five

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Das anschließende Essen verlief ähnlich. Wir besuchten ein unbekanntes, kleines Restaurant mit dem Namen „Mason's". Dort lieferten wir die übliche Show ab, zeigten das, was die Leute sehen wollten. Unsere Hände fanden sich immer wieder, während wir verliebte Blicke austauschten und uns unterhielten. Mit jeder Minute die verging entspannte ich mich ein kleines bisschen mehr. Ich versuchte die anderen Gäste, die manchmal heimlich Fotos schossen oder so auffällig unauffällig tuschelten, zu ignorieren. Ich wollte mich nur auf die Frau mir gegenüber, die gerade stillschweigend ihre Spaghetti aufaß und mir hin und wieder ein Lächeln entgegenbrachte, konzentrieren.


„Wir sollten hier wirklich öfter essen." murmelte Caro leise und legte ihre Gabel vorsichtig auf den nun leeren Teller, ehe sie mich mit strahlenden Augen ansah. Ich nickte zustimmend und griff mit meiner Hand wieder nach ihrer. Sofort verschränkten sich unsere Finger miteinander.


Es war noch immer ungewohnt so mit ihr umzugehen. Sie war nicht wie Sophia. Es lagen Welten zwischen ihnen. Aber vielleicht war es auch genau das, was mich dazu gebracht hatte, Caroline als meine Fakefreundin zu wählen. Irgendetwas an der Schauspielerin faszinierte mich.


Vielleicht waren es ihre zwei Gesichter, von denen mir das zweite deutlich besser gefiel. Oder es war tatsächlich ihre harsche, dominante Art. Sie schüchterte mich geradezu ein, doch trotzdem war es faszinierend, wenn ich so darüber nachdachte. Sie blieb mir im Gedächtnis.


„Lass uns bezahlen und fahren.", riss mich ihre ruhige, freundliche Stimme aus den Gedanken und ich nickte schnell, bevor ich meine Hand hob und dem Kellner mit einem kurzen Zeichen zu verstehen gab, dass ich die Rechnung wollte.


Raus hier. Einfach nach Hause.


Der Wagen wartete schon direkt vor dem Gebäude und zu meiner Überraschung waren mittlerweile auch alle Fotografen verschwunden. Sie hatten alles gesehen, was sie sehen wollten. Sie hatten uns gesehen. Verliebt.

Wüsste ich es nicht besser, hätte ich Caroline jedes gesprochene Wort sofort abgekauft. Ihr Lächeln wirkte nie aufgesetzt. Es ließ ihre Augen strahlen. Trotz der Lügen. Und genau das brachte mich dazu, vor dieser Frau großen Respekt zu verspüren. Sie war eine großartige Schauspielerin. In der Hinsicht hätte es mich gar nicht besser treffen können. Aber leider nur in der Hinsicht, denn sobald wir hinter den getönten Scheiben das Wagens verschwanden, verschwand auch ihr Lächeln und somit auch meine bis jetzt ziemlich gute Laune.


„Du musst dir unbedingt abgewöhnen, dich immer nach den Kameras umzusehen, Liam. Das ist einfach total idiotisch. Wegen dir kommen bei den Fans noch Zweifel auf." Ihre harsche Stimme verhinderte, dass ich den heutigen Abend in meinem Kopf noch einmal Revue passieren ließ und veranlasste mich stattdessen dazu schnell aufzusehen. „Was?" Sie sah unbeteiligt aus dem Fenster, während sie sich einzelne Strähnen aus dem Gesicht strich. „Hast mich schon verstanden." Natürlich hatte ich ihre direkte Kritik verstanden und ehrlich gesagt, hatte ich nur nachgefragt, um ihr vielleicht noch einmal die Chance zu geben, ihre Wortwahl zu ändern, um mich weniger anzugreifen. Doch ihr schien es egal zu sein.


Was hast du bitteschön erwartet? Gute Frage.


Als Antwort kam nur ein stummes Nicken meinerseits und somit hatte unsere Konversation auch schon ein Ende gefunden und zog eine unheimlich stille Fahrt mit sich.

ToxicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt