eleven

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Liam

Entgegen aller Erwartungen stand der Rotschopf pünktlich vor der Hautür und ich hätte vor Freude Luftsprünge machen können, wenn ich nicht schon ihre versteinerte Miene vom Fenster aus erkannt und gedeutet hätte.

Sie war sauer. Sehr sogar. Scheiße.

Widerwillig machte ich mich auf den Weg zur Tür, um sie nicht auch noch davor warten zu lassen. Mittlerweile wusste ich, dass sie es hasste und ich wollte schließlich unnötigem Ärger gleich aus dem Weg gehen, um so zu verhindern, dass sie mir gleich den Kopf abriss. Ich brauchte ihn ja schließlich noch, wenn auch nur für den heutigen Pressetermin.

Natürlich hatte mich die Aktion mit dem Anruf auf irgendeine Art und Weise gestärkt. Mir Sicherheit und vor allem Gewissheit gegeben. Gewissheit, dass ich es tatsächlich schaffen konnte Caro zu zeigen, dass ich nicht so schwach war, wie sie es dachte.

Aber eigentlich liegt sie damit doch richtig, oder etwa nicht?

Sicherlich lag Caroline gar nicht so falsch mit ihre Annahme, ich sei der Schwächere in unserer Beziehung, aber wie Majolie es mir so schön verdeutlicht hatte, kam es zwischen der Rothaarigen und mir nicht darauf an, dass ich ich selbst war, sondern eher, dass ich derjenige war, der es schaffte sie aus der Reserve zu locken. Sie sprachlos zu machen und sie damit auch gewissermaßen zu beeindrucken.

Du stehst auf sie.

Als ich meine vor Aufregung schwitzigen und zitternden Hände für wenige Sekunden betrachtete, wie sie sich um die Türklinke legten und sie herunterdrückten, wurde mich klar, dass ich es nicht mehr leugnen konnte. Caroline hatte mir den Kopf verdreht, so einfach war es.

Sie war einfach in mein Leben getreten und hatte es geschafft wieder alles auf den Kopf zu stellen. So, wie es Sophia damals auch schon getan hatte, nur dass es bei Caro anders war. Denn dieses Mal gab es klare Regeln. Und gegen diese verstieß ich.

Ich seufzte und schüttelte nur kurz den Kopf in der Hoffnung, ich könnte so meine Gedanken verjagen, damit ich der Frau, die sie bestimmte, mit der angemessenen Portion an Selbstvertrauen entgegentreten konnte.

Noch einmal tief durchatmen und Tür auf. "Hey."

"Hast du noch deine Augenbrauen gezupft oder wieso hat das so lang gedauert?" Sie trat mit schnellen und sicheren Schritten ein und schmiss gleich hinter sich die Tür zu, ohne darauf zu achten, dass ich eventuell noch hätte dazwischen stehen können. Ich versuchte die Unsicherheit herunterzuschlucken und folgte ihr ins Wohnzimmer. "Wir müssen gleich los."

Nicht einknicken, Liam.

Meine Lippen bildeten eine schmale Linie und ich bemühte mich gerade zu stehen, als ich mitten im Raum stehen blieb. Ich wollte mich groß machen, um wenigstens stark und stolz zu wirken.

Auf den großen Sofas verteilt saßen schon Harry und Zayn mit Grace auf dem Schoß. Alle drei blickten auf, als sie uns hörten und ich konnte sehen, wie Harry Caroline sofort angrinste: "Hey Caro. Wie geht's?"

Zu meinem Entsetzen musste Caroline bei seinen Worten auch sofort grinsen und gesellte sich dann direkt zu ihm, als wären beide schon lange gute Freunde. Oder mehr.

Bei dem Gedanken an Harry und Caroline, wie sie sich näher kamen, verengten sich meine Augen. Er sollte bloß die Finger von meiner Freundin lassen. Sofort, sonst würde ich auch ihm zeigen, dass ich anders konnte.

Als ich hörte wie unser Kies in der Hausauffahrt unter schweren Autoreifen knirschte, blickte ich aus dem Fenster und stellte mit Erleichterung fest, dass es sich um das Auto unseres Fahrers für den heutigen Termin handelte. Perfekter Zeitpunkt. "Wir müssen los. Caroline, beweg dich. Ich will nicht zu spät kommen."

ToxicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt