Hassende Leidenschaft

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Clay

"Darf ich rein kommen?", Raven denkt nicht mal daran unseren Abstand zu vergrößern. Er ist mir immernoch so nah wie in den letzten Minuten. Ich schlucke schwer, als ich direkt in seine grünen Augen sehe. Sie glitzern wie zerbrochenes Glas in der Sonne und spiegeln mein Gesichtsausdruck wider. Kaum sehe ich mein rötliches Gesicht, weiche ich peinlich berührt zurück. Wie unangenehm.

Jetzt denkt er bestimmt ich bin der schüchterne Typ, der sich schnell klein kriegen lässt. Aber ich bin genau das Gegenteil und das werde ich ihm irgendwie beweisen. "Klar", murmle ich und drehe mich so zu Seite, dass Raven an mit vorbei gehen kann. Dabei lässt absichtliche seine Hand über meine Taille streifen und obwohl ich sein Gesicht nicht sehen kann, spüre ich sehr wohl das verfluchte Schmunzeln auf seinen Lippen, als ich zusammen zucke. Die Gänsehaut darauf ignoriere ich glimpflich und folge ihm stattdessen mit ein wenig Abstand.

Im Wohnzimmer unterbricht meine Familie ihr lautes Gespräch, was vermutlich wieder in eine Diskussion ausgeartet ist. So ist es nunmal, wenn die komplette Familie in einem Ort versammelt ist. Nur Dad und Pa fehlen immer noch. „Raven", Tysan steht auf uns kommt auf uns zu. „Dich habe ich hier tatsächlich am allerwenigsten erwartet." Er lächelt freundlich und legt mir eher unbewusst eine Hand auf den Rücken. Tysan ist immer freundlich. Zu freundlich. Eine Sache, die ich immer bewundert, aber zugleich auch gehasst habe. Clark denkt in dem Fall ähnlich, er findet es einfach anstrengend ständig freundlich zu sein.
Wenn ihm jemand nicht passt, dann zeigt er das auch mehr als deutlich. Manchmal vielleicht ein bisschen zu deutlich.

Und so wie Clark Raven gerade betrachtet, scheint er nicht besonders angetan zu sein. Nicht nur mir scheint das aufzufallen. Auch Raven hat seine Blicke bemerkt und gedeutet. Wirklich stören tut es ihn öffentlich nicht, denn alles was er tut ist abwertend mit dem Mundwinkel zu zucken und den Blickkontakt zwischen den Beiden zu beenden. Tysan spürt die brodelnde Anspannung zwischen ihnen und wirft seinem Mann ein warnenden Blick zu, doch Clark reagiert nur mit einem Augenrollen und verschränkt die Arme vor seiner Brust.

Ohne Raven noch weiter Beachtung zu schenken, der sich sowieso nicht mehr sonderlich um meine Aufmerksamkeit schert, geselle ich mich zu meinem Onkel. „Du kannst ihn nicht leiden", sage ich plump und deute auf Raven. Clark sieht mich an und schmunzelt belustigt. „Wundern sollte das niemand, es gibt viele auf die das zutrifft", erwidert er. „Stimmt, aber bei Raven ist es anders, es ist wegen seinem Onkel?", hake ich nach, weil ich weiß das bei Clark immer mehr dahinter steckt, wenn er jemanden wirklich nicht leiden kann.

"Ich weiß es besser als jemanden aufgrund seiner Familie zu verurteilen", erwidert Clark leise. "Es ist nur.." Mein Onkel bricht den Satz ab und betrachtet seinen Ehemann eine Weile. Dieser steht mit Kyle neben Raven und unterhalten sich halblaut. Besonders spannend scheint mein Projektpartner das Gespräch allerdings nicht zu finden. Denn er lässt seine grünen Augen durch den Raum wandern und bleibt an meinen hängen. Ich versuche seinem Blick standzuhalten, der mich schon wieder dem Abgrund näher kommen lässt.

Raven zieht seine Lippe sanft zwischen die Zähne, während sein Mundwinkel nach oben zuckt. Der Anblick schickt Hitzewellen durch mein Körper und ich senke schnell mein Kopf, damit er das kleine Lächeln auf meinen Lippen nicht wahrnimmt. „Es ist nur wegen dir", spricht Clark neben mir auf einmal weiter. „Was?", verwirrt drehe ich mich zu ihm. Doch er hält mir nur seine Handy vor Gesicht. Als ich mein Gesicht in dem Bildschirm betrachte, sind meine geröteten Wangen nicht zu übersehen. Generell erkenne ich mich selbst irgendwie nicht wieder. „Das hier zwischen euch, erinnert mich daran wie es am Anfang zwischen Ty und mir war. Und das ist nichts gutes", erklärt mein Onkel und steckt sein Handy wieder in seine Hosentasche.

„Was-was willst du damit sagen?", frage ich tonlos, denn eigentlich weiß ich genau was er meint. „Du bist verknallt, Clay und zwar sowas von und solche Menschen wie er", Clark deutet mit dem Kinn auf Raven. „Müssen sich vor sich selbst beweisen, sie spielen mit anderen." Ich beiße die Zähne zusammen. „Du liegst falsch", entgegne ich schwach und fahre mir durch die Haare. „Tue ich nicht, ich weiß wovon ich rede, Clay. Ich würde niemanden Ratschläge geben, wenn es nicht so wäre."

I Will Be The One For You [On Hold]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt