Staunen erfüllte Boromir, da er zum ersten Male das geheime Tal des Imladris erblickte, dessen Schönheit mit nichts zu vergleichen war. Alle Müdigkeit und Erschöpfung von der langen Reise schienen mit einem Male von ihm abzufallen, wie auch die Sorgen, die sein Herz fest umklammert gehalten hatten. Tief einatmend, die ihn umgebenden Wunder in sich aufnehmend, stand er da, mitten auf einem von flüsternden Laubbäumen gesäumten Vorplatz und blickte sich in der wundersamen Elbenstätte um.
Der erste Teil seiner Reise war nach entbehrungsreichen 112 Tagen endlich zu Ende gegangen.
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„Der Ring ist ein Geschenk. Ein mächtiges Geschenk, dass unser Glück wenden wird. Nicht nur auf dem Schlachtfeld mit dem Feind, auch in der Liebe. Bring mir den Ring und du kannst heiraten, wen immer du willst! Nicht verwenden würden wir dieses Kleinod, es sei denn in der Stunde höchster Not, um unsere Heimat zu schützen und jene, die wir lieben..."
Boromir glaubte die Stimme seines Vaters zu hören, als sein Blick an dem unscheinbaren Schmuckstück haftete, das in der Mitte der Ratsversammlung auf einem Steintisch lag und alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war irrwitzig, ein solch unbedeutend scheinendes Stück Gold sollte die Lösung all seiner Probleme sein!
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Beorid blickte in den wolkenlosen Nachthimmel hinauf, an dem abertausende kleiner Lichter funkelten. Ihr Atem formte nebelige Schwaden, die von einer sanften Briese davongetragen wurden. Vor Kälte, die unter ihren Wollmantel gekrochen war, zitternd schlang die junge Heilerin die Arme um den Leib, doch ließen ihre braunen Augen nicht für einen Moment vom Himmelszelt ab. So sehr wünschte sie sich, dass in dieser Nacht noch ein weiterer Mensch den Blick empor heben und denselben Mond betrachten würde, dass ihr Herz vor Sehnsucht zu zerspringen drohte.
„Wann kehrst du heim, Geliebter?", drang das Flüstern der zitternden Gestalt über ihre blassen Lippen. Ein eisiger Windstoß riss die Worte mit sich fort und trug sie bis in unbekannte Ferne.
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„Achte auf deine Schritte", kam es von dem Waldläufer, der es sich auf einem Stein gemütlich gemacht hatte und dem Sohn des Truchsess dabei zusah, wie dieser seinen zwei neuen Schülern den Schwertkampf näherzubringen suchte.
Stahl prallte immer wieder auf Stahl, das altbekannte Lied beruhigte Boromir mit seiner vertrauten Melodie und für einen Moment vergaß er alle Sorgen. Ganz gab der Mann Gondors sich seinem selbstgesetzten Auftrag hin, den Zweien beizubringen, was sie bestimmt eines Tages brauchen würden. Pippin und Merry brachten ihn immer wieder zum Lachen, vertrieben die Schatten, welche sich über seinen Geist gelegt hatten und an ihm nagten.
Boromirs Hiebe waren kaum mit Kraft geführt, doch plötzlich rutschte Pippin das Schwert aus der Hand und die Klinge seines Lehrmeisters schlitterte gefährlich auf die Hände des jungen Hobbits zu. Nur mit Mühe gelang es dem Menschen, ihn nicht zu verletzen und er entschuldigte sich noch im selben Augenblick.
Doch seine Sorgen um das Wohlergehen des Halblings waren unbegründet. Frech trat Pippin dem ihn weit überragenden Mann gegen das Schienbein und brachte ihn schließlich mit Merrys Hilfe gar zu Fall. Aus tiefster Seele lachend schlang Boromir die Arme um die Zwei und versuchte so den Ansturm auf sich zu beenden, was ihm jedoch mehr schlecht als recht gelingen wollte.
„Eines Tages werde ich mit meinen eigenen Kindern derart Raufen", schoss es dem Menschen durch den Kopf und sein glückliches Lächeln wurde noch eine Spur tiefer.
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Der Wind sauste gnadenlos über das schroffe Gebirge hinweg, peitschte Eiskristalle durch die Luft, die wie Nadelstiche brannten, wo immer sie auf nackte Haut trafen. Dunkle Stimmen hingen in der Luft, sangen von Tod und Verderben. Gandalf stemmte sich gegen den Sturm und rief Beschwörungen in den Wind, die ihm jedoch fast augenblicklich von den Lippen gerissen wurden.
Boromir zitterte vor Kälte und seine Finger waren ganz taub, trotz der dicken Handschuhe. Den Hobbits erging es jedoch noch schlimmer. Ihre Gesichter waren von der Kälte und den beißenden Schneekristallen gerötet, während sich ihre Lippen blau verfärbt hatten. Allein der Anblick der bloßen Füße im Schnee schmerzte den Menschen.
Ein Blitz schlug direkt über ihren Köpfen ein. Ein lautes Krachen erklang, als der Fels barst und mit erschrocken aufgerissenen Augen beobachtete Boromir, wie ein ganzes Stück des Berges abbrach. Geröll stürzten auf sie hinab, eine Schneelawine löste sich, raste ebenfalls in die Tiefe.
Geistesgegenwärtig griff der Mann nach den Hobbits und presste sie so fest, wie die kalten Muskeln es vermochten, gegen seine Brust, während er selbst sich gegen die Felswand warf. Seine Schulter durchzuckte ein heller Schmerz. Boromir schluckte Schnee, spürte, wie die unerträgliche Kälte seinen Mund füllte und schwer auf seine Brust drückte. Hinter seinen Augenliedern begann ein Gleißen, dann wurde alles weiß.
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„Was fehlt dir, Schwesterherz? Versuch gar nicht erst es zu leugnen!" Eindringlich musterte Beregond seine jüngere Schwester. Die tiefen Ringe unter ihren Augen erzählten von den schlaflosen Nächten, da sie weinte, glaubend, er würde es nicht bemerken. Auch in diesem Moment glitzerte eine verräterische Nässe auf ihren Wangen, welche die Frau verlegten wegzuwischen suchte.
„Es ist wohl das Beste, wenn ich es dir gleich erzähle", murmelte die junge Frau und schnäuzte sich in einen Leinenstreifen, ehe sie ihm fest in die Augen sah und mit zitternder, aber bestimmter Stimme verkündete: „Ich trage ein Kind unter dem Herzen."
Ein erleichtertes Aufatmen entkam ihr, kaum das die Neuigkeiten ihre Lippen verlassen hatten.
Ungläubig starrte Beregond seine Schwester an, konnte nicht glauben, was er vernommen zu haben meinte. Doch der unverwandte Blick, den sie auf ihn gerichtet hielt, bewahrte ihn vor einer Nachfrage.
Unwillkürlich wanderten seine dunklen Augen hinab zu ihrem Bauch, auf welchen Beorid in einer beschützenden Geste die Hand gelegt hatte. Noch immer weigerte der Verstand des Mannes sich, zu akzeptieren, was sich nun, da er davon wusste, klar und deutlich vor ihm abspielte, immerhin zeichnete eine beginnende Rundung sich bereits unter dem Leinenstoff des blauen Kleides ab.
„Und wer ist der Vater?", hörte Beregond sich selbst fragen. Für einen Moment kehrte das Strahlen in Beorids Augen zurück, das vor geraumer Zeit erloschen war, doch dann senkte sich der Schleier der Traurigkeit wieder und zurück blieb ein Ausdruck, der dem Wächter der Veste beinahe das Herz brach, obwohl er ihn nicht zu deuten wusste.
„Es ist mein Verlobter, aber ich darf dir weder sagen, wer dies ist, noch weiß er von unserem Glück. Ausgezogen ist er und wann er wiederkehrt ist ungewiss", die Frau stockte, dann fuhr sie fort, die zitternde Stimme kaum mehr als ein Wispern: „Wenn er denn wiederkehrt."
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Von Tod, Liebe und Hoffnung
FanfictionEs sind nicht bloß die Soldaten, die den Krieg und damit die Zukunft entscheiden. Denn wer wird da sein, wenn alles in Trümmern liegt? Wer wird die Wunden der Welt heilen und für das Fortbestehen des Volkes sorgen? Es sind die Unscheinbaren, die i...