Glück

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Childe öffnete langsam die Augen. So wie es schien, war er noch am Leben. Er lag halb über Zhongli, der ihn mit großen Augen anblickte.

"Hi...", hauchte er verlegen und streichelte ihm über die Wange. Zhongli lächelte schwach. Nach allem Anschein nach wurde er nicht getroffen. Trotzdem ging Childe sofort von ihm runter, falls er doch verletzt war. Als er sich aufsetzte, bemerkte er, wie ein Mann in Uniform hinüber zu Pulcinella lief, der zu Boden gegangen war.

"Sie sind vorläufig festgenommen", sagte der Polizist und legte ihm Handschellen an. Pulcinella fluchte und schaute auf sein Bein. Erst jetzt verstand Childe, was passiert war. Der Schuss war von der Polizistenwaffe gekommen, gerade noch rechtzeitig. Er blickte auf Pulcinellas Waffe, die am Boden lag. Der würde niemandem mehr wehtun. Childe atmete erleichtert auf und beobachtete, wie der Polizist anderen Einsatzkräften Befehle gab, die nun das Innere des Gebäudes stürmten. Erst jetzt erkannte er, dass es Xiao war.

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Zhongli war zufrieden. Alles war nach Plan gelaufen. Natürlich waren Xiao und er auch nicht alleine, sondern hatten Verstärkung mitgenommen. Jetzt konnten alle Fatui dingfest gemacht werden. Leider auch Childe. Aber es war vermutlich die einzige Möglichkeit gewesen, ihn zu retten. Zhongli hatte lange überlegt, bis er zu dem Schluss kam, dass es die richtige Lösung war. Doch was er gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. All das würde nichts an seinen Gefühlen für diesen Mann ändern.

Er lächelte Childe an und richtete sich allmählich auf. In dem Moment wo er sich vor ihm geworfen hätte, hätte alles Mögliche passieren können. Aber er hatte keine Angst gehabt, weil Xiao da war. Und alles war gut ausgegangen.

"Ich hab dich nicht verpfiffen. Xiao hat es selbst rausgefunden...er kannte dich vom Fahndungsfoto", sagte Zhongli betreten.

"Er ist ein Bulle. Unfassbar... so ein Pech kann auch nur ich haben, was...?", sagte Childe sarkastisch und lachte. Nichts desto trotz nahm er Zhongli in den Arm. Zusammen beobachteten sie, wie Xiao Pulcinella abführte.

"Du elender Mistkerl! Das wirst du hart bereuen!", fluchte Pulcinella und schaute Zhongli und Childe mit einem Todesblick an, bevor Xiao ihn in den Polizeiwagen drückte, der dann losfuhr.

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Childe seufzte auf und drückte sich fest an Zhongli. Schon surreal, dass er selbst der Polizei in die Arme gelaufen war, aber er bereute es nicht, sich Pulcinella widersetzt zu haben. Er liebte Zhongli mehr als alles andere. Und vielleicht sollte er nach allem aber auch einfach froh sein, das hier überlebt zu haben.

Wie er bereits erwartet hatte, kam auch Xiao schließlich auf die beiden zu.

"Ich muss auch dich festnehmen, Ajax", sagte er ernst.

"Ja, ich weiß. Ich hab Scheiße gebaut. Aber ich verspreche, nicht so viel...", gab Childe verlegen zu und fuhr sich durchs Haar.

"Das kannst du dann vor Gericht erzählen", entgegnete Xiao, "jedenfalls hast du indirekt geholfen, dass wir nach all den Jahren endlich die Fatui hinter Gitter bringen konnten. Vielleicht gibt der Richter dir Strafminderung..."

"Danke", antwortete Childe und lächelte schwach. Dann ließ er sich bereitwillig von Xiao die Handschellen anlegen.

"Xiao... dürfen wir einen Moment für uns haben?", fragte Zhongli vorsichtig.

"Ja. Es würde mir schon nicht entgehen, wenn er abhaut...", erwiderte Xiao und drehte sich diskret weg.

"Danke...", entgegnete Zhongli und wandte sich Childe zu, der seinen Liebsten sanft anlächelte.

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"Ich hab so Angst um dich gehabt... ich bin so froh, dass du lebst. Selbst wenn du ins Gefängnis musst, ich kann warten... mein Herz kann warten...", sagte Zhongli und drückte fest Childes Hand.

"Du kannst mich doch besuchen...vermute ich...", entgegnete Childe und lächelte schwach.

"Das mache ich. Auf jeden Fall...", versprach Zhongli und lächelte tapfer.

"Back ihm aber ja keine Feile in den Kuchen ein, ja? Wir sehen alles", warf Xiao ein und verschränkte die Arme. Zhongli lachte leicht. Das war typisch. Trotzdem war er überrascht, dass Xiao nach allem aufgehört hatte, ihm seine Beziehung auszureden.

Er drückte sich ganz eng an Childe und lächelte glücklich.

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Childe wollte Zhongli nicht gehen lassen, aber es war ja keine Trennung für immer. Der Gedanke, ihn bald wieder zu sehen, erfüllte ihn mit Hoffnung. Und er konnte es immer noch nicht fassen, dass ihre Liebe offenbar stärker war, als all das.

"Übrigens danke, dass du dich vor mich geworfen hast, um mich zu schützen. Das war so unfassbar mutig von dir", sagte Childe schließlich und sah Zhongli in die Augen.

"Ich konnte doch nicht zulassen, dass dieser Kerl meinen Freund abknallt", entgegnete er lachend, "ich liebe dich doch."

"Ich liebe dich auch", erwiderte Childe und sein Herz klopfte heftig. Er beute sich zu Zhongli und küsste ihn voller Liebe.

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Epilog

Zhongli war noch nie in einem Gefängnis. Dort würde er heute seinen Freund besuchen. Es war ihm egal, was andere über ihn dachten, denn er war fest davon überzeugt, dass Ajax in Zukunft ein besserer Mensch werden konnte. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er ihm über seine Vergangenheit erzählt. Er war arm gewesen und war irgendwann von Pulcinella auf der Straße aufgelesen worden. Dann war er immer mehr in dunklere Geschäfte verstrickt worden. Seine Tätigkeit als Host im Variete hatte ihm stets Spaß gemacht und sollte davon ablenken, dass die Fatui, die dort arbeiteten, in Wirklichkeit Dreck am Stecken hatten. Inzwischen war auch das Variete geschlossen worden, darum war es schade. Aber alles in allem konnte so die Kriminalität im Untergrund deutlich reduziert werden. Sein Boss hatte ihn zu kleineren Delikten gezwungen, Prügeleien, Kämpfe, Diebstähle, Schmuggel. Aber er hatte niemanden direkt ermordet. Nun würde er für seine Taten ein paar Jahre im Gefängnis bleiben müssen, aber nicht für die Ewigkeit.

Ein wenig aufgeregt war er schon, als er den Besuchsraum betrat, wo Ajax bereits an einem Tisch sitzend auf ihn wartete. Dieser freute sich schon sehr ihn zu sehen und strahlte übers ganze Gesicht.

"Hey, da bist du ja!", sagte er glücklich.

"Du strahlst so. Obwohl du im Knast sitzt?", fragte Zhongli überrascht.

"Ich bin glücklicherweise in einer anderen Einrichtung als Pulcinella. Jetzt kann nur noch alles besser werden!", erwiderte Childe erleichtert.

"Weißt du jetzt schon, wie lange du bekommen hast?", fragte Zhongli zögerlich.

"Zwei Jahre bei guter Führung", erwiderte Childe erleichtert, "ich habe wirklich Strafminderung bekommen!"

Zhongli traten Tränen der Erleichterung in die Augen, im nächsten Moment nahm er Childes Hände und drückte sie fest.

"Oh, ich bin so froh!", sagte er und lächelte.

"Ich auch... danach können wir endlich zusammen unser gemeinsames Leben aufbauen... weit weg vom Untergrund...", erwiderte Childe glücklich.

"Ja... das werden wir... ich kann es kaum erwarten", sagte Zhongli und linste um sich. Die Wachen schien es nicht sonderlich zu interessieren. Also beugte er sich einfach vor und küsste Childe zärtlich, der den Kuss nur zu gerne erwiderte.

"Wenn du mich regelmäßig besuchst, dann wird die Zeit bestimmt wie im Flug vergehen...", sagte er sanft. Zhongli nickte. Er konnte ihre gemeinsame Zukunft kaum erwarten – und sie waren jetzt schon dabei, davon das erste Kapitel zu schreiben...

# The End


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Danke, dass ihr bei "Back to the surface" dabei geblieben seid, sorry, dass ich so langsam im Hochladen war teilweise. Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen! <3


Back to the surfaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt