Anderen drei vor. Amber hob kurz die Hand, zückte ihr Smartphone und tippte darauf herum, wahrscheinlich ging sie ihre Termine oder sowas durch. „Ja, passt." Anna nickte ebenfalls. „Da habe ich nichts vor." „Bei mir geht's auch klar." Fügte Alexander abschließend hinzu und nickte zufrieden. „Und wo?"

Sein Blick fixierte wieder Aimeé. „Du wohnst doch alleine, wäre doch perfekt zum Lernen oder?" Kurz tobte in ihr ein innerlicher Kampf zwischen der Stimme die ihr befahl es einfach zu schlucken und der Stimme die ihr befahl Alexanders Vorschlag abzulehnen. „In Ordnung, probieren wir es mal bei ihr." Sofort bereute sie das sie den Mund aufgemacht hatte. „Super, dann treffen wir uns Mittwoch hier am Schultor, bis dann." Er hob die Hand zum Abschied und zog mit Anna, die lediglich nickte, von Dannen. Aimeé seufzte erst innerlich und anschließend geräuschvoll äußerlich.