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Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass das Aufwachen am nächsten Morgen nach der Party alles andere, als schön werden würde. Trotzdem überraschte mich die Intensität des Schmerzes und vor allem die Übelkeit immer. So auch heute, als ich komischerweise auf der Couch in meinem alten Zimmer der Villa aufwachte. Um mich gleich vor den grauenhaft hellen Sonnenstrahlen, die mich am nächsten Morgen erwarten würden, zu schützen, hatte ich es noch die Jalousien herunterfahren lassen, bevor ich meine Ruhe auf der mit dunklem Leder überzogenen Couch gefunden hatte.

Wieso nicht in meinem Bett? Tja, das war eigentlich ganz einfach zu erklären. Zumindest wenn man den Großteil der Vorgeschichte und auch meine jetzigen Gedanken ignorierte und nur das Wesentliche sah.

Mühevoll drehte ich meinen Kopf so, dass sich mein müder Blick auf das große Bett richten konnte. Unter dem Chaos, was durch die vielen Decken und Kissen, die Grace mir bereitgestellt hatte, blitzten einige der knallrot gefärbten Haare hervor. Mehr sah ich nicht, doch es reichte mir schon, um die Erinnerungen an die vergangene Nacht wieder aufleben zu lassen. Wieder an die unzähligen und vor allem langen Küsse zu denken, die wir auch noch hier in meinem Zimmer ausgetauscht hatten. Ganz ohne unser Publikum, welches wir eigentlich mit dieser Show hätten überzeugen sollen. Doch das hatte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gezählt. Wurde einfach nicht mehr bedacht.

Keiner von uns hat wahrscheinlich überhaupt über irgendetwas nachgedacht. Die Strafe dafür kam wohl in Form des Katers und des schlechten Gewissens, was sich von Minute zu Minute weiter in meinem Körper ausbreitete und meinen Kopf noch mehr schmerzen ließ.

Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Was hatten wir uns nur dabei gedacht?

Gar nichts. Oder?

Ich hatte es genossen. Ja, wer würde es denn nicht genießen von einer gutaussehenden Frau geküsst zu werden? Ich, normalerweise. Doch was war überhaupt noch von dem alten Liam übrig? Von dem Mann, der nie einen Gedanken daran verschwendet hatte eine andere Frau außer Sophia zu küssen. Der sich geschworen hatte nur noch einer Frau in seinem Leben seine Liebe und somit auch sein Herz zu schenken?

Genau diese Vorsätze hatte ich mit der gestrigen Aktion gebrochen. Als ich Caroline immer und immer wieder geküsst, sie an mich gezogen und ihren Hals mit den Lippen erkundet hatte. Als ich ihre Berührungen genossen hatte.

War es ihr ähnlich ergangen?

Ich quälte mich so leise wie möglich von der Couch und streckte mich, als ich halbwegs sicher auf den schmerzenden Beinen stand und sich das Zimmer um mich herum aufgehört hatte zu drehen. Nie wieder Alkohol. Noch ein weiterer prüfender Blick auf die schlafende Frau in meinem Bett überzeugte mich davon, dass ich auch leise genug war. Schnell drehte ich den Kopf weiter, um nach einem der Kartons mit meinen Klamotten drin, Ausschau zu halten, da ich es gestern sogar noch geschafft hatte mich meiner Hose und meinem Shirt zu entledigen, so nur wie gewohnt mit Boxershorts geschlafen hatte und jetzt logischerweise etwas zum Überziehen brauchte. Die Suche gestaltete sich leichter als gedacht, da ich glücklicherweise alle der braunen Pappkisten beschriftet hatte. Auf den Zehenspitzen überbrückte ich die wenigen Meter bis zu meinem Ziel und hielt dann vor Konzentration die Luft an als ich meine Finger an den zusammengefalteten Deckel legte und die verschiedenen Pappschichten so geräuschlos, wie möglich auseinanderzog. Mit Erfolg.

Schnell wühlte ich mich durch den Berg an verschiedenfarbigen Shirts, Hemden und Hosen, um so schnell wie möglich etwas passendes zu finden und das Zimmer zu verlassen, ohne Caroline aufzuwecken. Ich wusste nicht, wie ich ihr nach dem gestrigen Abend begegnen sollte. Ich wusste auch so nie, wie ich mich in ihrer Gegenwart verhalten sollte, da wurde es unter diesen Umständen auch nicht einfacher.

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