Kapitel 9

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Draco lag lange wach. Er starrte an die Decke und wusste einfach nicht, was er machen sollte. Ja, er liebte Harry, da war er inzwischen mehr als nur sicher, aber hatte Blaise wirklich recht und der andere empfand auch mehr als nur bloße Freundschaft? Aber selbst wenn, hätten sie überhaupt eine Zukunft? Harry Potter und Draco Malfoy, die Menschen würden es nicht verstehen. Nein, es ging einfach nicht. Seufzend drehte sich Draco auf die Seite und fiel in einen unruhigen Schlaf.

»Du musst mich wirklich nicht bringen«, sagte er am nächsten Morgen, als sie gerade das Frühstück beendet hatten.

»Ich weiß, aber ich will es, okay?«, sagte Harry und ließ mit einem Wink seines Zauberstabes das Geschirr verschwinden.

»Musst du nicht auch zur Arbeit?«, fragte Draco noch immer unbehaglich.

»Sicher, aber ich kann mir meine Zeit einteilen, also Malfoy hör auf zu diskutieren und komm. Wir wollen doch nicht, dass du an deinem ersten Tag zu spät bist«, sagte Harry und warf sich seinen Umhang um. Seufzend und sich seinem Schicksal ergebend nahm auch Draco den seinen und folgte Harry aus dem Haus. Sie apparierten vor den »Tropfenden Kessel« und betraten das Lokal. Jetzt am frühen Morgen war es so gut wie leer. Nur eine Handvoll Menschen saß an den Tischen und schien zu frühstücken. Harry betrachtete Draco, während sie durch den Raum liefen von der Seite. Der andere machte sich ganz automatisch kleiner und zog die Schultern hoch. Er schien sich sichtlich unwohl zu fühlen, sobald er Angst haben musste, erkannt zu werden. In dem Muggel-Restaurant war das was anderes gewesen, aber hier kannte jeder Draco Malfoy und dessen Geschichte. Doch sie hatten Glück, niemand im Raum schien sich groß für sie zu interessieren. Als sie wenige Augenblicke später die Winkelgasse betraten, war es auch hier noch sehr leer. Sie liefen schweigend nebeneinanderher, bis Draco das Wort ergriff.

»Noch mal wegen gestern ...«, setzte er an.

»Draco, alles gut. Du kannst gehen und treffen, wann und wen du willst. Ich bin vielleicht etwas zu überbehütend«, unterbrach Harry ihn lachend.

»Nein, das ist es nicht. Blaise ... also er und Lucas, sie haben mich für Freitag zum Essen eingeladen.«

»Okay, das ist doch nett.«

»Blaise fragte, ob du vielleicht auch kommen möchtest. Du musst nicht, es ist nur ...«

»Hey Draco alles okay, ich komme gerne mit. Blaise mal wiederzusehen, das wird sicher nett«, sagte Harry lächelnd.

»O-Okay, dann sage ich ihm zu.«

»Ja, mach das«, sagte Harry und blieb stehen. Draco sah irritiert nach vorne. Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie schon so weit gegangen waren. Vor ihnen lag nun »Weasleys Zauberhafte Zauberscherze«. Der Laden war noch bunter und fröhlicher, als Draco ihn in Erinnerung hatte. Seit Ende des Krieges war nicht mehr hier gewesen. Er mied die Winkelgasse, kam nur her, um Geld zu holen, und seit er bei seinen Eltern rausgeflogen war, tat er auch das nicht mehr. Er atmete tief durch, als er Harrys Hand auf seiner Schulter spürte.

»Du machst das schon. Ich hole dich um 17 Uhr hier ab und dann hab ich eine Überraschung für dich«, sagte er und grinste.

»Aha und was?«

»Malfoy, wenn ich dir das jetzt sage, ist es doch keine Überraschung mehr. Lass dich nicht ärgern«, sagte Harry, drückte ein letztes Mal Dracos Schulter, dann wandte er sich ab und lief zurück in Richtung »Tropfender Kessel«. Draco seufzte tief, straffte die Schultern und klopfte an die noch geschlossene Ladentür. Es dauerte nur wenige Momente, dann wurde ihm geöffnet. Ein grinsender George Weasley stand in der Tür.

»Ah ja, der Neue. Komm rein!«, sagte er und trat auf die Seite. Im Innern des Ladens türmten sich Scherzartikel und Süßigkeiten, neben vielen anderen Dingen und ein Geruch nach Popcorn und Zuckerwatte lag in der Luft. Zögernd trat Draco ein und blieb unschlüssig stehen.

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