Es war kalt, aber die Sonne schien. Das Wetter hier am Meer war besser als in London. Sie waren wieder die Einzigen am Strand und nur die Rufe der Möwen durchbrachen das Rauschen des Wassers. Harry und Draco liefen eine Weile schweigend am Strand entlang und stoppten an dem altbekannten Baumstamm. Harry setzte sich, aber Draco blieb stehen.
»Setz dich doch«, bat der andere, aber Draco schüttelte den Kopf.
»Es tut mir leid ...«, sagte dieser und zog die Schultern hoch. Verwirrt sah Harry ihn an.
»Was tut dir leid?«
»Alles, einfach alles. Bei Merlin, wir haben uns Jahre nicht gesehen, wir haben uns auf eine Art gehasst und nun ... ich belaste dich mit meinen Problemen, du lässt mich bei dir wohnen, besorgst mir einen Job und ... und ich weiß nicht, wie ich das je wieder gutmachen soll«, sagte Draco und fuhr sich durch die Haare. Harry stand auf und hielt ihn an den Oberarmen fest.
»Hey, lass das. Es stört mich nicht, hörst du! Ich hab dich gerne um mich, mich stören deine ‚Probleme' nicht, mich stört unsere Vergangenheit nicht. Ich will dir helfen und ich will, dass es dir besser geht. Hör bitte auf dich selber so klein zu machen«, sagte er. Draco sah ihn einfach nur an und ließ irgendwann seinen Kopf gegen Harrys Brust sinken. Für einen Moment war Harry überrascht, dann aber legte er seine Arme um Draco und ließ ihn weinen.
»Tut mir leid ...«, sagte Draco irgendwann und drückte sich etwas von Harry ab. Dieser lächelte.
»Hör auf, dich immer zu entschuldigen«, sagte er und Draco nickte lächelnd.
»Danke«, sagte er.
»Schon gut und du meinst, du kommst klar mit Ron?«
»S-Sicher, wenn er das alles auf sich nimmt, dann werde ich wohl mit ihm klarkommen. Ich meine, ich weiß nicht, ob ich diese Chance verdient habe, aber ja ich werde das schaffen. Ansonsten verkriech ich mich einfach unter dem nächstbesten Haufen mit Juxzauberstäben«, sagt Draco.
»Dray ...«, sagte Harry belustigt.
»Schon gut ich mach es ja nicht und hast du gerade Dray gesagt?«
»Oh, sorry ist mir rausgerutscht.«
»Ist okay, sag es. Ich mag das«, sagte Draco grinsend.
»Ist gut. Also wollen wir vielleicht was essen gehen?«, fragte Harry dann.
»Hier?«
»Ja, hier gibt es eine Fish and Chips Bude, wenn du magst«, Harry wies zur anderen Seite des Strands.
»Klar gerne«, sagte Draco und folgte dem anderen.
Am frühen Abend kehrten sie zurück. Sie hatten beide den Tag am Strand genossen. Harry räumte gerade das Geschirr vom Abendessen weg, als Draco in die Küche trat.
»Ich ... ich würde noch mal weggehen, wenn das okay ist«, sagte er unsicher. Irritiert sah Harry ihn an.
»Du bist hier kein Gefangener. Auch wenn es mir lieber wäre, ich könnte auf dich aufpassen«, sagte er grinsend.
»Ja, ich weiß. Ich will nur jemanden besuchen. Ich bin gegen Mitternacht zurück.«
»Alles klar. Mach nur. Und für den Notfall haben wir ja das«, sagte Harry und wies auf die feine schwarze Linie, die sich um sein Handgelenk wand.
»Ja, richtig aber es wird nichts passieren. Bis später«, sagte Draco und verließ die Küche. Harry seufzte, er widerstand dem inneren Drang, ihm nachzugehen, und räumte das letzte Geschirr weg.
Draco apparierte ins Zentrum von London. Es dämmerte bereits, als er vor dem Mehrfamilienhaus in Soho in der Old Compton Street stand. Hier tobte das Nachtleben auch in der Woche und Draco fand schon immer, dass die Gegend zu Blaise irgendwie passte. Er drückte die Klingel und der Türsummer ließ ihn ein. Er stieg in den vierten Stock und kaum, dass er vor der Tür stand, wurde er in kräftige Arme gezogen. Draco sank gegen die Brust des Größeren. Der Geruch nach herbem Aftershave und Tinte war unverkennbar.

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Fiksi PenggemarWas macht uns aus? Sind es unsere Taten in der Vergangenheit, die Wege, die wir einschlagen oder die Persönlichkeit, die wir glauben, zu haben? Das alles fragt sich der inzwischen einundzwanzigjährige Harry Potter, als vollkommen unerwartet Draco Ma...