Unser Zuhause

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„Na endlich!" brüllt Melissa als wir reinkommen. „Das wäre niemals passiert, wenn du nicht immer auf diese dummen Ideen kommen würdest!" Jetzt schaut sie mich an und wartet auf eine Antwort. Ich versuche mich zusammenreißen. Das tue ich wirklich. Doch wenn ich betrunken bin, dann funktioniert das leider nicht so gut.

„Weißt du was Melissa, du gehst mir so dermaßen auf die Nerven, dass ich gar nicht weiß was wir ohne dich tun würden." Sie hebt die Augenbrauen und schaut verwirrt. „Nein, wirklich. Was würden wir nur ohne Menschen wie dich tun? Das Leben wäre doch sowas von langweilig. Ich bin echt froh, dass Harry dich hat. Du bist nicht nur seine Freundin sondern auch gleichzeitig seine Mutter und seine Anwältin." Ich drehe mich zu Harry. „Tolle Freundin hast du." Ich sehe zu den anderen und gehe zu Tommy und Ricky. „Habt ihr Hunger?" Keiner spricht auch nur ein Wort. Sie nicken nur. Der Abend verläuft ganz gut. Melissa würdigt mir keinen Blick. Nicht das ich etwas dagegen hätte, aber auch Harry meidet meinen Blick. Scheiss drauf.

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Wir sitzen zu viert am Esstisch und Frühstücken als Jeremy zu reden beginnt. „Wir haben Neuigkeiten für euch." Er räuspert sich und sieht zu Lucy die ihn anlächelt. „Wir haben uns entschlossen uns etwas eigenes zu suchen." Als sie Harry's und meinen Blick sehen, ändert sich auch ihre Miene. „Jetzt tut nicht so als hätten wir gerade Schluss gemacht!" Lacht Lucy und hält meine Hand. „Wir lieben es hier. Mit euch zwein. Aber Jeremy und ich müssen lernen selbständig zu sein. Zurzeit haben wir das Gefühl, dass ihr zwei euch um alles kümmert. Wir haben eine Wohnung gefunden die hier in der Nähe ist. Die Wohnung ist einfach toll und sogar möbliert. Wir könnten sogar gleich morgen einziehen. Und ihr zwei hättet dann mehr Platz. Harry wollte doch schon immer ein Kino-Raum. Das könntet ihr aus unserem Zimmer machen und müsstet nicht euren Gästezimmer opfern." lächelnd wartet sie auf unsere Reaktion.

„Ich freue mich für euch, aber wir haben euch gerne hier." sage ich und drücke ihre Hand.

„Das wissen wir. Aber es wird Zeit auf eigene Beine zu stehen. Ihr habt uns in einer schweren Situation geholfen und das werden wir nie vergessen. Aber jetzt haben wir genug gespart für eine eigene Wohnung." Harry nickt und lächelt.

„Wenn es das ist was ihr wollt, dann bin ich glücklich für euch." sagt Harry und sieht dabei zu mir.

Wir essen auf und beschließen heute schon die Sachen von Jerry und Lucy rüberzubringen. Ich freue mich für die beiden aber mich lässt der Gedanke nicht los, dass Harry und ich jetzt alleine in der Wohnung sein werden. Die Wohnung gehört zwar Harry und unsere Eltern sind nur deswegen so oft im Ausland, weil wir zusammenleben, aber trotzdem lässt mich der Gedanke nicht los, dass einige etwas dagegen haben werden. Melissa zum Beispiel.

Gegen Mitternacht kommen Harry und ich nachhause und setzen uns auf die Couch. "Harry?" von Harry kommt nur ein leises "Hmm" zurück. Als er nichts mehr sagt, rede ich weiter. "Wenn du es möchtest, oder wenn du dich unwohl fühlst, dass wir jetzt zu zweit hier wohnen, dann kann ich auch umziehen." Mit der Hoffnung, dass er das auf keinen Fall möchte, sehe ich ihn abwartend an. Er sagt nichts. Er schaut mich nur an. "Es ist wirklich nicht so schlimm. Ich werde es verkraften. Irgendwie." Ich seufze. "Vielleicht werde ich für eine kurze Zeit Depressionen habe und wahrscheinlich auch auf der Straße landen, denn so schnell werde ich keine eigene Wohnung finden und auch wird es schwer sein, alleine zu leben." kurze Pause-ich seufze noch lauter. "Ich werde wahrscheinlich für einige Monate nicht mehr ich selbst sein und meine Freunde, insbesondere meinen besten Freund vernahlässigen, sogar ganz verlieren, aber das ist ja  nicht so wichtig, denn-" ich werde unterbrochen.

"Halt einfach den Mund und lass und schlafen gehen." Harry steht auf und reicht mir die Hand. Ich nehme sie und er zieht mich auf die Beine. "Das war echt nett von dir." da er nicht weiter redet, frage ich ihn was genau er meint. "Das was du zu Melissa gesagt hast." Sofort steigt meine Wut. Doch ich lasse es mir nicht anmerken.

"Es tut mir leid." flüstere ich stattdessen. Wir stehen vor unseren Schlafzimmertüren und bevor wir sie betreten, hält Harry mich am Arm zurück.

"Nicht bei mir musst du dich entschuldigen." Mit diesen Worten betretet er sein Schlafzimmer und schließt die Tür vor meiner Nase. Ich bleibe kurz noch stehen und gehe dann zu mir.

Eine komische Welle an Trauer überkommt mich, während ich da liege und über Harry's Worte nachdenke. Nicht weil er harsch oder gemein zu mir war, sondern weil er sie in Schutz genommen hat. Sofort verfallen diese Gedanken, denn im Endeffekt ist es ja seine Freundin. Seine feste Freundin. Die er liebt. Die er wertschätzt. Natürlich hält er zu ihr. So gehört sich das doch, oder? Aber als er im Auto meine Hand hielt, fühlte es sich so an, als würde ich ihm mehr bedeuten. Als wäre Ich diejenige die er braucht. 

Lange Zeit zum nachdenken bleibt mir nicht, da meine Augen schwer werden und ich langsam in den Schlaf falle.

Für immer? Vielleicht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt