Rabenschwarz

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Clay

Gestern habe ich den ganzen Tag damit verbracht das Gästezimmer bei Phil und Kyle einzurichten, welches jetzt mein neues Reich geworden ist. Ich weiß meine Eltern hat es verletzt, aber ich kann gerade einfach nicht in dem Haus wohnen. Nicht wenn ich mich in meinem eigentlichen Zuhause fühle wie ein Eindringling.

"Mach nicht so ein Gesicht, Clay", sagt Livy und reibt über die Falte auf meiner Stirn. "So schlimm ist dein Job für die nächsten Wochen wirklich nicht." Ich seufze und lasse mich in die Sitzkissen auf meinem Balkon fallen. "Ich weiß, aber ich habe trotzdem überhaupt keine Lust."

Verwirrt sieht sie auf mich herunter. "Das musst du mir jetzt genauer erklären. Ist dieses Architektur-Ding mit dem Zeichnen und Konstruieren nicht voll dein Ding."
Meine Schwester hat definitiv ein Punkt. Denn es ist tatsächlich mein Ding und ich habe auch gerne die Skizze für die Brücke gemacht. Also stört es mich nicht das ich den Bau sozusagen leiten muss.

Auch nicht, dass ich mir Leitung teilen muss, sondern eher mit wem ich die Leitung teilen muss.

Sowie Livy nunmal ist hat sie sofort nach diesen Archars gegoogelt, um sich ein Bild von der Baufirma zu schaffen. Sie scheint sehr erfolgreich und auch seriös zu sein. Laut Livy's Recherche ist die Firma vor kurzem erst nach Miami gezogen, aber unbekannt ist Archar Architecture auch hier nicht.

Salomn Archar, der Leiter dieser Firma ist Mitte dreißig, was meiner Meinung noch sehr jung ist. Trotzdem hat er es geschafft sich selbst ein eigenes Imperium aufzubauen. Und dann wäre da noch Raven Archar. Der Sohn des Bauunternehmers und angeblich auch Teil des Unternehmens.

Obwohl streich' das ‚angeblich', schließlich ist es nur logisch das er zur Firma gehört, wenn er mit mir den Bau leitet.

„Also ich habe jetzt nicht direkt ein Problem mit dem Bau, aber Ravens Ausstrahlung passt mir überhaupt nicht. Hast du ihn dir mal angeguckt?"

„Ich habe ihn mir definitiv angeschaut", grinst Livy, was ich absichtlich ignoriere.
„Dieser Typ scheint vielleicht ein Engel mit Heiligenschein zu sein, zumindest sieht alles danach aus, aber wie soll ich mit so jemanden ein Posten teilen?", motze ich, aber das Leben ist auch wirklich unfair.

„Stell' dich nicht so an. Selbst wenn ihr so unterschiedlich seit, gerade dann muss er sich wahrscheinlich auch zusammen reißen", kontert meine nervige Schwester. Warum muss sie auch recht haben? „Außerdem, bezweifle ich es stark, dass er ein fehlerfreies Leben hat, Clay.
Gerade du solltest wissen, wie man mit Vorurteilen umgeht."

„Ja, ich weiß", murmle ich und lasse den Kopf hängen. Wie man merkt habe ich zwischendurch eine sehr widersprüchliche Persönlichkeit. Doch auch wenn ich unter den Vorurteilen mir gegenüber leide, ist es fast unmöglich nicht selbst welche zu haben.

Niemand hat keine Vorurteile, aber so ist das heutzutage eben. Sowie ich das sehe, wird sich das auch so bald nicht ändern. Deswegen muss man selbst merken, dass nicht alles wahr ist, was man sich zusammen reimt.

„Ich zweifle trotzdem stark daran, dass wir miteinander auskommen", entgegne ich schwach und blicke herunter auf die Straße, als ich laute Motorengeräusche vernehme. Überraschenderweise hält ein Motorrad vor unserem Haus, das ich nun genauer betrachten kann.

Ein wahres Prachtstück, aber noch lange nicht so schön wie mein Baby, was der Fahrer jetzt interessiert begutachtet. Dabei zieht er sich den Helm vom Kopf und schüttelt den Kopf, um seine Haare zu richten.
Mein leichtes Lächeln gefriert in meinem Gesicht, als ich den Jungen erkenne.

„Anscheinend habt ihr mehr gemeinsam, als du wahrhaben willst, Clay", murmelt Livy belustigt, aber ich sinke nur tiefer in mein Sitzsack. „Super", nuschle ich, aber da spüre ich auch schon wie Livy an mir herumzerrt.

I Will Be The One For You [On Hold]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt