Kapitel 43

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Es war mitten in der Nacht, als ich aufwachte, weil ich hörte, wie eine Tür zugeschlagen und der Schlüssel im Schloss gedreht wurde.
Müde rieb ich mir die Augen - und verstand zuerst nicht, wo ich war, bis ich einen gleichmäßigen Atem in meinem Nacken spürte. Ein schwerer Arm war um meine Taille geschlungen und drückte mich an einen großen Körper, an eine harte Brust. Meine Nackenhärchen stellten sich auf und die ungewohnte und wohlige Wärme ließ mich alles um mich herum vergessen.
Meine Alarmglocken funktionierten erst, als Zayns Stimme erklang.
"Eli? Bist du noch wach?", rief er, während er aus dem Flur ins Wohnzimmer geschleudert kam - seinen Pulli in der Hand.

Ich lag in Aidans Armen.
Ich lag verdammt nochmal in Aidan Negros Armen! Wie hatte das passieren können? Sofort versuchte ich mich aus der Umarmung zu schälen, doch er ließ mich nicht gehen. Sein eiserner Griff umklammerte mich.

"Party schon vorbei?", flüsterte ich als Antwort auf seine Frage.

Erschrocken sprang er zurück. "Oh Gott... Eli!", schimpfte mein großer Bruder und hielt sich die Hand ans Herz. "Ich dachte, du bist oben."

Ich musste lächeln, als ich mir sein erschrockenes Gesicht vorstellte, das ich dank der Dunkelheit leider nicht sehen konnte. Als ich dieses Mal Aidans Hand wegschob, ließ er es ohne Widerstand geschehen. Erleichtert setzte ich mich auf, ohne ihn zu wecken.

"Nein... Ich bin hier eingeschlafen..."

Meine Gedanken schweiften noch einmal ein paar Stunden zurück ab. Wie Aidan mit verweinten Augen zu mir gekommen war, wie betrunken er anfangs gewesen war, wie verzweifelt er geklungen hatte. Und dann erinnerte ich mich an die Art, wie ich ihn festgehalten hatte, um ihn zu trösten. Und wie auch er die Arme um mich geschlungen und mich so nah wie nur möglich an sich gedrückt hatte. Ich wusste nicht, wie lange wir so dort gesessen hatten - einander umschlungen wie schon lange nicht mehr -, doch es hatte gereicht, um einzuschlafen. Es hatte dazu gereicht, dass wir uns hingelegt hatten, obwohl ich mich nicht daran erinnerte.

Zayns Blick fiel auf den Körper hinter mir. "Ist das...?"

Er ließ die Frage zur Hälfte unausgesprochen in der Luft hängen und ich schloss kurz die Augen. Wie das für ihn nur aussehen musste!

"Ja. Es ist Aidan.", gab ich zurück. "Und bevor du etwas sagst... Es ist nicht so wie du denkst. Lass uns das in der Küche klären."

Mit den Worten stand ich auf, deckte Aidan möglichst unauffällig wieder richtig zu und ging in die Küche. Mein Bruder folgte mir wortlos und holte sich erstmal eine Dose seiner heißgeliebten Energydrinks aus dem Kühlschrank, in dem auf der einen Seite alles mit 'Red Bull' und 'Monster Energy' vollgestellt war.

"Ich höre", meinte er, bevor er sich den Inhalt der blauen Dose in den Rachen kippte.

Ich verzog das Gesicht. So viel auf einmal von diesen pappsüßen Zeug konnte nicht gut sein.
Mit den Händen stützte ich mich an der Theke ab, bevor ich mich hochzog und schließlich neben dem Waschbecken saß. Es war dieselbe Stelle, auf die Aidan mich damals gesetzt hatte. Dieselbe Stelle, an der er mich leidenschaftlich und verlangend geküsst hatte. Welch eine Ironie also, dass dieses Gespräch sich um ihn drehte.

"Er ist aus den Nichts einfach aufgetaucht", begann ich, während ich überall hinschaute. Nur nicht in die Augen des Rothaarigen. "Er... er war komplett dicht - hat sich scheinbar irgendwo besoffen. Ich schätze, es ist wegen seiner Mutter, denn sowas hat er erwähnt." Ich schluckte schwer, als ich an Monicas lächelndes Gesicht denken musste. "Ich konnte ihn in diesem Zustand doch nicht einfach wegschicken! Also... habe ich ihn auf die Couch gebracht."

Zayn stellte die wahrscheinlich bereits leere Dose neben sich ab, während er mich musterte.

"Und wie kam es zur der Kuscheleinheit?"

Zerschmettert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt