I Will Be The One For You [On Hold]

Fehlerhaft

Clay

Das ‚Miami Mountain' strahlt selbst Abends noch ein unheimlich anziehenden Flair aus. Es ist Livy's Lieblingscafé, aber ich glaube das liegt eher an dem einen Kellner, der dort arbeitet. Aber das Essen und Trinken sollte man trotzdem nicht unterschätzen, es ist nämlich verdammt gut. Allerdings gehe ich nicht oft dorthin, erstens sind mir zu viele Menschen da und zweitens bin ich echt kein Fan von öffentlichen Orten.

Besonders von Locations, wo Jugendliche in meinem Alter sich aufhalten, bleibe ich weg. Aber ich bin auch nicht hier, um ins Café zu gehen, sondern um mein Motorrad in der danebenliegende Werkstatt abzuholen.

Ich hoffe sehr, dass die Reparatur gut verlaufen ist. Denn ich habe schon Entzugserscheinungen, schließlich atme ich Motorrad fahren und ich habe es seit dem Tag mit Raven nicht mehr auf einem gesessen. Und das ist mittlerweile auch schon zwei Tage her.

Zwar hat mich der Bau abgelenkt, weil ich gerade eher gebraucht werde als Raven. Denn im Gegensatz zu mir, fertigt er die Modelle an und kümmert sich um den Bauplan, während ich mit dem Architekten arbeite, Messungen durchführe und gegebenenfalls etwas an meiner Skizze und den Materialien ändere.

Ich liebe es, aber es schenkt mir nicht die Art von Freiheit, die ich auf meinem Motorrad habe. Es ist pures Adrenalin, dass mir durch den Körper rast, reine Grenzenlosigkeit. Trotzdem bin ich immer im Einklang mit mir selbst, denn immer, wenn ich fahre weiß ich ganz genau, was ich will. Es liegt mir jedes Mal auf der Zunge, aber entgleitet mir auch immer wieder.

Und ich möchte es endlich wissen. Ich möchte endlich wissen, was ich will.

Deswegen bin ich aus unglaublich froh das Kyle so lieb ist und mich zur Werkstatt fährt. Wir standen uns eigentlich nie unglaublich nah, aber die letzten Tage hat sich das definitiv geändert. Noch nie habe ich ein Paar gesehen, dass so ausgeglichen ist wie Phil und Kyle. Sie sind irgendwie so unscheinbar in unserer wilden Familie. Doch, wenn man richtig hinschaut, dann sieht man es. Das stille Feuer zwischen den Beiden.

Die tiefe Liebe füreinander, die sie allerdings nicht an die große Glocke hängen. Sie zeigen irgendwie das wahre Liebe nicht nur laut und explosiv ist. Nein, sie kann kann ruhig, fast schon unsichtbar sein, aber wenn man sie einmal spürt, dann ist sie überwältigend. Phil und Kyle sind eben sehr zurückhaltend, was ihre Liebe betrifft.

Natürlich könnte es etwas damit zutun haben, dass sie Cousins sind, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie sich öfter mal zurücknehmen, um den anderen ihren Platz zulassen. Aber wirklich fair ist das nicht. Ich wünschte-

„Fuck", flucht Kyle und drückt die Bremse durch. Ich werde nach vorne geschleudert, aber der Gurt fängt mich und presst mich wieder in den Sitz. „Du bist echt ein scheiß' Fahrer", merke ich an, als er den Rückwärtsgang einlegt, um in die verpasste Einfahrt einzubiegen.
Kyle zuckt nur grinsend mit den Schultern. „Ich weiß, aber solange du dein Führerschein nicht hast, darfst du dich nicht beschweren."

Ich schmunzle. Er hat schließlich recht. Kyle parkt ein wenig schief vor der Werkstatt und wir steigen aus. Da wir ein paar Minuten brauchen, um nach ganz hinten zu laufen, nutze ich die Gelegenheit. „Ich habe mal 'ne Frage", fange ich an und er sieht mich erwartungsvoll an. „Kann es sein, dass du und Phil euch irgendwie absichtlich im Schatten, der Band und allem aufhaltet?"

Kyle seufzt. „Ja,...irgendwie schon. Wir lassen die anderen ihr Ding machen und wollen keinem in die Quere kommen." Ich runzle die Stirn und verschränke bockig die Arme vor der Brust. „Aber ihr seid genauso Teil von der Band wie die anderen."

Er lacht unbeholfen und fährt sich durch die Haare. „Selbst wenn die anderen zustimmen würden, werden wir nie auf die gleiche Art und Weise zur Band gehören wie die anderen. Sie haben eine Verbindung untereinander mit der wir einfach nicht mithalten können", er beißt sich leicht auf die Lippe. „Aber das ist...okay. Wir,..wir brauchen das nicht, es ist okay so."